Kwadzo Ahelegbe: Ein Mann für einen Monat – oder mehr?

Trier · Beim Termin mit dem TV hat Kwadzo Ahelegbe schon mal auf dem Bürostuhl von Trainer Marco van den Berg Platz genommen – was es damit auf sich hat und was er vor kurzem im Heimatland seiner Eltern erlebte, hat er dem TV erzählt.

 Neuzugang Kwadzo Ahelegbe. TV-Foto: Willy Speicher

Neuzugang Kwadzo Ahelegbe. TV-Foto: Willy Speicher

Foto: Willy Speicher (g_sport

Mittwochmorgen in der Geschäftsstelle der Gladiators Trier. Hinten, ganz hinten, am Ende des Ganges hat Trainer Marco van den Berg sein Büro. Ein Tisch, ein Stuhl, ein PC - was ein Trainer eben so braucht. Das Licht ist ausgeschaltet, die Tür geschlossen. Van den Berg ist nicht da, er ist mit einem Teil des Teams in der Halle nebenan, doch der Bürostuhl des Niederländers ist trotzdem besetzt. Den Kopf auf die Hände gestützt und im grünen Trainingsoutfit sitzt dort vor dem flimmernden Bildschirm ein junger Mann - es ist Neuzugang Kwadzo Alehegbe. Er studiert den kommenden Gegner, die Bayer Giants Leverkusen. Schon vor der offiziellen Gegnerbesprechung mit dem Coach schaut sich Ahelegbe mal an, was ihn und seine Kollegen da am Sonntag in der Arena erwartet.

Geboren in Minnesota

"Ich habe gehört, dass wir im Hinspiel in Leverkusen eine sehr unnötige Niederlage kassiert haben", sagt Ahelegbe, "jetzt will ich mal sehen, was die so können". Was er so kann, hat der US-Amerikaner bereits in seinem ersten Spiel im Gladiators-Trikot gezeigt.

Beim Heimsieg gegen Paderborn führte Ahelegbe sein neues Team an, schenkte den Ostwestfalen 20 Punkte ein, sammelte acht Rebounds und vier Assists - ziemlich gelungener Einstand, oder? "Ganz ehrlich", sagt der Aufbauspieler, "ich bin nicht zufrieden, habe noch nicht meinen Rhythmus gefunden und viele offene Würfe nicht getroffen, das will ich verbessern". Ahelegbe schaltet den Monitor vor sich auf dem Tisch aus. Das Spiel zwischen Köln und Leverkusen wird er sich später zu Ende anschauen. Er lehnt sich zurück und sagt: "Ich bin so froh hier in Trier zu sein, toll, dass sie mir hier die Chance geben, mich zu zeigen - ich liebe Basketball, es ist so schön, endlich wieder spielen und dem Team helfen zu können." Der Mann aus Oakdale, Minnesota, ist seit dem zweiten Weihnachtstag an der Mosel. Die letzten eineinhalb Jahre hat er in den USA verbracht, hat dort am College seinen Master nachgeholt und sich mit seinem alten Team, den Northern Iowa Panthers, fit gehalten. Spielen durfte er dort allerdings nicht.

Die Gladiatoren - Kwadzo Ahelegbe

In Trier hat er nun zunächst einen Vertrag für den Monat Januar unterzeichnet. Er soll die Lücke schließen, die die andauernden Verletzungen der Aufbauspieler Alex Engel und Simon Schmitz auf der Point-Guard-Position gerissen haben. "Ich bin der geborene Point-Guard", sagt Ahelegbe. "Das ist meine Position, es macht mir Spaß, das Spiel zu ordnen und den Ball zu bringen."

Für die kommenden Wochen lebt er in der Sport-Akademie, direkt gegenüber der Arena Trier. Seine Frau und die beiden Söhne leben in den Staaten. Ziemlich hart, so weit von der Familie entfernt zu sein, oder? "Klar, aber ich bin Basketballer, da gehört so etwas einfach dazu - aber hey, es gibt Skype oder Facetime, da ist es nicht so schwer, den Kontakt zu halten." Er hoffe, über Januar hinaus für die Gladiators spielen zu können, "dann wird auch meine Familie mal vorbeikommen".

Ahelegbes Vorfahren stammen aus Ghana. Er selbst ist in den USA geboren, doch durch seine Eltern versteht er einige der afrikanischen Sprachen, die in dem Land an der Westküste Afrikas gesprochen werden. Vor kurzem war er zum ersten Mal seit seiner Kindheit wieder in Ghana. "Die haben mich alle wie einen Touristen behandelt, dachten, ich hätte nichts mit Ghana zu tun", erinnert sich der 27-Jährige und fängt an zu lachen. "Einige von denen haben in ihren Sprachen über mich gesprochen und gedacht, dass ich sie nicht verstehe - die haben vielleicht geschaut, als ich ihnen dann auf Englisch geantwortet habe."

"Joe", wie ihn seine Teamkollegen nennen, besitzt neben dem US-Pass auch einen ghanaischen Pass. "Ich könnte theoretisch auch für Ghana spielen - aber das Nationalteam ist nicht wirklich gut, in Ghana ist Fußball die Sportart Nummer 1, die Leute lieben Spieler wie Kevin-Prince Boateng."

Trier ist nicht Ahelegbes erste Station in Deutschland. In der Saison 2011/12 spielte er bereits schon einmal für die BG Göttingen, unter anderem auch im Eurocup, danach folgten Stationen in Ungarn, Holland und Österreich. Dort spielte er mit dem heutigen Paderborner Chase Adams für den WBC Wels. "Österreich war eine tolle Zeit", sagt der 1,88 Meter große Athlet. "Ich bin kein Spieler, der in der Freizeit nur im Zimmer sitzt, ich will was von den Städten sehen." Während seiner Zeit in Wels sei er viel gereist. "Ich habe mir Salzburg angeschaut, war auch in München, alles sehr schöne Städte. Wenn ich länger in Trier bleiben kann, werde ich mir hier auch noch einiges ansehen."

Dann geht die Tür im Büro auf. Marco van den Berg spaziert herein, er hat das Training beendet. Seinen neuen Aufbauspieler lobt er in den höchsten Tönen. "Joe gibt uns das, was wir gebraucht haben - er ist ein Führungsspieler mit guter Ballkontrolle. Aber er hat erst ein Spiel absolviert, ich hoffe, dass er seine Leistung aus dem Paderborn-Spiel in den kommenden Wochen bestätigen wird."

Ob Ahelegbe auch über den Januar hinaus ein Gladiator bleiben wird, entscheidet sich nach TV-Informationen in der letzten Januarwoche.

Extra heimspiel

Der Name hat noch immer Gewicht: Am Sonntagabend sind die Bayer Giants Leverkusen zu Gast in der Arena. Los geht es um 17.30 Uhr. Obwohl die Rheinländer aktuell nur den vorletzten Tabellenplatz in der ProA belegen, ist die erfolgreiche Vergangenheit der Riesen vom Rhein unvergessen. 14-mal haben die Giants die Deutsche Meisterschaft gewonnen, sind damit immer noch Rekordmeister. Derzeit kämpft das Team von Trainer Achim Kuczmann allerdings gegen den Abstieg. Dennoch sind die Gladiators gewarnt: Denn im Hinspiel unterlagen die Trierer knapp mit 64:66 am Rhein.

Eine Liga höher wechselt der Trierer Ex-Kapitän Andreas Seiferth vom FC Bayern zu Bayreuth. Der 26-Jährige, der in München kaum zu Spielzeiten kam, erhält einen Vertrag bis Saisonende.mfr

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