Gladiators-Manager: „Hier wird zu viel gegeneinander geschossen“

Trier · Seit Juli ist Michael Lang als Manager der Gladiators Trier im Amt. Im Interview hat der Franke TV-Redakteur Marek Fritzen erzählt, dass er sich bereits gut eingelebt hat an der Mosel. Doch er berichtet auch von Problemen: So fehlen dem Verein rund 150 000 Euro an Sponsorengeldern. Zudem quälen die Gladiators Altlasten in Höhe von 80 000 Euro.

Herr Lang, Sie sind nun seit vier Monaten als Manager der Gladiators Trier im Amt: Fühlen Sie sich schon heimisch an der Mosel?
Michael Lang: "Ich konnte mir seit Juli schon relativ viel in der Stadt anschauen. Das heißt, ich fühle mich schon deutlich heimischer als im Sommer. Trier macht es einem aber auch leicht, denn es ist einfach eine super schöne Stadt. Mit den Kollegen gehen wir einmal in der Woche regional essen - so waren wir am Donnerstagabend zum Beispiel beim Vater von Lars Hopp Flieten essen."

Wie fällt Ihre sportliche Zwischenbilanz nach drei Siegen aus sechs Spielen aus?
Lang: "Wir hatten super knappe Spiele wie beispielsweise gegen Vechta. Da dachte jeder, dass die uns überrennen, aber wir haben bravourös dagegengehalten und fast gewonnen. Auch wenn wir in der vergangenen Woche gegen Leverkusen knapp verloren haben, ändert es nichts daran, dass ich mit dem bisherigen Saisonverlauf und mit den Leistungen der Jungs super zufrieden bin. Marco van den Berg macht da einen ganz tollen Job mit der Mannschaft."

Trotz der starken Leistungen strömen die Zuschauer bisher noch nicht in Massen in die Arena - gegen das Topteam Rasta Vechta kamen nur gut 1600, dabei kalkulieren Sie mit 1800 pro Spiel, woran liegt das?
Lang: "Ich glaube, dass es dafür zwei Gründe gibt: Zum einen wartet der klassische Trierer Fan erst einmal ab, wie das so läuft mit dem neuen Verein. Zum anderen wurden die Zuschauerzahlen in den vergangenen Jahren durch Freikarten in die Höhe getrieben. Das macht den Markt komplett kaputt. Daher gibt es das so bei uns nicht mehr."

Wie zuversichtlich sind Sie, dass der kalkulierte Schnitt dennoch erreicht wird?
Lang: "Könnte funktionieren, wenn nicht, müssen wir es übers Sponsoring abfedern. Wir haben einen Plan B."
Sponsoring ist ein gutes Stichwort: Wie schwierig gestaltet sich die Arbeit, neue Sponsoren an Bord zu bekommen?
Lang: "Mit Hochwald, SWT, Bitburger, Sparkasse oder Volksbank sind Partner sehr schnell zurückgekommen, wir haben auch Partner aus der Vergangenheit für die neue Marke Gladiators gewinnen können, die vorher länger nicht mehr dabei waren."

Das heißt, es sind neue Sponsoren dazugekommen?
Lang: "Ja, Schloss Wachenheim zum Beispiel oder die Heister Gruppe. Es ist ein gutes Zeichen für uns als Geschäftsstelle, dass unsere Arbeit so langsam Früchte trägt."

Mit welchen Sponsoreneinnahmen kalkulieren Sie?
Lang: "Mit rund 850 000 Euro."

Haben Sie diese Summe bereits erreicht?
Lang: "Nein, es fehlen noch rund 150 000 Euro. Das ist schon eine Summe, die noch einiges an Hausaufgaben erfordert."

Das klingt beunruhigend.
Lang: "Diese 150 000 Euro lasten schwer. Aber ich glaube, dass wir das mit der Unterstützung der Stadt - Oberbürgermeister Wolfram Leibe hilft uns sehr - den SWT und den anderen großen Partnern schaffen können. Wir haben eine gute Chance, den fehlenden Betrag einzuholen, auch wenn es nicht leicht wird. Es gibt allerdings noch eine weitere Summe, die uns Probleme macht: Es existieren Altlasten in Höhe von 80 000 Euro, die ich nicht im Team-Budget sehe, wobei sie natürlich darin enthalten sind."

Was für Altlasten sind das denn?
Lang: "40 000 Euro mussten wir zahlen, um der TBB Trier die Lizenz für die Pro A abzukaufen - das Geld musste an den Insolvenzverwalter gezahlt werden. Weitere 40 000 Euro mussten an die Liga gezahlt werden, um die Spielberechtigung für die Zweite Liga zu erhalten."

Wer hat das bezahlt?
Lang: "Das haben die Gladiators bezahlt, sie liegen in unserem Budget. Dabei hieß es bei den Infoveranstaltungen im Sommer, dass der e.V. (der TBB e.V., die Jugendabteilung der Gladiators Trier, Anm. d. Red.) sich in der GmbH einbringt und diese Summe entsprechend übernimmt. Jetzt aber wird klar, dass der e.V. das nicht leisten können wird - daher müssen wir nun Gesellschafter finden, die sich in der GmbH einbringen."

Was heißt das denn für den e.V.?
Lang: "Es gibt momentan Sitzungen, bei denen ich nicht dabei bin. Der e.V. soll wieder auf sichere Beine gestellt werden, weil es dort wohl in den vergangenen Monaten ein paar Komplikationen gegeben hat. Der e.V. scheint mittlerweile wieder solider dazustehen, es wird aber nicht reichen, um groß in die GmbH einzusteigen."

150 000 Euro fehlende Sponsoring-Gelder und 80 000 Euro an Altlasten - das sind Hiobsbotschaften mit denen die Fans wohl nicht gerechnet haben … Ist die Saison in Gefahr?
Lang: "Ein Unterschied im Vergleich zur vergangenen Saison ist, dass die Fans von diesen Summen offiziell aus der Zeitung erfahren. Das ist eine Art der Kommunikation, die es früher nicht gegeben hat. Uns in der Geschäftsstelle ist die brisante Situation bewusst. Bezüglich der 150 000 Euro werden in den kommenden Wochen sehr wichtige Gespräche mit Sponsoren stattfinden, von denen wir uns viel erhoffen."

Und was ist mit den 80 000 Euro?
Lang: "Da muss man ein höheres Gremium einberufen. Ein Kompetenzteam muss sich da schnell drum kümmern, sonst kriegen wir Schwierigkeiten. Die Aufgabe sehe ich nicht bei mir."

Bei wem dann?
Lang: "Das ist eine gute Frage, die ich gerade nicht beantworten kann. Ich denke, dass es genügend Leute gibt, die basketball-affin sind, aus der Wirtschaft kommen und sich nun zusammensetzen sollten und versuchen sollten, wie man diese 80 000 Euro als Budget sicherstellen kann. Diese Altlasten können über mehrere Jahre abgeschrieben werden, das ist kein Problem."

Stimmen die Zahlen, die vor der Saison ausgegeben worden sind mit einem Team-Etat von rund 450 000 Euro und einem Gesamt-Etat von knapp über einer Million?
Lang: "Ja, das steht."

Was sagt die Liga zu den finanziellen Problemen?
Lang: "Die Liga weiß Bescheid, die Zahlen liegen ihr vor. Wichtig ist aber, dass wir die Probleme hier vor Ort lösen und da müssen wir im Verein dringend beginnen, zusammenzuarbeiten. Ich denke, dass hier noch zu viel gegeneinander geschossen wird. Als Manager, der neu von außen zum Verein gestoßen ist, werde ich schon noch relativ kritisch beäugt, nach dem Motto: ,Was macht der denn da?'"

Wie äußert sich das?
Lang: "Es wird aus Gruppen, die sich eigentlich zu unserem Lager zählen sollten, gegen die Geschäftsstelle geschossen, was ich für relativ dumm halte. Weil wir den Basketball in der Stadt nur gemeinsam retten können - wenn wir jetzt anfangen, persönliche Befindlichkeiten in den Vordergrund zu stellen, dann scheitern wir. Wenn wir als Team auftreten und nicht immer nach dem Motto arbeiten ,Das haben wir schon immer so gemacht‘, dann schaffen wir das auch - das ist ein Appell. Wir müssen den Verein dauerhaft finanziell auf solide Füße stellen - und da spreche ich auch für unseren Geschäftsführer Joachim Schmitz, der uns sehr gut unterstützt."

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