Hinter Gittern

Sie plaudern, werfen ein paar Körbe, rappen. Doch dieser Fanbesuch ist für die Trierer Bundesliga-Basketballer kein gewöhnlicher. Ihre Fans, das sind in diesem Fall die Insassen der Jugendstrafanstalt (JVA) in Wittlich.

 Fragen und Antworten, übersetzt von James Marsh: Gefängnis-Insassen stellen den Bundesliga-Basketballern Fragen. TV-Foto: Ursula Quickert

Fragen und Antworten, übersetzt von James Marsh: Gefängnis-Insassen stellen den Bundesliga-Basketballern Fragen. TV-Foto: Ursula Quickert

Wittlich/Trier. Das Licht bricht sich im Butzenfenster der ehemaligen Kirche. Den Blick stören Gitterstäbe, die das bunte Glas vom Innenraum trennen. Dem Raum, in dem die Profisportler der TBB Platz genommen haben.

Es ist die erste Station ihres Besuchs in der Jugendstrafanstalt. Die Trierer Bundesliga-Basketballer sind gekommen, um die Jugendlichen für zwei Stunden vergessen zu lassen, dass sie Tag für Tag im Gefängnis aufwachen.

Regierungsdirektor Otto Schmid erzählt der Mannschaft von der Geschichte der Einrichtung, von den Insassen, den Methoden. Ungläubig schüttelt Brian Brown den Kopf, als er erfährt, dass einige der Jugendlichen zeitweise alleine das Gelände der Anstalt verlassen dürfen. "Gibt es Gangs hier drin?", will er wissen. "Nein, nicht in dem Sinne, wie man sie aus Amerika kennt", erklärt Schmid.

Ortswechsel. Die Bundesligisten werden in einen Gebäudetrakt geführt, schauen sich die Zellen an. "Nichts für uns", stellen sie schnell fest. "Alles zu klein."

James Marsh übersetzt die Fragen der Insassen



Zweiter Ortswechsel: die Turnhalle der JVA. James Marsh stellt das Team vor, übersetzt die Fragen der Insassen. Etwa hundert junge Männer sitzen vor den Basketballern auf dem Hallenboden. "Letztes Jahr waren ganz andere Spieler da", bemerkt einer der Sträflinge. "Wir haben viele Positionen ausgetauscht", erklärt Marsh und sagt mit einem Augenzwinkern: "Mal sehen, ob du nächstes Jahr noch da bist."

Wie oft trainiert ihr? Wie hoch ist euer Gehalt? Was habt ihr vorher gemacht? Schnell verlieren die Jugendlichen die Scheu, fragen, ob einer der Basketballer Musik macht. Jamal Shuler lässt sich überreden: Er rappt, der junge Mann macht mit seinem Mund die passenden Rhythmusgeräusche dazu. Der Beweis, dass die Trierer Jungs auch ohne einen Basketball in den Händen bejubelt werden.

Doch so ganz ohne geht es nicht. Die Profis stellen sich den Insassen, werfen Körbe mit ihnen, spielen Drei gegen Drei. "Sport hilft ihnen, Dampf abzulassen", erklärt Oberpsychologierat Robert Haase. "Sie lernen hier, Regeln einzuhalten, faires Spiel und Teamarbeit." Deshalb hat das Team aus Trier Profi-Basketbälle für die JSA im Gepäck.

Mit einer Autogrammstunde endet der Besuch der TBB. "Es war toll, die Basketballer mal von Nahem zu sehen", sagt ein 19-Jähriger. Er ist einer der Jugendlichen, die wenige Tage zuvor auf Einladung des Teams mit ihren Betreuern nach Trier zum Spiel der TBB gegen Ulm gefahren waren.

Die Profis wissen: Diese Aktion war eine gute Tat. "Die Kids lachen, machen Späße, vergessen mal für kurze Zeit, dass sie im Gefängnis sind", sagt Shuler zufrieden.

Dann steigen die Profisportler gut gelaunt in ihren Bus, schütteln Hände zum Abschied. Ein paar Gefängnis-Insassen schauen ihnen nach, längst zurück auf den Zimmern. Mit ihren Händen umfassen sie die Gitterstäbe vor ihren Fenstern.

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