Die Stunde der Wahrheit

Trier · Eine Aktiengesellschaft mit dem Namen "Treveri Basketball AG" soll künftig die TBB GmbH als Träger des Bundesliga-Basketballs in Trier ersetzen. Die Initiatoren setzen auf das "Wir-Gefühl" und erhoffen sich eine breite gesellschaftliche Verankerung. Vor dem heutigen Spiel gegen Alba Berlin will man die entscheidenden Pflöcke einschlagen.

 Wir-Gefühl vom Fan bis zum Sponsor: Damit will der TBB aus der Finanzkrise kommen. Foto: TV-Archiv

Wir-Gefühl vom Fan bis zum Sponsor: Damit will der TBB aus der Finanzkrise kommen. Foto: TV-Archiv

20 Jahre gibt es in Trier erstklassigen Basketball, und jede Saison war der finanzielle Erhalt des Bundesliga-Teams ein Balance-Akt am Abgrund. Auch in dieser Spielzeit wurde es wieder bedrohlich eng, weil die amtierenden Gesellschafter der TBB GmbH deutlich machten, dass sie nicht länger gewillt sind, sechsstellige Summen nachzuschießen, um aufgelaufene Defizite zu decken.

Nun hat ein Kreis um die einheimischen Unternehmer Sascha Beitzel und Ralph Moog ein umfassendes Konzept vorgelegt, mit dem der Erstliga-Basketball auf neue Füße gestellt werden soll. Danach übernimmt eine kürzlich gegründete Aktiengesellschaft die Lizenz. Sie soll einerseits Geschäftsleuten die Möglichkeit bieten, sich als Anteilseigner bis zu einer Größenordnung von 20 000 Euro zu engagieren, andererseits private Basketball-Freunde mit Anteilen zwischen 100 und 500 Euro einbinden.

Kompetenz und Knowhow durch Beiräte



Unterschiedliche Beiräte sollen Vorstand und Aufsichtsrat in strategischen, sportlichen und finanziellen Fragen beraten. "Wir wollen Kompetenz und Knowhow einbinden", sagt Ralph Moog, "das war mit der eher anonymen GmbH-Konstruktion nicht zu leisten".

Finanziell setzt man auf ausgeprägten Realismus: Mit einem Budget von 1,7 Millionen Euro - rund 300 000 Euro weniger als die laufende Saison kostet - will man die Klasse halten. Entsprechend vorsichtig sind die Ziele gesetzt: Von Playoffs ist nicht die Rede. Aber nicht abzusteigen, das sei mit dem geplanten Etat allemal zu realisieren, meint Geschäftsführer Lothar Hermeling und verweist auf andere Liga-Vereine, denen noch weniger Geld zur Verfügung steht als Trier.

Die Zuschauereinnahmen sind zurückhaltend kalkuliert - sie machen ohnehin nur ein Viertel der Erlöse aus. Das Marketing Richtung Großregion soll verstärkt werden, mit dem Ziel, die Werbe-Einnahmen in jährlichen Fünf-Prozent-Schritten zu steigern.

Ambitioniert sind die Ziele der neuen AG auf anderer Ebene: Man will mit intensiver Jugendarbeit und Schulprojekten "die soziale Funktion des Spitzensports ausfüllen" - in der Hoffnung, dass gerade über diese Schiene auch Sponsoren und Unterstützer zu gewinnen sind. Gezielte Nachwuchsarbeit soll auch stärker im Profi-Team münden, schon weil der vorgegebene Anteil deutscher Spieler in der Liga steigen wird.

Es scheint gelungen zu sein, die überwiegend in Luxemburg angesiedelten GmbH-Gesellschafter um den Rechtsanwalt Graham Wilson für eine "freundliche Übernahme" zu gewinnen. Sie sollen AG-Aktien im Wert von 100 000 Euro erhalten, ihre Rückzahlungsansprüche auf die in den letzten Jahren zugeschossenen Gelder entfallen. Die neue AG übernimmt vorhandene längerfristige Bankschulden in überschaubarem Rahmen, ist aber nicht mit Altlasten überfrachtet.

Die BBL als Liga-Träger sende positive Signale, versichert Lothar Hermeling. Ein reibungsloser Lizenz-Übergang scheint machbar. Aber Moog und Beitzel haben ihr Konzept an die Bedingung geknüpft, dass die AG ein Eigenkapital von 250 000 Euro zusammenbringt.

Und dafür schlägt heute die Stunde der Wahrheit: Knapp 20 potenzielle Gesellschafter treffen sich - symbolträchtig - vor dem Alba-Spiel. Viele Mittelständler aus Trier und Umgebung sind dabei, etliche davon aus der "Juniorchef-Generation". Dann wird man sehen, wie realistisch das AG-Vorhaben ist.

Auch wenn die Initiative aus Wirtschaftskreisen kommt: Man setzt auch auf öffentliche Unterstützung. Zum Beispiel in Sachen Arena-Miete. Oder bei Sponsoren wie SWT und Sparkasse. "Es wäre widersinnig, wenn wir uns engagieren, und die schrauben ihr Engagement zurück", sagt Unternehmer Beitzel. OB Jensen hat Unterstützung zugesagt. In welcher Form, dazu könne er sich "derzeit nicht näher äußern".


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