Lieber ein 70:69 als ein 103:102

Trier · Ein Nationalspieler im Wartestand genießt und nutzt die Spielzeit: Flügelspieler Philip Zwiener erwartet heute ein heißes Basketball-Bundesliga-Duell zwischen seiner TBB Trier und den Telekom Baskets Bonn (Arena, 18 Uhr).

 Zielstrebig und mit viel mehr Einsatzzeit: Philip Zwiener auf dem Weg zum Korb. TV-Foto: Willy Speicher

Zielstrebig und mit viel mehr Einsatzzeit: Philip Zwiener auf dem Weg zum Korb. TV-Foto: Willy Speicher

Endergebnis: 103:102. Ohne Verlängerung. Es hört sich nach wildem Spiel an, nach heftiger Offensiv-Feierei, was sich die nächsten Trierer Gegner Bonn und Hagen zuletzt geliefert haben. Am Ende jubelten die Baskets, die heute in Trier antreten. Wie wäre es da mit einem 103:102 für die TBB? Philip Zwiener legt die Stirn in Falten. Heimsieg? Ist genehmigt! "Aber wenn wir 102 Punkte zulassen, dann wird unser Trainer stinksauer", sagt der Small Forward.

Für Henrik Rödl ist die Defensive der entscheidende Faktor. Das weiß kaum ein Spieler besser als Zwiener. Beide kennen sich seit Jahren aus Berliner Zeiten. Der aus der Nähe von Bremen stammende Zwiener war nach dem Abitur in die Hauptstadt gewechselt. Von dort schaffte er den Sprung in die Nationalmannschaft. Im letzten Jahr wuchs aber die Unzufriedenheit mit den schwindenden Einsatzzeiten. Kein Zustand, den Zwiener länger mitmachen wollte. "Ich habe in Berlin viel gelernt, sowohl sportlich als auch menschlich." In Trier habe er nun eine andere Rolle. Von der Nebenrolle zur Hauptrolle, sozusagen. Rödl hatte den 2,01-Meter-Mann als einen der Führungsspieler geholt. Einer, der im Schnitt 30 Minuten auf dem Platz steht und der Verantwortung übernimmt. Zwiener zahlt das Vertrauen bisher zurück. Er geht voran, hilft auf beiden Seiten des Parketts. Es laufe gut, abgesehen von der Schlussphase der letzten beiden Spiele. Aber Verbesserungsbedarf gebe es immer. Für das Team, aber auch persönlich. "Ich bin sehr ehrgeizig, manchmal fast perfektionistisch. Und ich will auf jeden Fall noch stabiler werden."

Alles eine Kopfsache: Seine Leistung im Spiel solle nicht davon abhängen, ob die ersten zwei, drei Würfe sitzen oder nicht. Das Selbstvertrauen im Team sei da - trotz der Auswärtsniederlagen zuletzt. Dazu trage das Klima im Team bei. "Dass sich eine Mannschaft so gut versteht, wie es bei uns der Fall ist, ist außergewöhnlich", sagt Zwiener, der sich zu Hause schon mal beim Saxofon-Spielen entspannt.

Auch der Wechsel von Berlin ins beschauliche Trier sei ihm nicht schwergefallen: "Es wurde mir von allen Seiten leichtgemacht. Ich habe auch schon einige Leute kennengelernt." Zwiener und seine neuen TBB-Kollegen haben viele Kritiker verstimmen lassen: "Es gab einige, für die wir erster Abstiegskandidat waren." Die mussten einsehen, dass die TBB frühzeitig konkurrenzfähig ist - und, dass Zwiener mit seiner neuen Rolle nicht überfordert ist. Seine bisher knapp 15 Punkte im Schnitt wird Bundestrainer Dirk Bauermann zur Kenntnis nehmen. Zwiener würde den 21 Länderpielen gern weitere hinzufügen. Forderungen stellt er aber nicht: "Die Konkurrenz auf meiner Position ist groß."

Einen alten Bekannten trifft Zwiener heute auf dem Parkett - seinen Gegenspieler Alex King. "Wir haben zusammen in der Jugendnationalmannschaft gespielt. Es ist sehr schwer, gegen Alex zu punkten", sagt er. "Aber wenn ich nur zwei Punkte mache und wir das Spiel gewinnen, dann ist mir das recht." Vielleicht ja 70:69.

TBB KOMPAKT

Zum Spiel: Wenn die Telekom Baskets Bonn in Trier zu Gast sind, ist die Arena traditionell gut besucht. Die TBB rechnet mit über 4000 Zuschauern. Trainer Henrik Rödl erwartet nach vier äußerst engen Spielen wieder ein Duell auf Augenhöhe, "auch weil wir den Heimvorteil haben". Rödl kann wohl auf den kompletten Kader zurückgreifen. Bonn ist ebenfalls mit zwei Siegen aus fünf Spielen in die Saison gestartet, hat aber beim Mitteldeutschen BC eine Klatsche kassiert. Rödl warnt aber: "Bonn hat zuletzt einen hohen Rückstand gedreht. Die haben ihren Geist gefunden und werden uns das Leben schwermachen." (18 Uhr, Sport 1 live).

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