Die Chance zur Bewährung

Kurz vor dem Saisonstart gegen die BG Göttingen arbeitet TBB-Trainer Henrik Rödl mit seiner Mannschaft an der Verteidigung und der Spielkultur. Ein Besuch beim Training.

Trier. "Be always on the move, don't get killed!”, "Bewegt euch, lasst euch nicht töten!” - So martialisch geht es beim Training der TBB unter Henrik Rödl selten zu. Konzentriert und ruhig werden die Pass- und Laufübungen absolviert. Eine Ausnahme tritt ein, wenn der neue Headcoach mit seinen Jungs an der Defensive feilt - bereits als Spieler war das sein Steckenpferd. In einer der letzten Trainingseinheiten vor dem Saisonauftakt gegen Göttingen am Sonntag stehen daher Verteidigungssysteme auf dem Programm: Eins-gegen-Eins, Ganzfeldpresse, Zone.

Der besonnene Rödl legt Wert auf die Grundlagen. Und die neu formierte Mannschaft ist konzentriert bei der Sache und will von der Basketballlegende lernen: Barry Stewart kommt frisch von der Uni, Maik Zirbes, dienstältester TBBler, ist erst 20. Neun von zwölf Spielern sind 25 Jahre und jünger. Viele von ihnen dürften sich entschieden haben, mit Basketball anzufangen, als Rödl 1993 mit der Nationalmannschaft Europameister wurde. "Für die Jungen ist das eine echte Chance, sich zu bewähren und sich weiterzuentwickeln", sagt Rödl. Die Spieler nehmen die Chance an: Nach dem Training bleiben einige länger, messen sich dann nochmal im Eins-gegen-Eins, man gibt sich Tipps. Die Älteren leiten die Jungen an. Während Spielmacher Dru Joyce wegen einer Hüftprellung einen Tag Trainingspause bekommt - er ist inzwischen wieder fit -, nimmt der erfahrene John Bynum die Führungsrolle an und organisiert lautstark die Verteidigung. Kapitän Dragan Dojcin macht das weniger wortreich. "Dino" George Evans benutzt gestenreich seine Finger, zeigt die Laufwege an. Maik Zirbes nimmt die Tipps an. Von Konkurrenz der beiden Center keine Spur. "Ich denke, dass George einfach dankbar ist, dass er bei uns eine Chance bekommt, die er in anderen Bundesligateams wahrscheinlich nicht haben würde", sagt Rödl. Und: Trotz offensichtlicher Fitness dürfte Evans, mit 39 Jahren nur zwei Jahre jünger als sein Coach, in der kommenden Saison etwas kürzer treten.

Ob nun Evans oder Zirbes in der ersten Fünf stehe, sei für Rödl aber nicht entscheidend: "Die Starting Five ist für mich nicht so wichtig. Ich versuche, mit zehn Spielern zu rotieren." Damit hofft der 41-jährige auch, dass das Team den konditionellen Vorteil eines jungen Kaders ausbauen kann. Auf dem Trainingsprogramm für die Saison stehen zudem ein bis zwei Tage Kraft- und Ausdauerübungen. Andere Teams hätten es kräftemäßig schwerer, weil sie im Europacup spielen müssen, sagt Rödl. Über den Saisonverlauf möchte er nicht spekulieren. Man müsse abwarten, wie sich die Spieler als Mannschaft entwickeln. Daher steht in den letzten Tagen vor Saisonstart noch einmal das Zusammenspiel auf dem Programm. Mit Passübungen beim Fastbreak sollen die Spieler ein Gefühl für Laufwege entwickeln. "So kurz vor dem Spiel gegen Göttingen setzen wir auf Spielkultur", sagt Rödl. "Am Sonntag wird eine Mannschaft auf dem Platz stehen, die alles geben wird." Es geht ums Kämpfen, aber selbst eine Niederlage gegen Göttingen wird das Team nicht töten. Die Bewährung dauert bis zum Ende der Saison.

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