Als „maximaler Underdog„ ins zweite Endspiel

Vilnius (dpa) · Ende der Ära Nowitzki oder Einzug ins EM-Viertelfinale: In der „Hölle von Vilnius“ steht für die deutschen Basketballer an diesem Sonntag eines der wichtigsten Spiele der jüngsten Vergangenheit an.

Nur ein Sieg hält den Olympia-Traum am Leben, doch Angst haben NBA-Champion Dirk Nowitzki und seine Kollegen nicht. „Das wird ein Hexenkessel. Wir freuen uns darauf, hier zu gewinnen und den Gastgebern zu zeigen, dass auch Deutschland gute Basketballer hat“, sagte Bundestrainer Dirk Bauermann vor dem letzten Zwischenrundenspiel gegen den EM-Ausrichter.

11 000 basketballverrückte Litauer werden ihr Team in der Siemens Arena nach vorne peitschen, aber gerade daraus ziehen Deutschlands Riesen Energie. Nach dem Zittersieg gegen die Türkei gehen sie ohne Furcht ins nächste Endspiel. „Win or go home, und das in einer vollen Bude - das wird ein Spaß“, sagte Nowitzki vor dem eventuell letzten Länderspiel seiner Karriere.

Der Traum der deutschen Korbjäger von der zweiten Olympia-Teilnahme in Serie lebt weiter. Dass es die Mannschaft aus eigener Kraft schaffen kann, das Viertelfinale zu erreichen, hätte ihr zu Beginn der Zwischenrunde kaum einer zugetraut.

Schlagen die Türken im ersten Spiel am Sonntag Vize-Europameister Serbien, reicht der Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) ein Sieg gegen Litauen, egal in welcher Höhe. Gewinnen die Serben, müssen Nowitzki und Co. mit elf Punkten Unterschied siegen.

„Natürlich würden uns die Türken einen großen Gefallen tun, wenn sie die Serben schlagen“, sagte Bauermann. Doch auch wenn am Ende ein Elf-Punkte-Sieg gegen Litauen nötig ist, wäre Bauermann nicht bange. „Wir haben die Erfahrung und die Qualität, müssen aber die Ruhe bewahren“, meinte der Krefelder. „Wir warten einfach ab, wie das Spiel zuvor läuft, und dann werden wir bereit sein.“

Allerdings sind die Litauer ein harter Brocken. Gegen Serbien zeigten die Hausherren angetrieben von ihren fanatischen Anhängern eine Basketball-Gala und knackten als bislang einziges Team die 100-Punkte-Marke (100:90). Auch gegen Mitfavorit Frankreich hielten die Litauer beim 67:73 gut mit. „Man darf sie nicht ins Rollen kommen lassen. Wir müssen den Rhythmus kontrollieren“, meinte Bauermann. Auch für ihn könnte das Spiel das letzte als Bundestrainer sein. Bei einer Niederlage würde er nur noch Trainer beim FC Bayern München sein.

Von dort kam am Wochenende ganz besondere Unterstützung. Fußball-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger wünschte den Basketballern in einer Videobotschaft bei „Sport1“ viel Erfolg und lud das Team im Falle des Weiterkommens in die Allianz Arena ein. „Das ist natürlich eine tolle Sache“, sagte Bauermann. „Bastian ist ein großer Basketball-Fan. Wir stehen ständig in Kontakt“, ergänzte Kapitän Steffen Hamann.

Sorgen, dass sie vor der großen Kulisse verkrampfen, haben die Deutschen nicht. „11 000 Zuschauer sind nichts. Ich habe in der NBA 41 Auswärtsspiele pro Saison, und da kommen meist mehr als 20 000 Fans“, meinte Center Chris Kaman. Philipp Schwethelm, gegen die Türkei mit wichtigen Dreiern der Matchwinner, sieht es ähnlich. „Die Stimmung spornt nicht nur den Gastgeber an, sondern auch den Gegner. Das schweißt noch mehr zusammen.“ Spielmacher Heiko Schaffartzik verspürt ebenfalls mehr Vorfreude als Angst. „Wir gehen als maximaler Underdog in die Partie und haben genügend Spieler, die die Eier haben, ein Spiel zu entscheiden.“

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