Sport Bitburger Basketball-Legende: Deny und ein Stückchen Forrest Gump

BITBURG · Ein ruhe- und rastloser älterer Herr verzaubert seit mehr als 30 Jahren die Basketballer des TV Bitburg: der Amerikaner Deny Lemmon.

 Der Bitburger Trainer Deny Lemmon

Der Bitburger Trainer Deny Lemmon

Foto: TV/Jürgen C. Braun

„Wo is the Ball? Oh, meine heart tut weh, wenn ich sehe, what you mach.“ Der drahtige ältere Herr – in Trainingsklamotten und mit Base-Cap auf dem Kopf – steht wie ein Fels in der Brandung der jungen Nachwuchs-Spielerinnen und Spieler des TV Bitburg und gibt Kommandos. Laut, beobachtend, eingreifend, korrigierend. Niemals aber schnarrend, bellend, scharf.

Denn Deny Lemmon ist neben seiner Tätigkeit als Basketball-Coach vor allem eines: Er ist Pädagoge. Vorbereiter auf das Leben, Mittler zwischen Alt und Jung, zwischen Kür und Pflicht, zwischen Spaß und Verantwortung. Seit mehr als 50 Jahren seines mittlerweile 74-jährigen Lebens. Mehr als 30 davon hat er in der Eifel verbracht. In allen möglichen Hallen, in denen Körbe hängen. So wie heute in der Südschule. Mitten in Bitburg.

Deny ist das, was man einen Kosmopoliten nennt. Ein Rast- und Ruheloser. Der Mann aus Washington D. C. war zeit seines Lebens im Dienste der US Army unterwegs. Als Lehrer von Kindern Armee-Angehöriger. „Nicht nur Basketball und Sport“, erzählt er , während wir uns in einen kleinen Nebenraum der Schule verzogen haben. Ein „teacher in science“ sei er gewesen. Naturwissenschaften also. Mathe, Bio, Chemie. Alles, was spannend ist für junge, heranwachsende Menschen. Für manche mehr, für manche weniger.

Deny erzählt bereitwillig aus seinem Leben, so wie es einst Forrest Gump auf einer Parkbank tat. Von zu Hause trieb es ihn früh fort. Die Army suchte Leute wie ihn nach dem Studium. Und die Army war überall, Deny also bald auch. Okinawa, Manila, Madrid. „Anywhere else. Around the globe.“ Einmal rund um den Globus.

Irgendwann in den 1980ern ist er in Deutschland hängengeblieben. Da war zunächst die Schule in Wiesbaden. Dann kam die Eifel, kam Spangdahlem, wo er als Lehrer wirkte. Eine Region und ein Ort, die Schicksal spielen sollten für ihn. In der Südeifel schlug er Wurzeln, lernte seine Frau Elfriede kennen.

Und er wurde zum Glücksfall für den TV Bitburg und dessen Basketball-Abteilung. „Menschen wie Deny bräuchten wir mehr im Verein. Viel mehr“, sagt Yvonne Roller, die einst bei Deny das Basketball spielen erlernte.

Heute ist er der Coach ihrer Kinder. Die Arbeit mit Jugendlichen war es immer, die ihn antrieb. Wenn der 74-Jährige davon erzählt, bekommt er glänzende Augen. „Bright Eyes“ würde Pop-Barde Art Garfunkel es nennen.

„Er hat das Basketballspiel bei uns revolutioniert“, beschreibt Yvonne Roller den Stellenwert des US-Amerikaners. Kein Wunder, dass die Erfolge nicht ausblieben. Deny und seine Teams sammelten Erfolge, Pokale, Titel. Lokal, regional, national.

Noch heute steht er bis zu vier Mal in der Woche in der Halle. Tausenden von jungen Sportlerinnen und Sportlern hat er nicht nur beigebracht, wie man einen Ball möglichst sicher in einen Korb wirft. Nein, er hat sie auf das Leben vorbereitet. Charakterzüge wie Disziplin, Teamgeist, die Einsicht, dass es ohne harte Arbeit nicht geht: Das zu vermitteln, ist ihm wichtig.

Mitunter trifft er „gestandene Leute“. Schüler, deren Kinder er später unterrichtete oder immer noch coacht. Mit jener seltsamen, aber herzlich anrührenden Mischung aus Amerikanisch, Deutsch und Eifeler Platt. „Ich nenne es Deny-Lemmon-Deutsch. Die Kids verstehen es“, sagt er und lacht.

Und dabei freut er sich auf die nächste Trainingseinheit, die wieder eine neue Herausforderung für ihn bringen wird. In dieser Beziehung hält er es mit Filmheld Forrest Gump: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man kriegt.“

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