Trier Gladiators: Zum Schluss wird’s romantisch

Trier · Basketball: Nach dem Sensations-Sieg über Vechta spricht Gladiators-Coach van den Berg über besondere Spieler und seinen Abschied.

 Komm mal her, Kleiner: Jermaine Bucknor und Rupert Hennen nach dem Heimsieg gegen Vechta.

Komm mal her, Kleiner: Jermaine Bucknor und Rupert Hennen nach dem Heimsieg gegen Vechta.

Foto: Willy Speicher

Bevor er über seinen Abschied spricht, will Marco van den Berg am Montagnachmittag erst mal was anderes loswerden. Es geht um Sonntagabend, um dieses Wahnsinns-Spiel, um Rupert Hennen und um Jermaine Bucknor. Der Kanadier, der mit seinem verwandelten Dreier aus rund neun Metern Entfernung in letzter Sekunde dafür sorgte, dass die Römerstrom Gladiators Trier nach den Crailsheim Merlins nun mit Rasta Vechta (89:88) auch den nächsten Spitzenreiter der ProA gestürzt haben. „Wenn man sich mal überlegt, dass Rupi, der Trierer Junge, in den letzten Sekunden so viel Verantwortung übernimmt“, schwärmt van den Berg, „den Ball bringt,  den entscheidenden Assist auf Jermaine Bucknor spielt. Und Buck, die personifizierte Trierer Basketball-Hoffnung, den Dreier dann auch noch trifft - also bitte, ich finde das schon romantisch“.

Triers Trainer ist am Tag nach dem zweiten großen Heimsieg binnen drei Wochen für seine Verhältnisse regelrecht euphorisch unterwegs: „Das war ein Höhepunkt, muss ich zugeben.“ Zwar renne er jetzt nicht mit der rosa-farbenen Brille durch die Gegend, doch er betont: „So ein Sieg geht tiefer als irgendein mittelmäßig gewonnenes Spiel, das du zu Hause gewinnst.“

Wie schon am 27. Dezember beim 77:70-Heimsieg gegen Crailsheim tritt Trier auch gegen Vechta von Beginn an mit einer enormen Entschlossenheit auf. Auch ohne den verletzten Robert Nortmann (war im Training umgeknickt, soll aber für das Heimspiel gegen Köln am Samstag fit sein) überzeugen die Gladiatoren einmal mehr durch ihre Mentalität. Mehrmals liegt das Gästeteam von Trainer Doug Spradley deutlich in Front, doch Trier gibt sich nicht auf. Auch nicht, als Vechtas US-Amerikaner Josh Young 1:42 Minuten vor Spielende einen Dreier zum 75:82 (aus Trierer Sicht) versenkt. Während die Gästebank in der folgenden Auszeit in Jubel ausbricht und schon vom Sieg an der Mosel träumt, schwört sich das Heimteam, das Spiel nicht abzuschenken. „Es war unglaublich, mit welchem Willen die Jungs gespielt haben“, findet Gladiators-Coach van den Berg. So wie Simon Schmitz, der sich sechs Sekunden vor Ende zwar mit seinem fünften Foul raushaut, Vechtas Robin Christen dadurch aber an die Freiwurflinie bringt. Weil der Rasta-Mann im Anschluss lediglich einen von zwei Freiwürfen zum 86:88 (aus Trierer Sicht) trifft, kommt es dann zu diesem unfassbaren letzten Spielzug, nach dem die knapp 3000 Zuschauer in der Arena vollkommen die Fassung verlieren. „Das war überragend“, sagt Triers Trainer, „jetzt können wir in der Tabelle weiter nach oben schauen, wir sind nur einen Sieg von Platz 5 entfernt - wir freuen uns auf Köln“.

Für den 52-Jährigen wird das Duell mit dem Team vom Rhein am Samstag (20 Uhr/Arena Trier) das zwölftletzte Hauptrundenspiel an der Mosel sein. Denn der Niederländer verlängert seinen im Sommer auslaufenden Vertrag bei den Gladiatoren nicht, verlässt den Club nach der Saison (der TV berichtete). „Das Wichtigste ist für mich, dass ich wieder näher bei meiner Familie bin. Meine elfjährige Tochter braucht mich“, sagt van den Berg. Während der Saison sehe er Frau und Tochter, die im knapp 500 Kilometer entfernten Groningen leben, im Schnitt nur fünfmal. „Das ist auf Dauer sehr schwer.“ Neben seiner Familie freut sich van den Berg auch auf eine neue berufliche Herausforderung. Ab dem Sommer übernimmt er die Leitung der Orange Lions Academy, einer neu gegründeten Nachwuchsakademie, in der Basketballtalente im Alter zwischen 15 und 20 Jahren gefördert werden sollen. Van den Berg, der seit 2015 in Trier aktiv ist und das Team in der ersten Saison ins Playoff-Halbfinale, in der zweiten Spielzeit ins Viertelfinale führte, hat dort einen Vierjahresvertrag unterschrieben. „Es wird wehtun, Trier zu verlassen“, sagt der 52-Jährige, „aber es ist das Beste für mich und meine Familie“.

Derweil steht sein Nachfolger bei den Gladiatoren schon fest. Co-Trainer Christian Held übernimmt ab Sommer die Rolle des Cheftrainers. Nach Angaben von Geschäftsführer Achim Schmitz läuft Helds Vertrag bis 2020. „Es ist eine tolle Herausforderung und große Ehre, die Aufgabe von Marco van den Berg zu übernehmen. Doch zunächst wollen wir gemeinsam unsere Ziele in der laufenden Spielzeit erreichen“, erklärt der kommende Cheftrainer.

Punkte Trier gegen Vechta: Dranginis 8, Smit 4, Bucknor 25, Hennen 1, Schmikale 0, Schmitz 17, Grün 6, Ilzhöfer 4, Buntic 0, Joos 8, Shoutvin 16, Dranginis 8,

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