Der Lockenkopf mit dem weichen Händchen

Trier · Neuanfang und hohe Ziele: A2-Nationalspieler Stefan Schmidt erhofft sich von seinem Wechsel von Bayreuth nach Trier einen Sprung nach vorn. Der 24-Jährige traut seinem Team die Play-off-Teilnahme zu.

 TBB-Neuzugang Stefan Schmidt (24) hat erst als 16-Jähriger ernsthaft mit Basketball begonnen – und er schaffte es danach schnell in die Junioren-Nationalmannschaft. TV-Foto: Andreas Feichtner

TBB-Neuzugang Stefan Schmidt (24) hat erst als 16-Jähriger ernsthaft mit Basketball begonnen – und er schaffte es danach schnell in die Junioren-Nationalmannschaft. TV-Foto: Andreas Feichtner

Trier. Ob Stefan Schmidt noch seine neuen Basketballschuhe bekommt, bevor es morgen mit der TBB ins Trainingslager nach Belgrad geht? Es wird knapp. "Ich habe in der Stadt leider keine bekommen", sagt der neue TBB-Center. Trier ist nicht für einen Mangel an Schuhgeschäften bekannt, ganz überraschend kommt die vergebliche Suche dennoch nicht - bei Schuhgröße 50,5.
Schmidt gehört mit seinen 2,07 Metern gemeinsam mit Andreas Wenzl (2,10 Metern), Andreas Seiferth (2,09) und Vitah Chikoko (2,09) zu den Längsten im Kader. "Ich war schon als Kind immer der Größte in der Klasse", sagt er. Da liegt Basketball als idealer Sport für den Einen-Kopf-Größeren auf der Hand, oder? Bei Stefan Schmidt war es nicht so. "Ich kam spät zum Basketball. Ich habe acht Jahre lang Fußball gespielt, auf fast allen Positionen", sagt er. "Mit Basketball kam ich als 14- oder 15-Jähriger zum ersten Mal in Berührung. Ernsthaft trainiert habe ich erst mit 16."
Dass er nicht nur die richtige Länge, sondern auch das nötige Talent hat, war seinen Förderern in der Heimat Nürnberg schnell klar. Er schaffte es in die U18-Nationalmannschaft, dann in die U20, die damals von TBB-Trainer Henrik Rödl betreut wurde. Überwiegend spielte er auf der Centerposition, teilweise aber auch als Power Forward.
Trier, das soll ein Neuanfang werden. Seine ersten Profi-Erfahrungen hatte er in Bayreuth gesammelt. Vier Jahre lang spielte er für die Oberfranken, mit ihnen ist er 2010 in die Bundesliga aufgestiegen. Am Ende war Schmidt der dienstälteste Spieler beim Club, der in der nächsten Saison unter dem Namen medi Bayreuth firmiert - aber er war nicht mehr glücklich. "Die TBB hatte in der Rückrunde 2012/13 angefragt, wie meine Pläne über die Saison hinaus aussehen. Und ich wollte weg." Trier gilt als gute Adresse für junge Spieler, die sich größere Verantwortung in der BBL wünschen. Das letzte Jahr in Bayreuth sei schwierig gewesen. "2012 hatte ich eine Schulterverletzung, die operiert werden musste - da war ich ein halbes Jahr raus." Inzwischen ist die Schulter längst wieder in Ordnung. Im vergangenen Jahr kam Schmidt in Bayreuth etwa zehn Minuten pro Spiel zum Einsatz. Im Sommer war er mit der A2-Nationalmannschaft unterwegs - mit seinen neuen TBB-Kollegen Mathis Mönninghoff und Tony Canty. In Trier ist Schmidt als Back up für Nationalteam-Center Andreas Seiferth vorgesehen. Wenn es die Zeit zulässt, versucht er, auch im (Fern-)Studium weiterzukommen: "Ich studiere Internationales Management. Da kann man zwischen den Trainingseinheiten schon mal was machen." Basketball-Profi zu sein, sei aber ein Vollzeit-Job: "Manche haben ein komplett falsches Bild vom Sportler, der nur am Wochenende einmal spielen muss und danach feiern geht."
Was er sich mit der TBB vorstellen kann? Einiges. "Wir wollen in die Play-offs. Wenn wir letztlich ‚nur\' den Klassenerhalt erreichen, geht die Welt zwar auch nicht unter. Aber man sollte auch hochgesteckte Ziele haben." Dass die Trierer von bisher vier Vorbereitungsspielen erst eines gewonnen haben, sei kein Problem. Nicht nur deshalb, weil noch wichtige Spieler fehlen. "Wir haben eine gute Basis geschaffen. Momentan sind wir ganz auf die Defensive fokussiert. Wir liegen gut in der Zeit." Seine große Stärke sieht Schmidt in der Defense, im physischen Spiel, auch im Rebound. "Ich bin auch kein schlechter Werfer und Freiwurf-Schütze, ich habe ein weiches Händchen - auch wenn mein Wurf in den Testspielen noch nicht so fiel."
In der neuen Saison freut er sich nicht nur auf das Wiedersehen mit den Bayreuther Kollegen ("das wird was ganz Besonderes"). Er muss auch nicht mehr gegen Trier spielen. Das hatte ihm nie Spaß gemacht: "Die TBB spielt sehr aggressiv, da läuft auch viel über Emotionen. Als Gegner ist das wirklich schwierig."

MUT ZUR LÜCKE ... Mit Stefan Schmidt1) Mein Lieblingsbasketballer ist Tim Duncan (San Antonio), weil er unauffällig, aber effektiv spielt. 2) Wenn ich kein Profi-Basketballer wäre, dann wäre ich auf jeden Fall ein super Finanzberater geworden. 3) Mit diesem Menschen würde ich gerne mal eine Nacht durchfeiern (nach der Saison, versteht sich …): mit US-Comedian Kevin Hart, er trifft genau meinen Humor. 4) Das kann mich bei einem Spiel richtig auf die Palme bringen: meine eigenen Fehler in der Defense. 5) Wenn ich mal selbst koche, dann gibt\'s Nudeln Bolognese. 6) Am liebsten entspanne ich mich beim Lesen in der Stadt. 7) Falls ich es mit der TBB Trier in die Play-offs schaffen sollte, werde ich irgendwas komplett Bescheuertes tun - und zwar… werde ich jedem Dauerkarten-Besitzer ein Freibier spendieren! 8) Sollte ich jemals ein Buch schreiben, könnte es genau so heißen: Die wahre Geschichte eines Profis. 9) Der lustigste Typ bei der TBB ist Tony Canty, weil er immer einen dummen Spruch auf Lager hat. 10) An Trier gefällt mir - außerhalb der Arena - am besten: Die Innenstadt, vor allem der Kornmarkt, weil dort viele Menschen unterwegs sind und es gute Cafés gibt. In der neuen Rubrik ergänzen die TBB-Spieler die Lücken in zehn vorgegebenen Sätzen. Stefan Schmidt: Neuzugang auf der Center-Position, er kam vom BBC Bayreuth. Der gebürtige Nürnberger wurde am 12. Mai 1989 geboren. Er ist 2,07 Meter groß. Bei der TBB erhält er die Trikotnummer 13. AF

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