Die Disziplin des Dragan D.

Trier · Mit Alba Berlin ist er deutscher Meister und Pokalsieger geworden. TBB-Trainer Henrik Rödl lockte ihn an die Mosel. Seine Spielerkarriere hat Dragan Dojcin zwar beendet, doch dem Basketball bleibt der Serbe treu. Heute trainiert er das Trierer U16-Team.

 20 Jahre Erfahrung als Basketballspieler: Dragan Dojcin gibt seinem Team der Jugendbasketball-Bundesliga in einer Auszeit Anweisungen. TV-Foto: Uli Kaurisch

20 Jahre Erfahrung als Basketballspieler: Dragan Dojcin gibt seinem Team der Jugendbasketball-Bundesliga in einer Auszeit Anweisungen. TV-Foto: Uli Kaurisch

Trier. Manchmal träumt er nachts noch davon, auf dem Feld zu stehen und zu spielen. Dann wacht er auf, macht die Augen auf und weiß sofort wieder, wo er hingehört. An die Seitenlinie, nicht mehr aufs Parkett. Dragan Dojcin erzählt das ohne Wehmut. Alles hat seine Zeit. Die seiner Karriere als Basketballspieler ist vorbei. 20 Jahre lang war er Profi.
Dem - seinem - Sport kann und will er nicht den Rücken kehren, "denn mein Kopf und mein Herz hängen daran". Deshalb hat der 37-jährige Serbe in den letzten zwei, drei Jahren als Spieler schon darauf hingewirkt, künftig als Trainer zu arbeiten. Seit dieser Saison tut er das unter anderem in der Jugendbasketball-Bundesliga (JBBL). Dort trainiert er die U-16-Mannschaft der TBB Trier.
Dass dieser Mann eine riesige Leidenschaft für seinen Job hat, merkt jeder Gesprächspartner schnell. Er will seine Philosophie verstanden wissen. Wenn es nötig ist, erklärt er es dreimal, wenn die Wörter auf Deutsch fehlen, versucht er es auf Englisch.
Er umschreibt, sucht nach Bildern. Und nutzt notfalls sogar den Zuckerstreuer und das Wasserglas, um durch ihre Position auf dem Tisch zu verdeutlichen, was er meint. Ein Wort fällt besonders oft, wenn Dojcin über Basketball spricht. Disziplin. Ohne sie geht nichts. Das habe er früh gelernt, damals in der serbischen Heimat. "Ich war ein Spieler, der mehr mit dem Kopf gearbeitet hat als mit dem Körper, einfach deshalb, weil ich nicht der Athletischste bin."
Taktik war Trumpf, sie ist es für ihn heute noch. "Mein Motto lautet: weniger Improvisation, mehr Disziplin." Die mentale Stärke sei für einen Basketballer extrem wichtig. "Wenn ich aufs Feld gegangen bin, wusste ich im Kopf vorher, was passieren wird. Ich hatte die Aktionen und Reaktionen des Gegners als Film vor Augen."
Das richtige Gefühl entscheidet


Genau das will er seinen Trie rer Schützlingen weitergeben. "Ich möchte ihnen ein Gefühl für Basketball vermitteln, für das Feld und die freien Räume. Sie müssen das Spiel lesen können." Denn das sei es, was einen guten Basketballer ausmache: innerhalb einer Sekunde entscheiden zu können, was mit dem Ball anzustellen ist. Und natürlich die richtige Wahl zu treffen.
Die JBBL-Saison ist bisher keine leichte gewesen, vor allem deshalb, weil die Gegner dem TBB-Nachwuchs körperlich oft überlegen sind. Dann versucht Coach Dojcin ihm klarzumachen, dass Resultate nicht das Wichtigste sind.
"In diesem Alter lernen die Jungs so wahnsinnig schnell. Es geht darum, sich Schritt für Schritt zu verbessern, und das tun sie", sagt Dojcin. Doch auch er weiß, dass ständige Niederlagen nicht gerade motivationsfördernd sind. "Ein neues Auto, eine teure Uhr, ein Urlaub - das kannst du alles vergessen. Das Gefühl, das Adrenalin, das nach einem Sieg durch dich durchströmt, ist mit fast nichts zu vergleichen", sagt er, lächelt und rudert ein bisschen zurück: "Na ja, okay, ein neues Auto ..."
Dojcin lächelt im Interview oft, und das will nicht so recht zusammenpassen mit dem Bild des Mannes, der auf dem Feld und an der Seitenlinie oft emotionslos, fast kühl wirkt. "Im Gegenteil", sagt der Ex-Berliner und deutsche Meister von 2008, "ich bin sogar ein sehr emotionaler Mensch. Aber durch den Drill in Serbien habe ich gelernt, meine Gefühle zu kontrollieren." Nicht umsonst habe man ihn in seiner Zeit bei Alba Berlin gelegentlich "Robocop" genannt.
Und auch das passt zur Basketball-Philosophie des Vaters zweier Mädchen. "Gefühle haben auf dem Spielfeld nichts verloren, weder Freude noch Angst. Ich sage meinen Jungs immer, dass sie zum Beispiel nach einem getroffenen Dreier nicht zu sehr jubeln sollen."
Seine Erklärung dafür klingt dann schon fast poetisch: "Sobald du während des Spiels die Konzentration verlierst und durchatmest, ist es vorbei. Denn dein Gegner merkt das; er nimmt deinen Atem auf. Und dann wird er ihn gegen dich verwenden." bec

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