Kwadzo kann’s: Prima Premiere beim Trierer Sieg

Trier · Was für ein Einstand: Gladiators-Neuzugang Kwadzo Ahelegbe hat beim 76:69 (39:29)-Heimsieg seines Teams über die Baskets Paderborn am Samstagabend eine starke Leistung gezeigt. Der US-Amerikaner erzielte 20 Punkte. Trier spielte lange dominant, doch kurz vor Schluss drohte das Spiel zu kippen.

Kwadzo kann’s: Prima Premiere beim Trierer Sieg
Foto: (g_sport

Trier. 15 Sekunden sind noch zu spielen. Triers Vorsprung schmilzt rasant. Der Gast aus Paderborn ist kurz davor, das Spiel in der Arena Trier zu drehen. Und das, obwohl die Gladiatoren den Gegner lange im Griff haben, teilweise mit bis zu 13 Punkten führen. Doch im letzten Viertel kommt Paderborn heran, setzt Trier in der Verteidigung durch eine Ganzfeld-Verteidigung gehörig unter Druck und provoziert einen Ballverlust nach dem anderen. Die 1877 Zuschauer in der Arena bibbern - es wäre die vierte Niederlage in Folge für die Gladiators, ein katastrophaler Rückrundenstart.
Dass es anders kommt, Trier das Spiel am Ende doch mit 77:69 (39:29) gewinnt, entscheidet sich 15 Sekunden vor Schluss, durch einen Mann, der vor wenigen Tagen nur den eingefleischtesten Basketball-Insidern ein Begriff war. Sein Name: Kwadzo Ahelegbe. Die Spielberechtigung für den Neuzugang, der zunächst nur im Januar für die Gladiators spielen soll, flatterte erst am späten Freitagabend ein - gegen Paderborn steht der US-Amerikaner von Beginn an auf dem Parkett und zeigt nach holprigem Start eine bärenstarke Leistung.
15 Sekunden vor Schluss begibt er sich an die Freiwurflinie - es steht 72:69. Der 27-Jährige muss treffen. In den vergangenen Saisonspielen hatten den Gladiatoren in solchen Situationen immer wieder die Nerven versagt, viele Spiele gingen so verloren. Doch Ahelegbe macht den ersten, und Ahelegbe macht den zweiten - 74:69. Der Drops ist gelutscht, die Halle feiert. Der US-Amerikaner mit ghanaischen Wurzeln, der sich zuletzt am College in den USA fitgehalten hatte, wird zum Mann des Spiels. Er erzielt 20 Punkte und steht 31 Minuten auf dem Feld - länger als jeder andere Trierer. Auch wenn ihm nicht alles gelingt, ist zu erkennen, dass er das Team weiterbringt, die jungen Spieler anführt. Lob gibt's von Trainer Marco van den Berg: "Er hat das gut gemacht heute, er tut uns gut, so einen Spieler haben wir gebraucht."
Besonders Kevin Smit blüht neben Ahelegbe auf. Während der Neuzugang den Spielaufbau übernimmt, kann sich Smit auf dem Flügel ausprobieren, er wirkt freier, erzielt 14 Punkte und nimmt Paderborns Stärksten, US-Amerikaner Chase Adams, durch gute Defensivarbeit aus dem Spiel. "Kevin ist kein reiner Aufbauspieler, er ist ein Combo-Guard, es ist gut für ihn, dass wir Kwadzo nun haben."
Gegen den Tabellen-14. aus Ostwestfalen läuft noch vieles schief. Nachdem die Gastgeber das Spiel über weite Strecken im Griff haben und zur Halbzeit deutlich führen (39:29), verliert Trier in der zweiten Hälfte mehr und mehr die Spielkontrolle. Ballverluste reihen sich aneinander, wichtige Freiwürfe werden daneben gelegt: "Das ist wieder so unnötig gewesen, das ärgert mich", sagt van den Berg. Während Center Kilian Dietz nach auskurierter Muskelverletzung im Oberschenkel ein solides Comeback feiert, kommen Luca Breu, Marian Dahlem und Tim Weber gegen Paderborn nicht zum Einsatz. Van den Berg betont: "Es wird in der Rückrunde keine Experimente mehr geben, es spielen nur noch die Spieler, die die beste Leistung bringen, aber die anderen haben natürlich die Chance, sich im Training wieder anzubieten." mfrExtra

 Neuzugang Kwadzo Ahelegbe. TV-Foto: Willy Speicher

Neuzugang Kwadzo Ahelegbe. TV-Foto: Willy Speicher

Foto: Willy Speicher (g_sport

Was für eine Aktion in der Arena: Knapp 2000 Zuschauer verfolgen das Spiel der Gladiators gegen Paderborn. Es ist die zweiminütige Pause vor dem letzten Viertel. Kein Spieler steht auf dem Feld, doch tobt die ganze Halle. Der Grund ist Adyam Habte (Foto: privat). Die 21-jährige Triererin ist zum ersten Mal bei einem Gladiators-Heimspiel, mit Basketball hat sie eigentlich nichts am Hut. Doch am Samstagabend ist sie mit ihrer Schwester und Freunden in die Arena gekommen. Als Hallensprecher Chris Schmidt in der Halbzeit einen Kandidaten für den Wurf von der Mittellinie in der letzten Viertelpause sucht, meldet sie sich. "Meine Schwester meinte, ich soll mitmachen", erzählt die junge Frau. Gesagt getan: Habte, die derzeit eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement in einer Sekt- und Weinkellerei macht, meldet sich und wird ausgewählt. Das heißt: In der Viertelpause kriegt sie einen Ball in die Hand gedrückt und muss versuchen, diesen von der Mittellinie im Korb zu versenken - ein Kunststück, das selbst Profis nur selten gelingt. Schafft sie es dennoch, winken ihr 500 Euro von der Sparkasse. Als Habte aufs Feld gebeten wird, schlottern ihr die Knie. "Ich war so nervös, ich wusste gar nicht, was ich machen sollte", erinnert sie sich. "Ich bin einfach runter und habe den Ball irgendwie geworfen." Und wie: der Ball fliegt, fliegt, fliegt und rauscht durch das Netz - Treffer. Die Halle tobt, Hallensprecher Schmidt hüpft vor Freude übers Feld, die Paderborner Spieler applaudieren und Habte sprintet jubelnd übers Feld - die 21-Jährige ist die erste Frau, die bei diesem Spiel getroffen hat. "Ich kann das noch nicht glauben, echt unfassbar." Und was macht sie mit den 500 Euro? "Davon kaufe ich mir Schuhe", sagt sie lachend. mfr

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