Der Herr aus Kalifornien

Trier · Basketball: Wie ein früherer US-College-Spieler in der Regionalliga für Furore sorgt.

 Aus Los Angeles nach Trier: Daye Turner (großes Bild) spielt für die Gladiators II in der Regionalliga. Sein Teamkollege Sasa Milosevic (rechts) spielt wegen eines Nasenbeinbruchs mit Maske. TV-Fotos: Sebastian Schwarz

Aus Los Angeles nach Trier: Daye Turner (großes Bild) spielt für die Gladiators II in der Regionalliga. Sein Teamkollege Sasa Milosevic (rechts) spielt wegen eines Nasenbeinbruchs mit Maske. TV-Fotos: Sebastian Schwarz

Foto: sjs / Sebastian J. Schwarz (g_sport

Trier Wie wohl er sich fühlt in seiner neuen Heimat, das zeigt das Beispiel mit der Haustür. Seit Juni lebt David Turner in Trier. David nennen ihn die Menschen, die ihn nicht näher kennen. Für alle anderen ist er der Daye. Den Namen habe ihm seine Mutter als Kind verpasst, erzählt der 26-Jährige, "und er ist bis heute geblieben". Daye Turner - so steht es auch auf der Homepage der Monterey Bay Otters, eines Basketball-Collegeteams aus der US-Kleinstadt Monterey, rund 500 Kilometer nördlich von Los Angeles gelegen. Für die Otters war Turner in den vergangenen Jahren aktiv, hat gleichzeitig Soziologie und Verhaltensforschung studiert. Im Sommer, nach Ende seines Studiums, entschied er sich zum Schritt über den Atlantik.
Sein Beruf führte Turner nach Deutschland. Seit Juni arbeitet er als Englischlehrer in der Region - und verwandelt sich in seiner Freizeit in einen Gladiator. Für die zweite Mannschaft der Römerstrom Gladiators Trier geht Turner in der 2. Regionalliga Südwest auf Korbjagd. "Als ich nach Deutschland gekommen bin", erzählt der Mann aus Kalifornien, "wollte ich neben dem Job unbedingt weiter Basketball spielen".
Daher habe er E-Mails an mehrere Basketballclubs in der Region geschrieben. "Es war so, dass mir niemand geantwortet hat, außer den Gladiators. Also bin ich hin, habe mit den Verantwortlichen gesprochen und bin dann ins Training der zweiten Mannschaft eingestiegen." Sowohl im Team von Trainer Kevin Ney als auch im Alltag in Deutschland, so betont Turner immer wieder, fühle er sich pudelwohl. "Ehrlich gesagt, war der Schritt hier in die Region am Anfang schon ein krasser", erzählt der 26-Jährige mit einem Lachen. "Ich meine, ich komme aus Los Angeles, da ist alles so hektisch, so schnell."
Rund um Trier dagegen sei alles so entspannt, so friedlich. "Hier kannst du deine Haustür offen stehen lassen, da passiert nichts." Pause. Ein Lachen. Dann fügt er an: "Okay, das war jetzt übertrieben, aber was ich sagen will: In dieser Region hier kann man einfach gut leben - ich kann mir echt vorstellen, länger zu bleiben."
Gleiches gelte für seine neue Mannschaft, er sei gut aufgenommen worden. "Es ist ein sehr junges Team, mit vielen talentierten Spielern, es macht großen Spaß mit den Jungs." Im Vergleich zum US-Basketball sei die Spielgeschwindigkeit in Deutschland durch die 24-Sekunden-Angriffsregel - am College haben die Spieler 30 Sekunden Zeit für einen Angriff - deutlich höher. Dass das Tempo für Mister Turner in der Regionalliga allerdings kein Problem darstellt, zeigen seine ersten beiden Auftritte. Zum Saisonauftakt vor zehn Tagen - bei der 82:92-Niederlage im hessischen Roßdorf - steuerte der Aufbauspieler 25 Punkte bei, war damit Topscorer seines Teams. Als die Gladiatoren am Sonntag ihren ersten Saisonsieg zu Hause gegen Idstein eingefahren haben, gehörte Turner wieder zu den stärksten Spielern (18 Punkte).
Von Trainer Kevin Ney gibt's viel Lob für den Herrn aus Kalifornien: "Mit seiner College-Erfahrung hilft Daye besonders unseren jungen Spielern." Ob im Training oder im Spiel nehme sich der 26-Jährige die Nachwuchsspieler immer wieder zur Seite und gebe ihnen Tipps.
Zwar habe Turner zu Beginn seiner Zeit bei den Gladiatoren auch gerne mal versucht, die Angriffe alleine abzuschließen, doch das werde immer besser: "Er ist sehr lernfähig, entwickelt sich immer mehr zum Teamspieler", betont Ney.
Das bestätigt auch Teamkollege Sasa Milosevic: "Neben dem Platz ist er ein super lieber Typ, für jeden Spaß zu haben. Auf dem Feld ist er eine echte Verstärkung für uns, er kann das Spiel organisieren."
Hinter Milosevic, der auch zum ProA-Kader zählt, liegen schwere Monate: Im Januar riss sich der 20-Jährige im Training bei den Profis das Kreuzband, fiel danach neun Monate aus. Anfang September stand er bei der ProA-Saisoneröffnung gegen Den Bosch erstmals wieder auf dem Platz.
Doch dann, beim ersten Pflichtspiel mit dem Regionalligateam vor zehn Tagen gegen Roßdorf, der nächste Unfall: Nasenbeinbruch. "Ich dachte mir echt: ,Das darf doch nicht wahr sein.'" Doch der Sohn von Vito Milosevic, dem früheren Verteidiger von Eintracht Trier, ist hart im Nehmen, stand gegen Idstein am Wochenende mit Schutzmaske schon wieder auf dem Feld, erzielte acht Punkte. "Ich hoffe, dass ich jetzt mal verletzungsfrei bleibe und mich weiter für das ProA-Team empfehlen kann", sagt Milosevic.
Von der ProA spricht auch Daye Turner. Der Amerikaner sagt: "Mein Ziel ist, es ins Trierer Profiteam zu schaffen, denn die ProA, das wäre ein echter Traum."

Extra: VEREINE BAUEN KOOPERATION AUS

Der Herr aus Kalifornien
Foto: sjs / Sebastian J. Schwarz (g_sport


Die im März beschlossene Kooperation der Trierer Basketballvereine Gladiators Trier e.V., DJK/MJC Trier, Trimmelter SV e.V. sowie TVG Baskets Trier e.V. in der Jugendförderung ist um zwei Mitglieder erweitert worden: "Sowohl die TG Konz als auch der Wittlicher TV haben die Kooperationsvereinbarung der Mitglieder unterzeichnet", das teilen die Gladiators am Montag mit. Das Ziel dieser Vereinbarung sei es nach wie vor, eine Struktur mit interessierten Basketballvereinen in der Region Trier aufzubauen, um talentierte Nachwuchsspieler je nach Altersstufe und Leistungsniveau in den kooperierenden Vereinen einzusetzen. Christian Held, Jugendkoordinator der Gladiators, betont: "Uns ist wichtig, dass wir die kooperierenden Vereinen auch konzeptionell unterstützen. Deshalb bieten wir Hospitationen für Trainer an und werden Kompetenzteams bilden, in denen Konzepte von der U10 bis hoch zur JBBL gemeinsam erarbeitet werden sollen."

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