"Jeder muss besser werden"

Basketball-Bundesligist TBB Trier startet heute in die Vorbereitung auf die im Oktober beginnende Saison. Warum es trotz großer Kontinuität keine "ruhigen" Trainingswochen geben wird, sagt Trainer Yves Defraigne im Interview.

 Große Sprünge? Die erwartet TBB-Trainer Defraigne nicht nur von Chris Copeland. TV-Foto: Archiv/Willy Speicher

Große Sprünge? Die erwartet TBB-Trainer Defraigne nicht nur von Chris Copeland. TV-Foto: Archiv/Willy Speicher

Trier. (AF) TBB-Cheftrainer Yves Defraigne hatte nach langer Zeit mal wieder einen richtig entspannten Sommer, sagt er: ausgiebige Segeln-Touren auf der Nordsee. Dann half er seiner Frau regelmäßig in ihrem Antiquitäten-Laden. Und es gab auch mal Tage ohne auch nur einen Gedanken an Basketball. "Tut auch mal gut", sagt der Belgier. Möglich wurde das, weil der Kader der Trierer schon viel früher als zuvor festgestanden hatte. Vor dem Start in die Vorbereitung sprach TV-Redakteur Andreas Feichtner mit dem 44-Jährigen über die Vorteile der Kontinuität, Verbesserungspotenziale und die Aussichten für die 20. Trierer Saison in der Basketball-Bundesliga.

Heute starten Sie in Ihre zweite Vorbereitung als TBB-Trainer. Im letzten Jahr hatten Sie ein komplett neues Team. Dieses Mal gibt's kaum Neue. Wird die Vorbereitung nun ganz anders aussehen?

Yves Defraigne: Nicht unbedingt, was die Termine betrifft wie Testspiele oder das Trainingslager. Aber es ändert sich vieles hinsichtlich der Vorgehensweise. Letztes Jahr hatten wir eine neue Gruppe. Da geht man im Training ganz anders vor. Wir haben nun Kontinuität im Team, die uns viele Vorteile bringen kann. Wir kennen uns. Jeder weiß, was zu tun ist. Die Chemie im Team stimmt. Und die Ziele sind klar. Das kann uns alles nach vorne bringen. Es wird aber interessant zu sehen, wie sich Spieler verhalten. Denn das mit der Kontinuität ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn man die gute Seite nutzt, hilft uns das sehr. Aber es kann auch eine negative Seite geben.

Was wäre das Negative? Selbstzufriedenheit, weil die Hierarchie vielleicht schon feststeht? Oder dass sie sich nicht voll reinhängen?

Defraigne: Letzteres nicht. Wir haben keine Spieler, die faul sind. Aber wir müssen von allen verlangen, dass sie an ihre Grenzen gehen. Wir haben im letzten Jahr viel verlangt. Dieses Mal verlangen wir mehr von den Spielern. Sie müssen verstehen, dass es für uns einen Rückschritt bedeuten wird, wenn alle jeweils nur ihr Level halten. Wir müssen sie dazu bringen, besser zu werden. Das ist der Schlüssel zum Erfolg.

Sie kennen die Spieler, wissen, wie jeder tickt. Macht das die Arbeit für Sie einfacher?

Defraigne: Ich weiß nicht, ob es einfacher ist. Ich weiß, was die Spieler erst einmal erwarten: Dass es eine nicht zu harte, fast schon entspannte Vorbereitung geben wird. Das Gegenteil wird der Fall sein. Es wird härter und anspruchsvoller.

Mit Norman Richardson und Tyrone Riley haben zwei Routiniers das Team verlassen. Die Neuzugänge Andreev und Picard sind Perspektivspieler. Wie wird sich der "schlankere" Kader auswirken?

Defraigne: Dass wir weniger Spieler haben, liegt am Budget. Da muss man in der Wirtschaftskrise nicht drum herum reden. Wir haben aber gut gearbeitet und das Team fast komplett zusammenhalten können. Wir haben viel Qualität, alle Positionen sind doppelt besetzt. Weniger Spieler - das bedeutet für den Trainerstab, dass wir flexibel reagieren müssen. Wir setzen nicht auf Einzelspieler, sondern eine Einheit.

Was ist in dieser Saison drin?

Defraigne: Ich mache nie Ankündigungen à la "Wir kommen in die Play-offs". Dabei bin ich überzeugt, dass wir die Play-offs schaffen können. Aber genauso können wir - wenn es schlecht läuft - auf Platz 15 landen. Da gibt es vieles, auf das man keinen Einfluss hat.

HINTERGRUND

TBB-Kader 2009/10 (mit Trikotnummern): 4 Maksym Shtein, 5 Derek Raivio, 12 Kosta Karamatskos, 13 James Gillingham, 14 Brian Brown, 21 George Evans, 22 Samy Picard (21 Jahre, Musel Pikes Remich, Flügel), 24 Maik Zirbes, 31 Alexander Andreev, 32 Jamal Shuler, 34 Chris Copeland. Der Trainer: Yves Defraigne (44, aus Gent) ist seit Dezember 2007 Cheftrainer bei der TBB Trier. Sein Assistent ist Frank de Meulemeester. Am Mittwoch Nachmittag steht das erste Training an. Titel-Favorit in dieser Saison sind für Defraigne Oldenburg und Berlin. Gut verstärkt hätte sich auch Bremerhaven (das Team ist nur dank einer Wildcard in der Liga geblieben). Saison-Auftakt: Die TBB trifft am 8. Oktober auf Frankfurt (Heimspiel in der Arena). Am 2. Oktober ist offizielle Saison-Eröffnung mit einem Test gegen Ludwigsburg.

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