"Ich hoffe, dass ich das nie mehr erleben muss"

Trier · Anfang Oktober startet die Basketball-Bundesliga. TBB-Coach Henrik Rödl steckt mit seinem Team mitten in der Saisonvorbereitung. TV-Redaktionsmitglied Marek Fritzen hat mit ihm über die beiden Neuzugänge, den neuen Nowitzki-Film und über das gravierende Verletzungspech der letzten Saison gesprochen.

 Er ist gerne in der Halle: TBB-Coach Henrik Rödl. TV-Foto: Archiv/F. Vetter

Er ist gerne in der Halle: TBB-Coach Henrik Rödl. TV-Foto: Archiv/F. Vetter

Trier. Viel Ruhe habe er während des Sommers nicht gehabt, erzählt Henrik Rödl. Kein Wunder: Schließlich war der 45-Jährige mehrere Wochen mit der A-2-Nationalmannschaft unterwegs. Am Ende sei aber Zeit geblieben, um ein wenig mit der Familie zu entspannen. Damit ist es nun wieder vorbei, schließlich steht am 3. Oktober das erste Saisonspiel an ...
Herr Rödl, Anfang der Woche wurde bekannt, dass das DBB-Team die Vorrunde der EM 2015 in Deutschland austragen wird - was sagen Sie dazu?

Henrik Rödl: Das ist eine sehr gute Nachricht. Die Berliner O2-World bietet ein Riesenambiente und die Berliner Fans sind immer bereit für ein solches Event. Das wird etwas Besonderes, ich freue mich drauf.

Als A-2-Nationaltrainer sind Sie im Sommer viel unterwegs gewesen. Hatten Sie dennoch Zeit, um komplett abzuschalten und mal nicht an Basketball zu denken?
Rödl: Also die Sommermonate waren für mich gar nicht stressig. Die Arbeit als A-2-Nationaltrainer mit den Jungs hat mir sehr viel Spaß gemacht. Es gab keinen Druck, da wir auch kein großes Turnier spielen mussten. Und da ich ohnehin sehr gerne in der Halle bin, war es eine gute Zeit. Aber am Ende war schon auch noch ein bisschen Zeit, um mit der Familie zu regenerieren.
Der Sommer ist vorbei, jetzt stecken Sie mit der TBB mitten in der Saisonvorbereitung. Wie läuft es bisher - sind Sie zufrieden?
Rödl: Es ist schwer zu sagen. Ich finde schon, dass sich die Mannschaft entwickelt. Es hängt natürlich auch immer viel von der Gesundheit der Spieler ab. Man sieht aber schon, dass wir eine Mannschaft haben, die sehr jung ist und gerne zusammenspielt. Es wird keine einfache Aufgabe in diesem Jahr, aber eine Aufgabe, die sehr viel Spaß machen wird. Eins steht fest: Die Chemie stimmt im Team und darauf kann man aufbauen.
Jetzt geht\'s für Sie und das Team nach Belgrad ins einwöchige Trainingslager. Was steht da auf dem Programm?

Rödl: Wir werden viele Einzelgespräche führen und das Teambuilding vorantreiben. Natürlich wird auch viel trainiert. Außerdem haben wir ein Trainingsspiel eingeplant gegen Mega Vizura aus Serbien.

Seit diesem Sommer spielt mit Maik Zirbes auch ein alter Bekannter in Belgrad bei Roter Stern - werden Sie ihn dort treffen?
Rödl: Ich stehe in losem Kontakt zu ihm. Wenn er vor Ort ist, werden wir uns ganz sicher sehen.
Was halten Sie von der Entscheidung, nach Belgrad zu wechseln?
Rödl: Das ist ein interessanter und mutiger Schritt von ihm. Das Umfeld wird ihm gut tun, dort wird gut gearbeitet, das Team spielt auf hohem Niveau. Das ist eine große Chance für ihn, sich weiterzuentwickeln. Ich bin gespannt darauf, wie er sich da macht.
Zurück zur TBB: Mit dem Serben Marko Lukovic und dem Bosnier Adin Vrabac stehen bisher zwei Neuzugänge fest. Was sind das für Spieler?

Rödl: Beide sind sehr jung und bringen viel Talent mit. Für sie ist gerade die Anfangsphase hier natürlich schwierig, weil sie die einzigen bei der TBB sind, für die alles neu ist. Sie müssen sich erst einmal eingewöhnen, schließlich spielen sie zum ersten Mal im Ausland. Aber es sind zwei sehr spielintelligente Akteure. Vrabac spielt die Positionen zwei, drei, kann aber auch den Ball bringen (Aufbauposition Anm. d. Redaktion). Lukovic ist eine Stufe größer, er spielt die Positionen drei und vier. Bei beiden ist sehr viel Entwicklungspotenzial vorhanden, aber sie sollen uns natürlich auch direkt schon in der Anfangsphase helfen.
Über Neuzugang Adin Vrabac haben Sie gesagt, dass er eines der größten Talente Europas ist. Haben Sie ihn deswegen direkt für vier Jahre verpflichtet?

Rödl: Man erwartet sich tatsächlich sehr viel von ihm. Er hatte auch die Möglichkeit, zu einem ganz großen Verein zu gehen und dort eventuell wenig zu spielen. Aber er hat es vorgezogen, zu uns nach Trier zu kommen und sich mit viel Spielzeit entsprechend weiterzuentwickeln. Er ist 20 Jahre alt, da ist davon auszugehen, dass er in den nächsten zwei, drei Jahren riesige Entwicklungsschritte machen wird. Und das wäre natürlich toll, wenn er die hier in Trier machen würde.
Anfang der Woche wurde bekannt, dass sich Laurynas Samenas ernster verletzt hat - wie sieht es aus bei ihm?
Rödl: Laurynas hat eine leichte Absplitterung am Schienbein. Das wird nun wie ein Bruch behandelt. Er wird wohl vier bis sechs Wochen ausfallen. Die Anfangsphase der Saison ist für ihn sehr fraglich. Wir müssen überlegen, wie wir damit umgehen.
Das erinnert an das unglaubliche Verletzungspech der vergangenen Saison ...

Rödl: Ja, das war einzigartig. Gerade jetzt in der Vorbereitung ist es aber normal, dass Spieler auch mal angeschlagen sind. Aber das, was da letztes Jahr in Sachen Verletzungen bei uns los war, habe ich so auch noch nie erlebt. Ich hoffe, dass ich so etwas auch nie wieder erleben muss.

Wie schwer lasten die Abgänge von Andi Seiferth und Trevon Hughes?

Rödl: Das ist keine neue Situation für die TBB. Wenn Spieler hier in Trier gut spielen, werden sie natürlich schnell für größere Vereine interessant. Dann müssen die nachrückenden Spieler mehr Verantwortung übernehmen - das war seitdem ich hier bin immer so, und das hat auch meistens ganz gut geklappt.
Auch Andi Seiferth oder Maik Zirbes haben in ihrer Anfangszeit als Bundesligaspieler in Trier Zeit gebraucht, sich dann aber in die Situation reingefunden und das erwarte ich von dem Kader jetzt auch.
Ihr Team ist extrem jung. Wie wichtig ist es da, mit Jermaine Anderson und Jermaine Bucknor auch zwei erfahrene Akteure mit an Bord zu haben?
Rödl: Die beiden kanadischen Konstanten sind Spieler, die das Team anführen wollen und unfassbare Musterprofis sind. Wir wollten beide unbedingt als Vorbilder behalten, denn sie tun dem jungen Haufen einfach gut.

Jetzt stehen die Trierer Basketballer vor der 25. Bundesliga-Saison. Was bedeutet das für einen Verein wie die TBB?

Rödl: Das ist eine besondere Situation. Die TBB hat nicht die finanziellen Möglichkeiten wie beispielsweise Alba Berlin. Der Verein hat über all die Jahre immer eine grandiose kämpferische Einstellung an den Tag gelegt, um sich in der Liga zu halten. Das ist eine besondere Qualität des Vereins und der ganzen Stadt. Darauf kann man sehr stolz sein.
Los geht\'s gegen Braunschweig am 3. Oktober - was muss passieren, dass es mit dem ersten Sieg nicht erst wieder am dritten Spieltag klappt wie im letzten Jahr?
Rödl: Die Vorbereitung muss gut laufen, wir müssen gesund bleiben. Wir treffen mit Braunschweig auf ein Team mit extrem viel Erfahrung mit Spielern wie McElroy oder Joyce, da bin ich gespannt, wie sich unsere jungen Wilden gegen solch ein Team schlagen werden.
Am 16. September kommt der Nowitzki-Film "Der perfekte Wurf" in die Kinos: Ist da ein gemeinsamer Kinoabend mit dem Team geplant?
Rödl: Ich glaube, die Spieler, die deutsch sprechen, werden da sowieso alle reingehen. Das interessiert eigentlich jeden. Ob wir einen gemeinsamen Abend organisieren, weiß ich noch nicht, aber die Idee ist nicht schlecht. Wir brauchen dann nur eine englische und eine serbokroatische Übersetzung. Mal schauen, was sich machen lässt. mfrExtra

Die TBB Trier hat auf die Verletzung von Laurynas Samenas reagiert und als Ersatz den 27-jährigen US-Amerikaner Ricky Harris verpflichtet. Wie der Verein gestern bekanntgab, soll Harris zunächst für zwei Monate für die Moselstädter spielen. Harris kann sowohl auf der Aufbauposition als auch als Flügelspieler agieren. In den Spielzeiten 2011/2012 und 2013/2014 spielte er bei den s.Oliver Baskets Würzburg. Dazwischen war er für Bologna aktiv. Der Neuzugang reist nun ins TBB-Trainingslager nach Belgrad und soll dort auch direkt am Training teilnehmen. Harris ist 1,85 Meter groß und schenkte der TBB beim Gastspiel seiner Würzburger im Dezember 2013 25 Punkte ein. Im Schnitt kam er in der vergangenen Saison auf 11,4 Punkte in der Bundesliga. mfrExtra

Henrik Rödl geht in seine fünfte Saison als TBB-Coach. Im Jahr 2010 kam der gebürtige Offenbacher von Alba Berlin an die Mosel. Neben seiner Tätigkeit in Trier ist Rödl seit dem Sommer auch für die A-2-Nationalmannschaft zuständig. Dort trainiert er auch die TBB-Profis Stefan Schmidt, Andi Wenzl, Mathis Mönninghoff und Tony Canty. mfr

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