Basketball: Der TV hat Gladiator Tim Weber auf einer Autofahrt durch Trier begleitet

Trier · Tim Weber ist ein außergewöhnlicher Gladiator: Der US-Amerikaner spielt nicht nur für Trier in der zweiten Basketball-Bundesliga, er arbeitet auch als Kinderbetreuer auf der Airbase Spangdahlem. Wie er alles unter einen Hut bekommt, und warum ihm die Kupplung seines Autos manchmal Probleme bereitet, hat der 22-Jährige dem TV während einer Autofahrt durch Trier erzählt.

Basketball: Der TV hat Gladiator Tim Weber auf einer Autofahrt durch Trier begleitet
Foto: (g_sport

Trier. So viel schon mal vorab: Er würgt den Wagen kein einziges Mal ab. Nicht auf dem Parkdeck bei der Anfahrübung, nicht an der Ampel auf der Zurmainer Straße, auch nicht beim Einparken vor der Arena. Der Umgang mit der Kupplung bereitet Tim Weber immer weniger Probleme. Weber ist in seiner Heimat nur Autos mit
Automatikgetriebe gefahren: "Kupplung und Schaltknüppel sind neu für mich", sagt der 22-Jährige. Damit sich der Flügelspieler der Gladiators Trier an seinen Fiesta mit Schaltgetriebe gewöhnt, nimmt Weber Fahrstunden - genauer gesagt Anfahrstunden, denn fahren kann der US-Amerikaner ja schon, nur im Umgang mit der Kupplung hat er noch so ein paar Probleme. Sein Lehrer ist ebenfalls ein Gladiator: Stefan Kölbel, Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Seit ein paar Wochen kurven die beiden durch Trier. Parken, Anfahren, Autobahn, Stadtverkehr - das übliche Fahrschul-Programm. Am Donnerstagmittag ist es wieder so weit.

Weber kommt gerade aus der Halle, die Vormittagseinheit liegt hinter ihm. "Okay, let's go", sagt der 2,03-Meter-Mann und quetscht sich in den Fiesta. Neben ihm, auf dem Beifahrersitz, nimmt Kölbel Platz: Kurze Absprache, Motor an, Rückwärtsgang rein, Schulterblick, dann geht es vorwärts. Langsam aber sicher zuckelt der Ford die Rampe zum Globus-Parkdeck hinauf. Anfahren und Einparken steht dort oben auf dem Programm.
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Tim Weber stammt aus Rosebourg, einer 20 000-Einwohner-Stadt im US-Bundesstaat Oregon. Aufs College geht er in Ashland, spielt dort für das Basketballteam. Seine ganze Familie ist sportbegeistert. Der 20-jährige Bruder spielt Basketball am College, die sechs Jahre jüngere Schwester ist erfolgreiche Volleyballerin. "Ich bin ein echter Familienmensch, meine Verwandten fehlen mir sehr, aber sie werden mich bald in Trier besuchen kommen." Seit kurzem wohnt seine Freundin mit ihm an der Mosel. "Zusammen wollen wir bald Deutsch lernen", erzählt er. "Wenn die Leute langsam sprechen, verstehe ich schon eine ganze Menge - das Sprechen fällt mir allerdings noch schwer." In der Schule hat Weber vier Jahre Deutsch gelernt, zudem hat er deutsche Vorfahren: Seine Ur-Großeltern siedelten einst von Deutschland aus in die USA über. "Ich bin dabei, mich um einen deutschen Pass zu bemühen", erzählt er.
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Weber und Kölbel rollen am Moselufer entlang. Rechts geht's auf die Kaiser-Wilhelm-Brücke. Dann springt die Ampel auf Rot - Stopp. Die Sekunden ticken runter, es herrscht Stille im Auto. Der Gladiators-Wagen ist der erste an der Ampel, dahinter eine lange Schlange. Dann springt die Ampel um, Gelb, Grün - es geht los. Ganz langsam die Kupplung kommen lassen ... das Auto hoppelt nach vorne, dann rollt es los. Weber lächelt erleichtert. "Ich würge es fast gar nicht mehr ab."
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Weber ist kein normaler Gladiator. Bei ihm ist das alles ein bisschen anders als bei seinen Teamkollegen. Der 22-Jährige ist kein Profi, er hat in Trier einen Amateurvertrag unterschrieben. Dem Verein fehlt das Geld, um einen weiteren Profi-Spieler zu bezahlen. Weber weiß das, als der Kontakt an die Mosel im Sommer entsteht. Doch der Mann aus Oregon will trotzdem nach Trier, unbedingt. "Ich wollte einfach Basketball spielen, das Konzept der Gladiators hat mich überzeugt, Geld ist mir nicht so wichtig," Daher finden Verein und Spieler eine andere Lösung. Weber hat in den USA Lehramt studiert. Vor seinem Umzug nach Deutschland hat er sein Referendariat abgeschlossen - ist ausgebildeter Grundschullehrer. Da entsteht die Idee: Vielleicht kann er auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem in der Eifel hauptamtlich in seinem Beruf arbeiten und gleichzeitig mit einem Amateurvertrag für die Gladiators auf Körbejagd gehen. Der Plan geht auf: Seit ein paar Wochen arbeitet Weber auf der Base - zwölf Kinder betreut der 22-Jährige.DIE NEUEN GLADIATOREN TEIL VII - TIM WEBER


Los geht's für ihn morgens um 6.30 Uhr auf der Base. Von Detzem aus, seinem Wohnort, sind es gut 30 Kilometer in die Eifel. "Von zehn bis zwölf Uhr ist dann Training in Trier, danach, von 14 bis 17 Uhr, bin ich wieder auf der Base", erzählt Weber. Ganz schön stressig, aber für Mister Tim, wie die Kinder ihn nennen, kein Problem. "Die Arbeit mit den Kids gibt einem so viel, es ist toll zu sehen, wenn sie Neues dazulernen - das entschädigt für so vieles."
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Vor ein paar Wochen, als Weber noch nicht auf der Base arbeitet, fährt er schon mal nach Spangdahlem. Es gibt dort ein paar Sachen zu klären. Er steht mit seinem Gladiators-Auto am Haupttor des Stützpunkts, muss seinen Pass zeigen. Hinter ihm Dutzende Fahrzeuge. Dann winkt der Soldat an der Pforte ihn durch, Weber kann fahren. Doch Weber fährt nicht, es klappt nicht. Immer und immer wieder würgt er den Wagen ab. "Die Leute hinter mir haben sich kaputtgelacht." So etwas passiert ihm heute nicht mehr.
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Weber ist angekommen in Deutschland, kann sich nach eigenen Angaben vorstellen, länger im Land seiner Vorfahren zu leben. Auch im Team der Gladiators hat er sich festgespielt. Gehört durch seine uneigennützige Spielweise zu den Stützen im Team von Trainer Marco van den Berg und erzielt im Schnitt 5,7 Punkte pro Spiel, sammelt knapp drei Assists im Schnitt. Auch auf der Airbase hat sich Mister Tim mittlerweile einen Namen gemacht - er fällt auf, allein schon durch seine Größe. Dabei hatte man ihn an seinem ersten Tag auf dem US-Stützpunkt noch für jemand ganz anderes gehalten: "Als ich mit dem bunten Gladiators-Auto vor meiner Arbeitsstelle auf der Base gehalten habe, dachten die Leute, ich wäre der Pizza-Lieferant", erinnert sich Weber und fängt an zu lachen.
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Mittlerweile ist der Gladiator-Fahrschul-Express wieder an der Arena angekommen. Weber ist zufrieden, Kölbel auch - "sehr gut gefahren", findet der Fahrlehrer. Vielleicht wird es die letzte Fahrt der beiden gewesen sein.Extra

 Langsam die Kupplung kommen lassen ... Gladiators-Mitarbeiter Stefan Kölbel übt mit Tim Weber das Fahren mit Schaltung. TV-Foto: Marek Fritzen

Langsam die Kupplung kommen lassen ... Gladiators-Mitarbeiter Stefan Kölbel übt mit Tim Weber das Fahren mit Schaltung. TV-Foto: Marek Fritzen

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Jena-Heimspiel: Es sind Namen, die nach Basketball-Bundesliga klingen: Immanuel McElroy oder Guido Grünheid. Die beiden haben jahrelang für Teams in der BBL gespielt (Berlin, Köln, Braunschweig), nun allerdings gehen sie für Science City Jena auf Körbejagd. Am Sonntagabend sind beide mit ihrem Team bei den Gladiators Trier zu Gast: Los geht's um 17.30 Uhr in der Arena Trier. Jena gehört zu den Aufstiegsfavoriten und belegt vor dem Doppelspieltag an diesem Wochenende Tabellenplatz zwei, hat bisher nur ein Spiel verloren (gegen Spitzenreiter Gotha). Neben McElroy und Grünheid ragt vor allen Dingen der US-Amerikaner Jelani Dakari Hewitt bei den Thüringern heraus. Der Shooting Guard kommt auf durchschnittlich 14 Punkte pro Spiel. Zudem spielt mit Oliver Clay ein ehemaliger Trierer im Team von Trainer Björn Harmsen.

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