Das Grauen trägt einen Namen

Trier · Die Gladiators Trier haben das letzte Heimspiel in diesem Jahr verloren. Gegen den Tabellendritten Kirchheim hieß es am Ende 62:79 (35:37). Bei den Gästen aus Schwaben drehte dabei ein kleiner Mann ganz schön groß auf.

 Fliegt nicht zu hoch: Brandon Spearman (grünes Trikot) und Kirchheims Keith Rendleman im Luftduell. Am Ende gingen die Schwaben als verdienter Sieger vom Feld. TV-Foto: Willy Speicher

Fliegt nicht zu hoch: Brandon Spearman (grünes Trikot) und Kirchheims Keith Rendleman im Luftduell. Am Ende gingen die Schwaben als verdienter Sieger vom Feld. TV-Foto: Willy Speicher

Foto: (g_sport

Trier. Richie Williams habe ihm in der Nacht keinen Alptraum beschert, betont Benedikt Breiling am Sonntagnachmittag. "Nein, nein, er war ja schon auf dem Spielfeld das Grauen für uns, das hat gereicht", sagt der Flügelspieler der Gladiators Trier. Das kann man wohl so sagen, denn was Richard, genannt "Richie", Williams da am Samstagabend beim Gastspiel seines Teams, dem Tabellendritten Kirchheim Knights, vor 1901 Zuschauern in der Arena aufs Parkett gelegt hat, war zum Zungeschnalzen.
Übersicht, Cleverness, Schnelligkeit - der nur 1,78 Meter große US-Amerikaner ist einer der ganz Großen der zweiten Bundesliga. "Ganz ehrlich", sagt Gladiators-Trainer Marco van den Berg, "ich weiß nicht, warum er nicht in der Bundesliga spielt - da müsste man bei den BBL-Teams mal nachfragen." Für Trier ist Williams am Samstagabend jedenfalls nicht zu stoppen. 19 Punkte versenkt er im Gladiators Korb und trägt damit wesentlich dazu bei, dass es am Ende 62:79 (35:37) aus Trierer Sicht heißt.
"Wir wussten ganz genau, was da mit Williams auf uns zukommt", gesteht Benedikt Breiling, "wir hatten uns vorgenommen, ihn stark unter Druck zu setzen, dass er den Ball nicht mehr wiedersieht, wenn er ihn einmal weggepasst hat - doch das haben wir zu selten geschafft". Immer wieder findet Williams eine Lösung gegen die Trierer Verteidigung. Das Zusammenspiel mit seinen Landsmännern Keith Rendleman und Dennis Linnon ist große Klasse, hinzu kommt, dass der junge Deutsche Besnik Bekteshi mit zunehmender Spielzeit immer stärker wird. Er erzielt am Ende 16 Punkte.
Dabei wirkt es eine Halbzeit lang so, als könne Trier den Tabellendritten durchaus bezwingen. Die Gastgeber, bei denen Center Justin Raffington nach achtwöchiger Verletzungspause auf dem Parkett steht, spielen stark, der Einsatz stimmt: Benedikt Breiling, Sebastian Herrera und Jack Eggleston sorgen kurz vor der Pause dafür, dass ein zehn-Punkte-Rückstand (21:31) wieder eingedampft werden kann (35:37). Unmittelbar nach der Halbzeit geht Trier sogar kurz in Führung (39:37) - doch dann geht es bergab. "Wir haben offensiv einfach nicht den richtigen Willen gezeigt", resümiert Breiling, der am Ende zehn Punkte erzielt.
Während die Gäste jetzt aufdrehen, den Ball in Person von Richie Williams im Eiltempo nach vorne tragen, wirkt das Spiel auf Trierer Seite wie gelähmt. Gefühlte Ewigkeiten vergehen, bis die Aufbauspieler Kevin Smit und Tim Weber den Ball über die Mittellinie bugsiert haben. Brandon Spearman, der sich auch das ein oder andere Mal als Guard versuchen darf, bringt zwar mehr Tempo rein, verhaspelt sich allerdings zu oft in Einzelaktionen, die zudem oft nicht im Korb landen.
"Uns fehlt nach wie vor ein Anführer", sagt Marco van den Berg, "ein Spieler, der sagt ,jetzt entscheide ich, wir machen das jetzt so'". Alex Engel und Simon Schmitz seien solche Spieler, sagt der Niederländer, beide sind allerdings verletzt. "Aber auch Kevin Smit kann das, das hat er beim Auswärtssieg in Gotha bewiesen." Gegen Kirchheim allerdings bleibt Smit weitgehend blass. Richie Williams, der mit ihm in der vergangenen Saison noch gemeinsam bei Rasta Vechta aktiv war, verteidigt ihn stark.
Im dritten und vierten Viertel bringen die Gladiators die Gäste zu keinem Zeitpunkt mehr in Gefahr. 19 Ballverluste sowie einfache Korbleger, die daneben gelegt werden (Evans, Eggleston), machen einen Trierer Heimsieg unmöglich. "Für mich ist Kirchheim ein echter Aufstiegsfavorit, sie haben die Qualität dazu", resümiert der Trierer Trainer. Auch wenn ihm die Enttäuschung am Telefon anzumerken ist, betont er: "Wir hatten auch am Samstag wieder viele sehr junge Spieler im Kader - das darf man nicht vergessen, die Jungs entwickeln sich. In Holland sagen wir: In der Jugend steckt die Zukunft."
Auch Benedikt Breiling ist enttäuscht, doch er sagt: "Wir müssen nach vorne schauen, es sind erst 14 Spiele gespielt, wir werden aus unseren Fehlern lernen."

Punkte Trier: Spearman 13, Eggleston 6, Evans 13, Smit 5, Dahlem 0, Herrera 6, Raffington 9, Weber 0, Breiling 10, Hennen 0, Ensch 0, Breu 0 - Beste Werfer Kirchheim: Wiliams 19, Bekteshi 16 - Viertelstände:
17:20/35:37/48:57/62:79 - Zuschauer: 1901
Am kommenden Samstag (19.30 Uhr) reisen die Gladiators in den Norden. Dann treffen sie auf die Hamburg Towers mit den ehemaligen Trierern Tony Canty und Stefan Schmidt.

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