Kein Rückblick im Zorn: Trainer Oliver Narr

So viel Glück wie am Sonntag hatte Oliver Narr in Trier noch nie. Von 2002 bis 2004 spielte der frühere A-2-Nationalspieler in der Bundesliga für die TBB - mit mäßigem Erfolg. Jetzt, als Trainer der KJG Schwenningen, gewann er in der 1. Regionalliga der Herren bei der DJK/MJC Trier ein Spiel, "das wir eigentlich gar nicht mehr gewinnen konnten".

 Für ein Spiel zurück in Trier war Oliver Narr (Zweiter von rechts), Coach der „Panthers Schwenningen“, bei der Partie gegen die DJK/MJC Trier in der AVG-Halle. TV-Foto: Willy Speicher

Für ein Spiel zurück in Trier war Oliver Narr (Zweiter von rechts), Coach der „Panthers Schwenningen“, bei der Partie gegen die DJK/MJC Trier in der AVG-Halle. TV-Foto: Willy Speicher

Trier/Donaueschingen. Oliver Narr als Trainer, das war eine Kombination, die er sich zu Beginn der Saison selbst noch nicht vorstellen konnte. Er hatte mehr oder weniger "just for fun" vor dieser Spielzeit noch einmal die Basketballschuhe angezogen, "um der Mannschaft ein bisschen zu helfen und einen Ausgleich zum Beruf zu haben." Dann warf der KGJ-Trainer Georgi Bujukliev bereits nach zwei Spieltagen das Handtuch. Narr wurde zunächst zum Interims-Coach bestimmt. "Weil es so gut läuft, werde ich den Job auf jeden Fall bis zum Ende machen."

Die Karriere des dreifachen Familienvaters, der eigentlich Narr-Bolduan heißt, verlief ungewöhnlich. Der 32-Jährige kam spät zum Basketball, hatte als Handballer begonnen, war aber dann wie so viele andere in früheren Jahren, wegen seiner Statur zum Basketball gelotst worden. Mit 2,22 Meter Körpergröße war der gebürtige Konstanzer in seiner aktiven Zeit immer der längste Spieler der Bundesliga.

Dass er den großen Durchbruch nicht schaffte, hat für ihn vor allem einen Grund: "Ich habe einfach zu wenig Spielzeit gehabt. Und gerade ich als Seiteneinsteiger hätte die ganz nötig gebraucht." Dabei waren die Voraussetzungen, die er mitbrachte, gut. Trotz seiner Länge war er sehr beweglich, hatte selbst aus der Mitteldistanz einen guten Wurf und war schnell zu Fuß. Und er ist Linkshänder. Sein Engagement in Trier war mit großen Hoffnungen verbunden. "Es war mein letzter Versuch, im professionellen Basketball Fuß zu fassen", sagt der gelernte Maurer.

Eine Saison auf Sparflamme



Aber es war wohl der falsche Zeitpunkt. Er kam 2002 und erlebte eine Saison bei der TBB (sie endete mit der ersten Wildcard der Vereinsgeschichte), in der man bewusst auf Sparflamme kochte. Eine Saison mit dem jungen Jon Arnor Stefansson, der mit 19 noch nicht seinen Leistungszenit erreicht haben konnte, einem Carl Brown, der schon darüber hinweg war, und einem Trainerneuling namens Bernard Thompson, den man im Regen stehen ließ. Keine bundesligataugliche Mannschaft, kein Co-Trainer. "Für Bernard hat es mir leid getan", sagt "Olli" im Rückblick, "er ist ein absoluter Fachmann und ein toller Charakter."

Dessen Nachfolger Joe Whelton, unter dem er auch noch spielte, beurteilt er weniger positiv: "Mit dem kam ich gar nicht klar." Nach zwei Jahren war der letzte Versuch, Profi zu werden, beendet.

Der Center mit dem Spitznamen "Goliath" ging zurück in die alte Heimat, sorgte aber noch einmal für Schlagzeilen, als er ein halbes Jahr gesperrt wurde. "Ich habe einem Schiedsrichter in den Hintern getreten, weil er mir innerhalb von nicht einmal zwei Minuten fünf Fouls angehängt hat." Die Sperre war vielleicht sein Glück. Danach schulte er um zum Fachinformatiker. Jetzt spielt und trainiert er Basketball nur noch zum Spaß. "Und das ist wohl auch gut so."

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