Eigentlich ist alles gut, eigentlich

Trier · Deckel drauf auf das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte: Nie schrieben die Trierer Rollstuhlbasketballer positivere sportliche Schlagzeilen als 2014. Alles bestens also? Nicht ganz, wie unsere Bestandsaufnahme zeigt.

 Die Trierer Dolphins blicken in adventlicher Stimmung auf ihr sportliches Jahr zurück. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Die Trierer Dolphins blicken in adventlicher Stimmung auf ihr sportliches Jahr zurück. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Trier. Entspannt ist die Atmosphäre an diesem Dienstag in der Arena vor dem Dolphins-Training. Die scheinbar ewig gut aufgelegten Janet McLachlan und Diana Dadzite "streiten" sich kichernd und lachend in gespielter Verbissenheit um den Ball. Die "Jungs" sehen der femininen Delfin-Show mit einer Mischung aus Gelassenheit, Belustigung und maskulinem Verständnis zu. Aber später geht es auch richtig zur Sache, denn am Samstag steht das letzte Spiel des Jahres an: Saisonausklang bei den "Rolling Devils" in Kaiserslautern.
Finale eines turbulenten Jahres für den Trierer Bundesligisten. Sportlich top, erstmals die Runde der besten vier deutschen Mannschaften erreicht, die sich um den Titel des Deutschen Meisters streiten. Aber dazu auch jede Menge Begleitmusik, die nicht ohne Dissonanzen aus dem rollenden Orchestergraben dröhnte. Da war die scheinbar never ending Story um die Behinderungs-Einstufung der Lettin. Da war auch die Ungewissheit über Finanzen, Sponsoren, die eigene wirtschaftliche Strahlkraft. Und da war vor allem der plötzliche Wechsel der Heimspielstätte: Raus aus der antiquierten MHW-Halle. Rein in Triers "gute Stube", die Arena.
"Zunächst müssen wir mal festhalten, dass wir sehr froh sind, hier spielen zu können. Der Umzug musste ja quasi Hals über Kopf über die Bühne gehen. Alle Beteiligten, von den Hausmeistern über die Techniker bis zur Arena-Geschäftsführung halfen uns, wo es ging", resümiert Dirk Passiwan. Der personifizierte "Mr. Rollstuhlbasketball" in Deutschland ist nach wie vor Herz und Kopf dieser ganz besonderen Randsportart an der Mosel.
Aber Passiwan und alle, die im Hintergrund des Vereins wirken, müssen auch zur Kenntnis nehmen, "dass das hier ungeachtet aller tollen Bedingungen wie etwa dem superschnellen Parkett eine Nummer zu groß ist für uns." Vor allem eines schmerzt "unseren kleinen Verein", wie Passiwan sagt, gewaltig: "Uns fehlt das Catering von der Mäusheckerhalle. Das waren feste Einnahmen, mit denen wir planen konnten. Die haben wir jetzt nicht mehr."
Als Chance und Risiko zugleich hätten er und alle im Verein den Bezug des neuen "Wohnzimmers" damals gesehen. Geblieben ist die nüchterne Erkenntnis, dass sich Rollstuhlbasketball auch unter neuen, perfekten Rahmenbedingungen nicht zielführender vermarkten lässt, als dies vorher in dem alten "Betonbunker" im Trierer Stadtteil Pfalzel der Fall gewesen war. "Wir hatten beim ersten TBB-Heimspiel eine Werbe-Aktion gestartet, da kamen wirklich zu unserem ersten Heimspiel Leute, die wir vorher nie gesehen hatten. Aber im Prinzip waren wir danach auch schon wieder unter uns", blickt Passiwan zurück. Am Wochenende ist das letzte Spiel, dann gibt es ein wenig Urlaub. "Chad Jassman fliegt für ein paar Tage heim nach Kanada, ist dann zum ersten Training an Silvester wieder da.", erzählt der Coach. Denn am 4. Januar treten bereits die Korbjäger aus Thüringen zum Erstligagipfel an.
Vielleicht ist der Vereinsname ja auch Programm. Fernseh-Serienheld Flipper blieb am Ende immer obenauf. Und der musste meist noch ein paar Schurken aus dem blauen Meer vor der malerischen Küste Floridas räumen. Zumindest das bleibt den Dolphins von und in der Mosel mit Sicherheit erspart!Extra

Dirk Passiwan ist sich ganz sicher. "Diese Mannschaft ist nicht mit dem Team zu vergleichen, das sich im ersten Spiel hier in der Arena vorstellte." 93:38 hieß es damals am Ende für die Moselaner gegen die Pfälzer. Keine Niederlage, eine Demütigung. Inzwischen aber habe sich der dem 1. FC Kaiserslautern angeschlossene Neuling in der Klasse akklimatisiert, sich an die schnellere und genauere Spielweise gewöhnt. "Und ein paar gute Leute haben sie ja schließlich auch dazugewonnen." Deshalb, so Passiwan, "müssen wir diese Partie noch mal mit voller Konzentration angehen, wenn wir aus dieser Begegnung mit zwei Punkten nach Hause kommen wollen." jüb

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