Drama gefällig? Eine gebrochene Nase und jede Menge Emotionen

Trier · Bittere Niederlage: Basketball-Bundesligist TBB Trier hat beim 80:88 (72:72, 36:35) nach Verlängerung den Favoriten Berlin lange Zeit im Griff - nur auf den ersten Sieg gegen Alba seit 2004 müssen sie weiterhin warten.

 Kampf bis zum Umfallen: Der Trierer Nate Linhart (rechts, am Ball) sucht gegen den Berliner Idbihi Yassin den Korberfolg. TV-Foto: Hans Krämer

Kampf bis zum Umfallen: Der Trierer Nate Linhart (rechts, am Ball) sucht gegen den Berliner Idbihi Yassin den Korberfolg. TV-Foto: Hans Krämer

Der Aufreger: Kurz vor der Halbzeitpause: Heiko Schaffartzik foult vor dem eigenen Korb TBB-Aufbauspieler Jarrett Howell, der wiederum trifft seinen Gegenspieler an der Nase. Schaffartzik geht benommen zu Boden, er muss mit starkem Nasenbluten behandelt werden, kann aber später weiterspielen. Die Diagnose am Sonntag: Nasenbeinbruch! Die Aktion sorgt für Aufruhr bei den Gästen, die die Aktion von Howell als Tätlichkeit werten. Die Reaktion darauf: Innerhalb von wenigen Sekunden geht ein technisches Foul ("T") an die Alba-Bank, dann ein "T" an Trainer Sasa Obradovic, Howell kassiert ein unsportliches Foul. Auf dem Weg in die Kabine erhält Alba-Sportdirektor Mithat Demirel ebenfalls ein "T" - weil es bereits das dritte für Alba ist, müssen Demirel und Obradovic den Innenraum verlassen. Schaffartzik fühlte sich bei der Aktion von Howell ans Boxen erinnert ("eine Gerade auf die Nase hat mich ausgeknockt", sagte er im Video-Interview mit basketball-stream.de). Howell bestätigt im Video, dass er Schaffartzik getroffen habe, "aber da war keine Absicht im Spiel". Demirel wirft Howell Absicht vor: "Das habe ich in 20 Jahren Basketball noch nicht erlebt." Die Schlüsselszene: Zehn Punkte Vorsprung für Trier, gut sechs Minuten vor Schluss - das muss reichen, oder? Und dann das 71:66 - noch 18 Sekunden auf der Uhr. Zu früh zum Feiern, aber gedanklich ist der Heimsieg eingetütet. Dann folgt diese Szene: Die TBB ist nach einer Auszeit beim Stand von 71:68 in Ballbesitz. Howell findet beim Einwurf keinen Mitspieler, fünf Sekunden verrinnen - und der Ballbesitz geht an die Gäste. Mit dieser Szene drehten die Hauptstädter die Partie: Sie retteten sich in die Verlängerung. Dort war der Albatros souverän.
Das Spektakel: Die TBB-Defensive gehört zu den besten der Liga - das kann spektakulär aussehen, etwa beim Wahnsinns-Block von Chikoko oder wenn Steal-Experte Nate Linhart wieder den Ball vom Gegner geklaut hat. Für die "Wow"-Offensivaktionen ist bei der TBB Brian Harper zuständig. An die krachenden Dunkings hat man sich fast gewöhnt. Neu ist, dass der Power Forward auch aus der Distanz trifft. Harper traf drei von vier "Dreiern". Der Ami war in der Offensive heiß und erzielte 21 Punkte in 24 Minuten - und das, obwohl er mit Adduktoren-Problemen in die Partie gegangen war.
Die Stimmen: "Wir sind stolz auf unser Team" - das war aus dem Trierer Fanblock nach dem Spiel ende zu hören. Ein bisschen stolz war auch Alba-Trainer Sasa Obradovic, "auch wenn ich die zweite Halbzeit nicht gesehen habe". "Es war ein sehr hartes Spiel nach der Euroleague-Partie am Donnerstag in Malaga." Für die technischen Fouls gegen Alba hatte er kein Verständnis - auch nicht dafür, dass einige Trie rer Fans seinem Spieler Schaffartzik (zu Unrecht!) Schauspielerei vorgeworfen hatten. Lob gab es von Obradovic an seinen früheren Alba-Kollegen Rödl: "Er leistet tolle Arbeit mit den jungen Spielern." Rödl freute sich über die Unterstützung: "Es war toll, dass wir trotz der Niederlage gefeiert wurden. Wir haben sehr gut gekämpft und hatten das Spiel im Griff. Der Fünf-Sekunden-Pfiff war dann die Vorentscheidung."Meinung

Spiel verloren, Fans gewonnen
Spektakuläre Aktionen, Platzverweise für die Alba-Chefs, ein umstrittener Schlag (Absicht oder nicht?), ein dramatischer Spielverlauf samt Verlängerung und bitterer Heimniederlage in der ausverkauften Arena: Das Spiel der TBB gegen Alba hatte alles, was sich ein Fernsehsender von einem Livespiel wünschen kann. Übertragen wurde das Spiel zwar nicht - wieder einmal. Aber die 6000 Zuschauer werden die Partie in Erinnerung behalten. Es gab keine heroische Rückkehr des Außenseiters nach haushohem Rückstand zu feiern wie beim legendären Trierer Sieg 1998. Es konnte auch nicht dazu kommen. Alba Berlin war in der regulären Spielzeit in keiner Phase wirklich überlegen und lag zumindest in der zweiten Halbzeit meistens hinten. Was bleibt als Erkenntnis? Individuelle Trierer Fehler haben den fast sicheren Sieg nach einer wieder sehr starken Teamleistung verbaut. Das ist schade, klar - aber dramatisch ist die Niederlage nicht: Die Trierer verloren zwar ihr achtes Heimspiel in Folge gegen die Berliner. Aber nicht in jeder der einzelnen Spielzeiten hatten die Fans richtigen Spaß mit ihrem Team. Den werden sie in dieser Saison noch haben - ganz sicher. a.feichtner@volksfreund.de

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