ProA-Geschäftsführer Christian Krings „Hundertprozentige Sicherheit? Gibt es nicht“

Interview | Trier · Basketball: Der Geschäftsführer der 2. Bundesliga spricht drei Wochen vor Saisonstart über den Hygieneleitfaden, Zuschauer in den Arenen und die Wahrscheinlichkeit von Spielausfällen.

 Basketball mit Maske der Gladiators Trier

Basketball mit Maske der Gladiators Trier

Foto: TV/Simon Engelbert

In exakt drei Wochen starten die Römerstrom Gladiators Trier in die neue Saison der 2. Basketball Bundesliga. Damit diese sicher über die Bühne gehen kann, hat die Liga einen Hygieneleitfaden entwickelt, anhand dessen die Vereine ein individuelles Hygienekonzept entwickeln müssen. Vorab: Wie dieses bei den Gladiators aussehen wird, ist nach Aussage des Pressesprechers Alex Lessenich noch unklar: „Sobald das Konzept steht, werden wir informieren“, sagt er. Was bereits steht, ist der Hygieneleitfaden der Liga.

 Christian Krings ist Geschäftsführer der  2. Basketball Bundesliga.

Christian Krings ist Geschäftsführer der 2. Basketball Bundesliga.

Foto: Privat

Im TV-Interview spricht der Geschäftsführer der 2. Basketball Bundesliga, Christian Krings, über den Leitfaden, finanzielle Probleme der Vereine und darüber, wieso es keine hundertprozentige Sicherheit geben kann.

Die wichtigste Frage vorab: Wie oft und wann werden die Spieler der ProA getestet?

CHRISTIAN KRINGS Als Liga haben wir einen über 40-seitigen Hygieneleitfaden entwickelt, auf dessen Basis die Vereine ein auf ihre örtlichen Gegebenheiten angepasstes Hygienekonzept entwickeln müssen. Dieser Hygieneleitfaden umfasst selbstverständlich auch verpflichtende Tests. Jeder Verein ist entsprechend dem Hygieneleitfaden dazu verpflichtet, dass die Spieler, Trainer und Betreuer frühestens zehn Tage vor dem Saisonstart zweimal getestet werden. Hinzu können verpflichtende Testungen von der Liga gefordert werden, wenn zum Beispiel an Standorten inklusive den angrenzenden Landkreisen ein erhöhtes Pandemielevel erreicht wird, eine Mannschaft in einem Gebiet mit einem erhöhten Pandemielevel übernachtet hat oder aufgrund eines Kontaktes zu einer infizierten Person der Verdacht besteht, dass es zu Ansteckungen gekommen sein könnte. Bei Symptomen muss selbstverständlich ebenfalls getestet werden. Viele Vereine in unserer Liga führen jedoch bereits jetzt regelmäßig Tests durch.

Ganz allgemein: Können Sie den Hygieneleitfaden kurz in wenigen Sätzen zusammenfassen?

KRINGS Der Hygieneleitfaden umfasst viele Regeln, um alle Beteiligten bestmöglich vor einer Infizierung zu schützen und damit verbunden eine Ausbreitung der Corona-Pandemie innerhalb der Liga zu verhindern. Weiter soll der Hygieneleitfaden einen fairen Wettkampf unter möglichst gleichen Bedingungen sicherstellen. Eine Mannschaft soll sich auch bei einem Auswärtsspiel sicher sein können, dass die Hygienemaßnahmen am Spielort den Maßnahmen am eigenen Standort entsprechen und überall möglichst gleiche Bedingungen herrschen. Somit muss zum Beispiel an allen Standorten beim Betreten der Halle zum Training oder Spiel bei den Spielern und Trainern Fieber gemessen werden und die Spieler müssen einen Fragebogen zum Gesundheitszustand sowie zu möglichen Kontakten zu infizierten Personen ausfüllen, um sicherzustellen, dass Spieler mit Symptomen frühzeitig erkannt und dann isoliert werden können, bis ein Testergebnis vorliegt.

Was wird Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung auf dem Weg zu einer reibungslosen ProA-Saison sein?

KRINGS Niemand weiß, wie sich die Corona-Pandemie weiterentwickeln wird. Wichtig wird sein, dass sich alle bestmöglich an die Hygienekonzepte halten, um das Risiko von Infektionen bestmöglich zu minimieren. Eine hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben. Wir müssen aber alles in unserer Macht stehende tun, um das Risiko zu minimieren, um damit die Chancen auf eine reibungslose Saison zu erhöhen.

Thema Auswärtsspiele: Setzen sich die Spieler nicht einer Gefährdung aus, wenn Sie beispielsweise aus einem Gebiet mit wenigen Infektionen in eines mit vielen Infektionen reisen, um dort Basketball zu spielen?

KRINGS Die Gefahr für die Spieler der Gastmannschaft, sich außerhalb der Halle bei Auswärtsfahrten anzustecken, halten wir für sehr überschaubar, da die Mannschaften sich in der Regel nicht groß außerhalb der Spielhalle aufhalten. Sollte es sich um ein weiter entferntes Auswärtsspiel handeln, wo eine Übernachtung nötig wird, raten wir den Vereinen dazu, in einem Gebiet mit einem niedrigeren Pandemielevel zu übernachten und die ein oder andere Minute mehr Fahrtzeit am Spieltag in Kauf zu nehmen, um das Risiko weiter zu minimieren.
Auch in der Halle sieht der Hygieneleitfaden strenge Vorgaben vor, damit es zu keinem Kontakt zwischen den Mannschaften und den Zuschauern kommt. So muss zum Beispiel ein Abstand von mindestens drei Metern um das Spielfeld eingehalten werden, den alle Personen einhalten müssen. Dadurch wird das Risiko von Ansteckungen durch Zuschauer deutlich reduziert.

Oftmals warten Personen, die als Verdachtsfall gelten, mehrere Tage auf ihr Ergebnis. Bei der engen Taktung des Spielplans: Wie kann verhindert werden, dass Spiele kurzfristig ausfallen, weil die Mannschaft aufgrund des Corona-Verdachtes nicht antreten kann?

KRINGS Ich denke, in der kommenden Saison werden solche Szenarien leider nicht zu vermeiden sein, da aus unserer Sicht kein Spiel stattfinden kann, wenn nicht ausgeschlossen ist, dass bei einem Verdachtsfall in einer Mannschaft nicht auch weitere Spieler infiziert sind. Somit müssten die Ergebnisse der Testungen abgewartet und das Spiel verschoben werden. Die Sicherheit der Spieler hat selbstverständlich Vorrang.

Wie stellen Sie sicher, dass auch die kleineren Vereine der Liga ein geeignetes Konzept aufstellen können?

KRINGS Alle Vereine der Liga möchten wieder Basketball spielen und jedem Verein ist bewusst, dass dies in einer solchen Pandemie-Zeit nur mit strengen Regeln möglich ist. Ein großes Lob geht hier an die Vereine, die sehr viel Arbeit und Energie in die Hygienekonzepte investieren, um einen möglichst sicheren Saisonverlauf zu gewährleisten.
Bei den Regelungen in unserem Hygieneleitfaden geht es sehr stark um die Einhaltung von Abstandsregeln und Hygienevorschriften. Diese Umsetzungen sind somit auch für kleinere Vereine der Liga umsetzbar.

Wie viel Prozent Zuschauerauslastung in den Arenen halten Sie aktuell für realistisch? Wird es dabei – wie zum Beispiel in der Fußball-Bundesliga – regional komplett unterschiedliche Regelungen geben?

KRINGS Die Frage der Zuschauerauslastung muss aus meiner Sicht immer auch im Verhältnis zur aktuellen Pandemielage am jeweiligen Standort gesehen werden. Wir freuen uns, dass die Politik die wirtschaftliche Notwendigkeit für Fans bei Sportveranstaltungen erkannt hat und mit dem Beschluss vom 15. September einen einheitlichen, bundesweiten Umgang mit Zuschauern regelt.

Dies ist ein wichtiger Schritt. Selbstverständlich wird es auch in der ProA, trotz des Beschlusses, zu regional unterschiedlichen Regelungen kommen, welche immer von der örtlichen Pandemielage abhängig sind.

Wird es Auswärtsfans möglich sein, Spiele zu besuchen?

KRINGS Der Beschluss der Politik zum einheitlichen Umgang mit Zuschauern bei bundesweiten Sportveranstaltungen schließt einen Ticketverkauf für Gästefans aus. Auch die Vereine und die Liga sind sich ihrer Verantwortung zur Eindämmung der Pandemie bewusst und haben mit großer Mehrheit gegen die bisherige interne Ligaverpflichtung des Ticketverkaufs an Gästefans gestimmt. Damit möchten die Vereine und die Liga verhindern, dass sich das Virus aus Regionen mit einem hohen Infektionsgeschehen in Regionen mit einem bisher niedrigen Infektionsgeschehen ausbreiten kann. Wir bedauern sehr, diesen Schritt aufgrund der Pandemie gehen zu müssen, bitten hier aber um das Verständnis der Fans und hoffen, durch diese Maßnahme auch zur Eindämmung der Pandemie beizutragen, damit schnellstmöglich wieder Spiele unter Normalbedingungen möglich werden.

Sollten keine oder nur wenige Zuschauer in die Arenen dürfen, wird das für viele Vereine zur finanziellen Zerreißprobe. Wie will die Liga verhindern, dass Vereine in diesem Fall nicht überleben oder im Laufe der Saison den Spielbetrieb einstellen müssen, weil zu wenige Zuschauer ein defizitäres Geschäft bedeuten?

KRINGS Mit der von der Bundesregierung beschlossenen Unterstützung „Coronahilfe Profisport“ haben die Vereine die Möglichkeit, die durch die Corona-Pandemie beziehungsweise die durch die damit einhergehenden Einschränkungen entstehenden Einnahmeverluste im Bereich Ticketing bis Ende des Jahres größtenteils auszugleichen. Wir hoffen, dass dann im neuen Jahr auch wieder mehr Zuschauer zu Sportveranstaltungen zugelassen werden.
Der derzeitige Beschluss der Politik zum einheitlichen, bundesweiten Umgang mit Zuschauern hat bis Ende Oktober Gültigkeit. Wenn wir es sportartübergreifend schaffen, zu beweisen, dass Sportveranstaltungen mit Zuschauern möglich sind, ohne dass dies zu vielen Neuinfektionen führt, besteht die Hoffnung auf weitere Lockerungen, was den Vereinen sehr helfen würde.

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