Basketball Alles oder nichts – Gladiators müssen heute in Nürnberg gewinnen

Trier/Nürnberg · Die Gladiators Trier sind heute Abend in Viertelfinal-Duell Nummer drei bei den Nürnberg Falcons (19.30 Uhr/ww.airtango.live) zum Siegen verdammt. Gelingt das nicht, ist die Saison beendet. Vor dem Spiel geht’s um ein Versprechen des Trainers und einen Motorschaden.

 Brauchen heute Abend dringend einen Sieg: Jermaine Bucknor und die Gladiators.

Brauchen heute Abend dringend einen Sieg: Jermaine Bucknor und die Gladiators.

Foto: Willy Speicher

Wie gut, dass Christian Held am Mittwochabend noch nicht da war, als Nürnbergs Trainer Ralph Junge diese Story im Pressekonferenz-Raum der Arena Trier auspackte. Sie hätte die Stimmung des Gladiators-Trainers sicher nur noch weiter in den Keller getrieben, als sie ohnehin schon war nach der zweiten Pleite (72:84) im zweiten Playoffspiel der Römerstrom Gladiators Trier gegen die Nürnberg Falcons. Denn Junges Geschichte hatte nicht gerade  das Potenzial, die Trierer Vorfreude auf die Reise zu Spiel drei heute Abend (19.30 Uhr/www.airtango.live) zu befeuern. Die Worte des 49-Jährigen zeigten, wie strapaziös so eine 400-Kilometer-Tour aussehen kann – besonders dann, wenn wirklich alles schiefgeht.

„Wir sind am Dienstagmittag in Nürnberg los, dort auf die Autobahn, und schon nach 10 Kilometern ging nichts mehr – Vollsperrung“, so der Nürnberger Coach am Mittwoch. Ewig habe sein Team, das sich mit zwei Kleinbussen auf den Weg an die Mosel gemacht hatte – den einen steuerte der Coach selbst –, im Stau festgehangen. Irgendwann, Stunden später, sei’s endlich weitergegangen. Doch nur kurz. Im Rhein-Main-Gebiet dann der nächste Schock. „Einer unserer Busse hatte einen Motorschaden. Wir mussten abgeschleppt werden“, erzählte Junge. Spätabends seien die Herrschaften somit erst mal in Rüsselsheim gestrandet. Während es sich die Spieler in einer Pizzeria gemütlich gemacht hätten, habe er sich um einen Mietwagen gekümmert, so der Falcons-Trainer, der gleichzeitig auch Geschäftsführer bei den Franken ist. „Um diese Zeit muss man da aber erst mal einen bekommen.“ Irgendwann sei es ihm dann doch gelungen. Also alle rein in den Boliden und weiter in Richtung Trier. „Um 1 Uhr nachts waren wir dann endlich da – im strömenden Regen. Was für eine Reise. Kompliment an die Jungs, dass sie heute dennoch so aufgetreten sind“, betonte der 49-Jährige.

So viel sei schon mal verraten: Ähnliches ist von der Gladiators-Anreise nicht bekannt. Das Team ist am Donnerstagabend sicher in Franken angekommen. „Wir haben am Mittag noch in Trier trainiert, und sind danach los“, so Cheftrainer Christian Held am Donnerstag. „Alle sind soweit fit und einsatzbereit für Spiel drei.“ Klar ist: Für Trier geht’s heute Abend in der Zelthalle am Airport Nürnberg um alles oder nichts. Verliert das Held-Team, ist die Saison beendet. Der Trainer betont: „Wir kämpfen jetzt um unser Leben – das wollten wir gerade auswärts vermeiden. Es ist nicht einfach, in Nürnberg zu gewinnen, das wissen wir. Aber: So lange irgendeine Chance besteht, werden wir nicht aufgeben.“

Aufgegeben hatte sich sein Team auch am Mittwoch nicht – zu keinem Zeitpunkt. Der Wille, der war da. Nur leistete sich Trier schlicht zu viele Fehler: 16 zugelassene Nürnberger Offensiv-Rebounds, 18 Ballverluste, zu wenig Tempo, zu viele Einzelaktionen im Offensivspiel – all das machte einen Heimsieg gegen erneut clever und physisch agierende Nürnberger am Ende unmöglich. Speziell offensiv wurde erneut deutlich, wie sehr den Gladiatoren eine ordnende Hand in Person von Simon Schmitz oder Kyle Dranginis fehlt.

„Die Jungs, die auf dem Feld sind, die tun alles, gehen deutlich über ihre Schmerzgrenze“, befand Christian Held am Mittwoch. „Aber Nürnberg war da einfach cleverer und abgezockter.“

Bleibt die Frage: Geht’s heute Abend in Spiel drei erneut so ruppig zu wie am Mittwoch? Denn was die knapp 3400 Zuschauer da in der Arena phasenweise zu sehen bekamen, hatte nur noch wenig mit Basketball zu tun. Es wurde geschubst, gemeckert, diskutiert. Es hagelte Technische, Unsportliche und jede Menge andere Fouls. Was über weite Strecken fehlte, das waren Spielfluss und souverän auftretende Schiedsrichter. Vier Trierer Spieler – Johannes Joos, Kelvin Lewis, Jermaine Bucknor und Kevin Smit – flogen vor Ende der Partie mit fünf Fouls vom Feld.

An die Referees gewandt, sagte Christian Held nach dem Spiel: „Wenn ein Schiedsrichter hier ankommt und ein falsches Hemd zu einem Playoffspiel trägt, dann frage ich mich, wie so etwas sein kann. Dann kann er aus meiner Sicht nicht vorbereitet und konzentriert sein. Ein Hemd mit dem alten Liga-Logo – das kann nicht passieren.“ Und der 30-Jährige legte nach: „Wenn ein Schiedsrichter dann gleich im ersten Viertel bei einem Offensiv-Foul zwei Freiwürfe geben will, dann frage ich mich, wo die Schiris mit dem Kopf sind.“ Das seien Sachen, fand der Trierer Chefcoach, die nicht passieren dürften. „Wenn man etwas ernsthaft betreibt, dann geht das nur, wenn man sich entsprechend vorbereitet – und ganz offensichtlich war das heute nicht der Fall, zumindest wirkte es deutlich anders – aber am Ende des Tages müssen wir uns aber an die eigene Nase fassen. Nürnbergs Sieg war verdient.“

Playoff-Viertelfinale Nummer drei ist heute ab 19.30 Uhr auf www.airtango.live zu sehen.

Punkte Trier: Lewis 19, Smit 3, Bucknor 13, Hennen 11, Schmikale 1, Grün 8, Ilzhöfer 2, Gloger 12, Joos 3 - Viertelstände:16:18/36:35/54:62/72:84 - ZS: 3369

Playoff-Viertelfinale

Trier - Nürnberg 72:84 (0:2)

Karlsruhe - Chemnitz 77:88 (0:2)

Ehingen - Heidelberg 79:90 (0:2)

 Gladiators Nürnberg Playoffspiel zwei

Gladiators Nürnberg Playoffspiel zwei

Foto: Willy Speicher

Rostock - Hamburg 94:79 (1:1)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort