Keine Basketball-EM in Deutschland

Frankfurt/Main (dpa) · Dirk Nowitzkis Traum vom rauschenden Abschied aus der Nationalmannschaft bei der Heim-EM 2015 ist geplatzt. Der Deutsche Basketball Bund zog seine Bewerbung für die Europameisterschaft in vier Jahren zurück und attackierte zugleich den Europäischen Basketball-Verband heftig.

Vier Tage vor der Turniervergabe entschied der DBB zusammen mit den vorgesehenen Mitausrichtern Frankreich, Italien und Kroatien, wegen „unüberbrückbarer Differenzen“ mit der FIBA Europe auf eine Kandidatur zu verzichten.

Damit dürfte auch das Ende der Nationalmannschaftskarriere von Superstar Nowitzki besiegelt sein. „Natürlich sind wir alle sehr enttäuscht. Wir wären gerne mit unserer jungen Mannschaft und Dirk Nowitzki als Zugpferd in die EM 2015 gegangen“, sagte DBB-Generalsekretär Wolfgang Brenscheidt. Der ehemalige Bundestrainer Dirk Bauermann geht ebenfalls nicht davon aus, dass der NBA-Champion noch einmal das Deutschland-Trikot überstreift. „Bei Dirk weiß man nie. Aber auf jeden Fall ist diese Entwicklung nicht hilfreich“, sagte Bauermann.

Nowitzki hatte nach der EM in Litauen in diesem Jahr gesagt, er werde in den kommenden Jahren nicht für Deutschland spielen. Seinen Rücktritt hatte der Würzburger bislang aber nicht erklärt, weil er auf die Heim-EM in vier Jahren gehofft hatte. Derzeit hat der 33-Jährige aber sowieso nur die neue Saison mit den Dallas Mavericks im Kopf. Mit runderneuertem Kader streben die „Mavs“ in der NBA erneut den Titel an. Die DBB-Auswahl ist da für Nowitzki weit weg.

Der Verband hatte nach Aussage von DBB-Präsident Ingo Weiss dennoch keine andere Wahl. „Grund dafür sind immense Zweifel ob des professionellen Bewerbungsverfahrens und mangelnde Transparenz des zuständigen Europäischen Verbandes“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Bewerbungs-Gemeinschaft. Einziger Kandidat bei der Vergabe am Sonntag in München bleibt nun die Ukraine.

„Der Verband hat jedes Maß verloren“, sagte Weiss der dpa mit Blick auf die FIBA Europe. Von dort gab es zunächst keine Stellungnahme. „Wir werden uns zu gegebener Zeit dazu äußern“, sagte FIBA-Sprecher Sebastian Montag. Rückendeckung erhielt der DBB von der Bundesliga. „Wir haben sehr großen Respekt vor der Entscheidung“, sagte BBL-Geschäftsführer Jan Pommer. „Man kann nicht einfach während des Spiels die Regeln ändern. Diese Entscheidung ist Fairplay-Notwehr.“

Nach Angaben von Weiss, der zugleich auch Vize-Präsident des Europäischen Verbandes ist, hatte die FIBA Europe in den vergangenen Wochen Änderungen im Bewerbungsvertrag vorgenommen. Unter anderem hätten der DBB und seine Partner bereits bis zum Sonntag einen nationalen Sponsor präsentieren müssen, der vier Millionen Euro garantieren sollte. „Aber wie soll ich den präsentieren, wenn ich noch nicht einmal weiß, ob ich die EM überhaupt bekomme“, schimpfte der DBB-Boss. Insgesamt forderte die FIBA Europe Garantien von mehr als acht Millionen Euro.

Zudem habe der Kontinentalverband ignoriert, dass die Ukraine ihre Bewerbung nach Ansicht des DBB und seiner Partner nicht fristgerecht, und dann auch noch lückenhaft eingereicht hatte. Doch im Gegensatz zur Vierer-Bewerbung waren die Ukrainer bereit, mit der staatlichen Fluggesellschaft Aerosvit den von der FIBA Europe geforderten nationalen Partner zu stellen, ohne dass die genauen Marketingrechte überhaupt geklärt sind.

„Irgendwann kommt der Punkt, an dem man Nein sagen muss, um sein Gesicht zu wahren“, sagte Brenscheidt, zumal es auch um Steuergelder und Mitgliedsbeiträge geht. Insgesamt habe der DBB bereits rund 350 000 Euro investiert. Das Gesamtvolumen des Turniers hätte zwischen 35 und 40 Millionen Euro gelegen. Das Konzept hatte vorgesehen, dass die vier Vorrunden-Gruppen in Berlin, Straßburg, Mailand und Zagreb ausgetragen werden. Die Zwischenrunde sollte in Köln oder Düsseldorf sowie Lyon oder Dünkirchen stattfinden. Die Endrunde war in einer neu gebauten Arena in Paris-Bercy geplant.

Die Basketball-Fans müssen nun weiter auf das erste Groß-Event in Deutschland seit der EM 1993 warten, bei der die DBB-Auswahl den Titel gewonnen hatte. „Es bleibt nach wie vor unser Ziel, ein Turnier in Deutschland auszurichten. Vielleicht orientieren wir uns zusammen mit Frankreich in Richtung WM 2018“, sagte Weiss. Für Nowitzki käme dieses Turnier zu spät. Er wäre dann bereits 40 Jahre alt.

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