Günther: Ulms kleiner Spielmacher mit großen Taten

Ulm (dpa) · Per Günther war völlig fertig, als er vor die Fernsehkameras trat. „Mann, ist das heiß in der Halle“, sagte der Basketballer von ratiopharm Ulm. Nach Luft ringend und mit hochrotem Kopf fügte der Nationalspieler hinzu: „Wir wollen nicht noch einmal nach Würzburg.“

Und die Aussichten sind gut, dass sich der Wunsch des 24-jährigen Spielmachers erfüllt. Mit 82:74 setzten sich die Ulmer in der Würzburger Arena durch und gingen in der Best-of-Five-Halbfinalserie in den Playoffs der Bundesliga mit 2:0 in Führung. Schon am Sonntag können die Donaustädter in eigener Halle den ersten Finaleinzug der Vereinsgeschichte perfekt machen.

Woran Günther erheblichen Anteil hat. Der nur 1,84 große Point Guard befindet sich derzeit in der Form seines Lebens. Am Donnerstag war er mit 25 Punkten Matchwinner bei den Gästen, vor allem in der hektischen Schlussphase behielt er an der Freiwurflinie die Nerven. „Per hat ein herausragendes Spiel gemacht“, lobte Ulms Trainer Thorsten Leibenath seinen Aufbauspieler.

Schon in der Viertelfinalserie gegen die New Yorker Phantoms Braunschweig war der gebürtige Hagener die dominierende Figur bei den Ulmern, die sich anschicken, zum ernsthaften Herausforderer für Titelverteidiger Bamberg zu werden. Wie die Ulmer können auch die Brose Baskets am Sonntag mit dem dritten Sieg gegen die Artland Dragons den vorzeitigen Einzug ins Endspiel perfekt machen. Es käme dann zur Neuauflage des Pokal-Halbfinales, das bislang als bestes Spiel dieser Saison gilt. Damals setzten sich die Bamberger erst in der Verlängerung durch.

Es war einer der wenigen Rückschläge für Günther in dieser Saison. In der Vergangenheit musste der Lockenkopf hingegen schon so manche bittere Kröte schlucken. Vor allem die Ausbootung vom damaligen Bundestrainer Dirk Bauermann kurz vor der EM 2011 in Litauen setzte ihm zu. „Das tat schon sehr weh“, gestand Günther, dessen Vater Dietmar einst selbst für Deutschland spielte.

Viele rieten dem Spielmacher damals, zu einem größeren Verein zu wechseln. Sonst würde er im Nationalteam immer ein Schattendasein fristen. Doch der bodenständige Wirbelwind entschied sich für einen Verbleib in Ulm. „Bei größeren Vereinen ist man präsenter, das stimmt. Aber ich bin eben ein Romantiker und glaube daran, dass gute Leistungen honoriert werden“, sagte Günther im Interview mit dem Online-Portal „spox.com“.

Und in der Tat scheinen sich Günthers Treue und Geduld auszuzahlen. Wie selbstverständlich berief ihn der neue Nationalcoach Svetislav Pesic in den vorläufigen Kader für die EM-Qualifikation in diesem Sommer. „Natürlich freue ich mich darüber“, sagte Günther. Gedanken ans Nationalteam schiebt er aber vorerst beiseite. Zunächst einmal gilt es am Sonntag, den Finaleinzug perfekt zu machen. Damit Günther und die Ulmer zumindest in dieser Saison nicht mehr ins heiße Würzburg müssen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort