Das zweite Gesicht

Mit den Trierer Basketballern ist derzeit auswärts kein Staat zu machen. Das Motto lautet: Zu Hause hui, auswärts pfui. Seit dem 74:68-Erfolg am vierten Spieltag in Nördlingen kassierte die TBB vier Niederlagen in Serie in der Fremde. Die schmerzlichste am Samstag mit dem 53:63 (26:34) bei den abstiegsbedrohten LTi Gießen 46ers.

Trier. (wir) Es war das schlechteste Trierer Spiel in dieser Saison - und das bei einem Gegner, der selbst nicht viel zu bieten hatte. Trainer Yves Defraigne, der seiner Wut und Enttäuschung schon während des Spiels Luft gemacht hatte, als er das Taktikbrett auf den Boden schleuderte, war auch noch einen Tag nach der Pleite in der Osthalle angefressen: "Es ist einfach nur frustrierend, wenn du erleben musst, dass Profis das, was du ihnen sagst, einfach nicht umsetzen."

Obwohl sich Gießen 23 Ballverluste leistete, auf Trierer Seite waren es "nur" 15, war das Team nicht in der Lage, diesen Vorteil zu nutzen. Eine eklatante Rebound-Unterlegenheit (26 zu 40) und eine Dreierquote (4 von 27), die völlig indiskutabel ist, waren nicht zu kompensieren. Schon in der ersten Halbzeit passte wenig zusammen. Die Auszeiten, die Defraigne nahm, verpufften wirkungslos. In der Halbzeit nahm er sich seinen Kader zur Brust. "Ich konnte ihnen nicht verbieten, Dreier zu werfen, weil diese Würfe fast alle aus freien Positionen erfolgten, aber ich habe angeordnet, das Spiel zum Brett zu forcieren."

Seine Vorstellung, wie die Hessen zu knacken waren: "Den Ball nach innen, dann nach außen und nochmals nach innen spielen, und du hast den freien Wurf." Nur kam es kaum zum letzten Pass, weil nach dem zweiten bereits wieder der Dreier genommen wurde. Und die Würfe aus der Ferndistanz verfehlten im zweiten Abschnitt genau so oft ihr Ziel wie im ersten. "Wir hatten 60 Wurfversuche, die meisten davon ohne Bedrängnis, und treffen nur 21. So kannst du kein Spiel gewinnen", sagte Defraigne. Und: "Wir müssen weiter an uns arbeiten, um diese Schwächen zu beseitigen."

Alles das, was Gießen machte, hatte der Coach genau so vorhergesagt und das Team akribisch darauf vorbereitet und eingestellt. Nach dem Spiel blieb die bittere Erkenntnis, dass so gut wie nichts davon umgesetzt worden war und kein Spieler seine Normalform erreicht hatte. Trier lag fast während der gesamten 40 Minuten zurück. Nur Mitte des zweiten Viertels, als die ausgegebene Taktik für wenige Minuten umgesetzt wurde, kam auch bei der mitgereisten Hundertschaft der Fans die Hoffnung auf einen Auswärtssieg auf. Da machten die Moselaner mit Anspielen ans Brett und Korblegern aus dem 18:20 einen 23:20-Vorsprung (16.). Prompt nahm Gießens Coach Simon Cote eine Auszeit, und schon war der Rhythmus der TBB wieder dahin.

Mit einer 14:3-Serie warfen sich die Hausherren zur Halbzeitführung. Diese fünf Minuten spiegelten geradezu exemplarisch das gesamte Geschehen wider. Immer, wenn Trier an der Wende schnupperte, kam der nächste Nackenschlag. Für das Urteil von Cote ("Die Trierer haben nach Berlin die meisten Optionen in der Offensive") konnte sich niemand etwas kaufen, denn sie setzten es nicht um.

Derek Raivio hätte gleich in Gießen bleiben können. Der Spielmacher, der seit Wochen zunehmend durch ein Hühnerauge zwischen den Zehen in seiner Leistung eingeschränkt wird und nur unter großen Schmerzen trainieren und spielen kann, wird, wenn alles wie geplant verläuft, bald wieder zur Topform finden. Das Hühnerauge wird ambulant per Laser entfernt - eben in Gießen. Raivio soll unmittelbar nach der Behandlung schmerzfrei sein und keinen Tag ausfallen.

LTi Gießen 46ers: Jeffers (7), Umeh (13), Terdenge (14), Hickman (0), Lischka (6), Maras 10), Rouse (1), Schaffartzik (9), Hartenstein (3)

TBB Trier: Shtein (6), Raivio (12), Hoffmann (0), Karamatskos (n.e.), Gillingham (4), Houston (3), Copeland (10), Evans (12), Shuler (4), Riley (2)

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