Rollstuhlbasketball-Bundesliga Bundesliga-Start der Dolphins: Hauptsache gewonnen, aber unnötig hart
Trier · Erstmals seit 2019 starten die Doneck Dolphins Trier mit einem Sieg in die Rollstuhlbasketball-Bundesliga-Saison. Ganz zufrieden waren aber weder Fans noch Mannschaft mit dem 76:63-Erfolg gegen die ING-Skywheeler Frankfurt. Das gilt nicht nur für die Partie an sich.
Doneck Dolphins Trier gewinnen Bundesliga-Auftaktspiel gegen Frankfurt
So gut wie seit vier Jahren nicht mehr sind die Doneck Dolphins Trier in die neue Saison der Rollstuhlbasketball-Bundesliga gestartet. 76:63 gewann das Team um Spielertrainer Dirk Passiwan gegen die ING-Skywheeler Frankfurt. „Es war schwerer, als wir es erwartet haben. Frankfurt hat ein richtig gutes Spiel gemacht und hochprozentig gescort. Wir wussten, dass sie trotz der Abgänge noch ein gutes Team haben, aber dass sie so hochprozentig schießen wie in der ersten Halbzeit und phasenweise im dritten Viertel, war ein bisschen überraschend“, gesteht Passiwan.
Rund 100 Fans freuten sich über endlich wieder Rollstuhlbasketball-Bundesliga in Trier. Gespielt wurde in der Halle am Mäusheckerweg. „Es könnten ruhig mehr Leute kommen“, bedauerte eine Zuschauerin. Vielleicht liege es aber auch an der relativ frühen Zeit von 18 Uhr für den ersten Hochball an einem goldenen Oktobertag, der noch zu Freiluft-Aktivitäten genutzt werden konnte.
Die Jung-Delfine sorgten mit Trommeln jedenfalls für Stimmung. Für die Nachwuchsspieler sei es ungemein wichtig, dass sie die Vorbilder aus ihrem eigenen Verein bei Bundesliga-Spielen live erleben könnten, berichtet eine Betreuerin.
Erst einmal zittern statt jubeln war zunächst angesagt. Dirk Passiwan brachte die Dolphins zwar nach einer halben Minute in Führung, aber die Frankfurter, die unter anderen den Abgang von Paralympics-Teilnehmer Nico Dreimüller verkraften mussten, hielten mehr als nur mit. Erst kurz vor Ende der ersten zehn Minuten gelang Passiwan der 14:14-Ausgleich.
Das zweite Viertel verlief ähnlich ausgeglichen (18:17). „Da ist noch Luft nach oben“, war in der Halbzeitpause von der Fan-Tribüne zu hören. Nachdem die Dolphins bei einem Vorbereitungsturnier in Italien zum Monatswechsel den zweiten Platz hinter dem mehrfachen französischen Meister Cannes belegt hatten, dachten viele, dass der Kader besser eingespielt sei.
Passiwan hatte allerdings nie Zweifel am Auftakterfolg: „Eigentlich hatten wir alles von Anfang an im Griff, auch wenn man es von außen nicht so gemeint hat, wenn die Frankfurter mal vier Punkte weg waren. Aber wir hatten immer das Gefühl, dass wir das regulieren können. So richtig nervös geworden bin ich nie, weil ich weiß, was wir können. Wir mussten einfach in der Defensive zulegen, und das haben wir in der zweiten Halbzeit besser gemacht.“
Acht Punkte gegenüber nur einem verwandelten Freiwurf der Frankfurter brachten Trier nach der ersten halben Stunde mit 55:48 in Führung. In diesem Fall eine Sache für das Ehepaar Passiwan: drei Punkte erzielte Nathalie, fünf Dirk Passiwan. Apropos Familie: Familiär ist die Atmosphäre bei den Dolphins-Heimspielen seit jeher. Kinder mit und ohne Rollstuhl spielen in den Pausen. Und seit der Geburt von Nathalie und Dirk Passiwans erstem Sohn Dino Felix vor zwei Jahren sind die Familien des Paars noch mehr eingebunden als sowieso schon. Co-Trainer Andreas Ebertz, Nathalies Vater, übernahm zeitweise die Betreuung des zweieinhalb Monate alten Niko Leon, als Oma Birgit den Kommentar des Livestreams übernahm. Stört es bei den Eltern die Konzentration aufs Spiel, wenn man weiß, dass Oma und Opa auf die Kinder aufpassen? Nein, die Kids seien ja gut betreut, sagen Nathalie und Dirk Passiwan unisono.
Aber klar: Nach der Schlusssirene stürmte Dino Felix auf Papa Dirk los, und Niko Leon spielte in den Armen von Mama Nathalie. Die Team-Abschluss-Besprechung, diesmal natürlich mit den Kindern auf dem Schoß. Dirk Passiwan hatte auch nicht viel zu kritisieren nach dem am Ende doch deutlichen Sieg: „Vorne haben wir gut gespielt mit 76 Punkten, aber wir hätten gerne ein paar Gegenpunkte weniger zugelassen.“
Und: Trotz der kräftezehrenden 18-stündigen Busfahrt, das Italien-Turnier habe sich gelohnt. „Man merkt, dass wir eingespielt sind. Sylvie (Anmerkung: Neuzugang Sylvana van Hees) macht einen richtig guten Job“, sagte Passiwan.
Die niederländische Paralympics-Siegerin war ebenfalls zufrieden mit ihrem Bundesliga-Debüt: „Es war physisch schon hart, aber wichtig ist, dass wir gewonnen haben“, sagte Sylvana van Hees. „Es war unnötig hart“, meinte ihr niederländischer Landsmann Walter Vlaanderen lachend.
Die große Bewährungsprobe folgt am kommenden Wochenende in Wiesbaden. „Das ist direkt ein Play-off-Kandidat. Das wird ein sehr, sehr schweres Spiel, aber wir haben eigentlich immer sehr gut in Wiesbaden gespielt. Vergangenes Jahr haben wir da nur knapp verloren. Es wird eine Standortbestimmung“, blickt Passiwan voraus.
Das nächste Heimspiel am Samstag, 21. Oktober (18 Uhr), wird dann ein echter Kracher. Dann empfangen die Dolphins den deutschen Rekordmeister RSV Lahn-Dill.