Der Sieg und der gelb-rote Ball

Trier · Die Gladiators Trier haben am Samstagabend mit 72:60 (27:26) gegen Nürnberg gewonnen. Was ein kleiner gelb-roter Ball damit zu tun hat, und warum so viele Plätze in der Arena frei geblieben sind, hat der TV mit Trainer Marco van den Berg besprochen.

 Den gelb-roten Ball hält Marco van den Berg fest in der linken Hand. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Den gelb-roten Ball hält Marco van den Berg fest in der linken Hand. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Foto: sjs / Sebastian J. Schwarz (g_sport

Trier. Der gelb-rote Ball hat einen ernsten Hintergrund: Gladiators-Trainer Marco van den Berg hat das kleine runde Ding am Samstagabend beim 72:60 (27:26)-Heimsieg seines Teams gegen rent4office Nürnberg immer wieder in der Hand. Dreht ihn, hält ihn fest, gibt ihn wieder zurück an seinen Co-Trainer Simon Frey. "Das hat nichts mit Stressbewältigung zu tun", sagt der Niederländer am Tag nach dem Spiel. "Simon gibt mir den Ball immer dann, wenn wir drei Amerikaner auf dem Feld haben - dann weiß ich, dass ich keinen weiteren mehr einwechseln darf." Das Reglement in der zweiten Liga sieht vor, dass immer mindestens zwei deutsche Spieler auf dem Feld stehen müssen - das heißt: würde van den Berg einen vierten US-Amerikaner einwechseln, kassiert sein Team eine Strafe. "Gegen Leverkusen in der vergangenen Woche wäre mir das beinahe passiert, da habe ich mir das mit dem Ball überlegt - das klappt gut", sagt der Trainer. Ohnehin klappt alles ziemlich gut am Samstag gegen das Topteam aus Nürnberg. "Ich bin zum ersten Mal so richtig glücklich nach einem Spiel", erzählt der Niederländer. "Dieser Sieg kann am Ende der Saison noch richtig wichtig werden für uns, wenn der direkte Vergleich zählt." Ohne die verletzten Justin Raffington und Simon Schmitz bestimmt Trier von Beginn das Spielgeschehen, verschläft den Start nicht, setzt Nürnberg in der Verteidigung direkt unter Druck. Die Folge: die Franken erzielen erst nach fünfeinhalb Minuten die ersten Punkte (2:8). "Das Wichtige war erstmal die Verteidigung, das haben wir gut gemacht." Allen voran Marian Dahlem, der 22-jährige Trierer kämpft in der Defensive bis zum Umfallen. "Auf Holländisch nennt man einen wie ihn einen ,Sloper', einer der mit dem Hammer arbeitet, er ist nicht der Auffällige, aber seine Arbeit ist so wahnsinnig wichtig für das Team." Starke regionale Spieler

Dahlem erzielt keinen Punkt, verzeichnet dafür aber drei wichtige Ballgewinne (Steals) und bringt nicht nur Nürnbergs starken US-Amerikaner Dylan Talley zur Verzweiflung. Am Ende fliegt Dahlem mit fünf Fouls vom Platz. Obwohl die Gäste durch die erfahrenen Robert Oehle (2,09 Meter), Erik Land (2,05) und Michael Fleischmann (2,06) deutliche Größenvorteile unter den Körben besitzen, ist Trier das bessere Team und führt zur Pause verdient (27:26). "Es ist einfach gut zu sehen, dass unsere regionalen Jungs wie Breiling, Breu, Dahlem oder Dietz so wichtig für uns sind." Vor allen Dingen Kilian Dietz aus Bernkastelä-Kues steuert nicht nur neun Punkte zum dritten Heimsieg bei, er zeigt auch in der Defensive einen starken Auftritt. Dass das junge Trierer Team mittlerweile auch jede Menge Selbstvertrauen besitzt, zeigt sich nach der Pause: Da dreht Nürnberg das Spiel und zieht bis auf sechs Punke davon (29:35). Doch die Gladiatoren zeigen sich unbeeindruckt. Diesmal ist es der gebürtige Trierer Benedikt Breiling, der sein Team mit zwei Dreiern zurück ins Spiel bringt. "Das war ganz stark von Benedikt, wieder mal ein regionaler Junge", betont der Coach. Zu Beginn des Schlussabschnitts geht Trier wieder in Führung und lässt sich diese bis zum Spielende auch nicht mehr nehmen. Nürnbergs Trainer Ralph Junge gesteht nach dem Spiel: "Die Gladiators waren uns überlegen, sie waren viel mutiger als wir - der Sieg geht vollkommen in Ordnung." Das findet auch Marco van den Berg. "Die Mannschaft wächst zusammen, das merkt man, durch diesen Sieg haben wir eine neue Ebene erreicht."Überaus enttäuschend allerdings, dass am Samstagabend nur magere 1305 Zuschauer die starke Leistung der jungen Trierer Mannschaft in der Arena sehen wollen. "Ich habe keine Ahnung, warum nur so wenige Leute gekommen sind", sagt der Trierer Coach. "Eigentlich sollte das junge Team die Trierer Basketballfans doch stolz machen." Aber, so schätzt der 50-Jährige, "ich glaube die Trierer sind so wie die Menschen in meiner Heimatstadt Groningen: Wenn etwas neu ist, warten sie erst einmal ab und schauen was passiert. Es braucht Zeit, aber ich bin mir sicher, dass das noch eine Erfolgsgeschichte wird." Punkte Gladiators: Spearman 10, Dietz 9, Evans 14, Smit 6, Dahlem 0, Anderson 16, Engel 3, Breiling 6, Breu 2, Weber 4 - Beste Werfer Nürnberg: Oppland 10, Fleischmann 16, Talley 9 - Viertelstände: 15:7/27:26/44:44/70:62 - Zuschauer: 1305

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