NBA-Lockout macht's möglich: EM der Superlative

Berlin (dpa) · Dirk Nowitzki, Pau Gasol, Tony Parker - die besten Basketballer der Welt kämpfen in Litauen um den EM-Titel. „Es wird eine ganz starke EM“, prophezeite Nowitzki daher vor dem Abflug ins Baltikum, wo sich der NBA-Champion den Traum von der zweiten Olympia-Teilnahme erfüllen will.

Die Vergabe der London-Tickets ist ein Grund, warum sich bei der Europameisterschaft (31. August bis 18. September) so viele Spieler aus der nordamerikanischen Basketball-Profiliga tummeln wie seit Jahren nicht mehr. Ein anderer ist der NBA-Lockout, der den Betrieb in den USA komplett lahmlegt.

In den vergangenen Jahren machten viele Stars um die Turniere mit dem Nationalteam einen großen Bogen, weil ihnen die Strapazen zwischen den kräftezehrenden NBA-Spielzeiten zu groß waren. Nun ist die EM für viele Profis eine willkommene Gelegenheit, endlich wieder Basketball zu spielen. Ausruhen können sie sich auch danach noch, schließlich ist es derzeit sehr unwahrscheinlich, dass die Saison in der NBA wie geplant am 2. November startet.

„Wenn selbst der MVP der NBA-Finalserie in Litauen dabei ist, gibt es keinen Zweifel daran, dass diese EM eine der stärksten aller Zeiten wird“, sagte Serbiens Trainer-Veteran Dusan Ivkovic, der mit seinem Team Vorrundengegner der deutschen Mannschaft, über Nowitzki. „Der europäische Basketball ist sowieso unglaublich stark, das haben die vergangenen Jahre gezeigt. Uns jetzt hat fast jedes Team auch noch seine NBA-Stars dabei, das wird eine fantastische Veranstaltung“, meinte Bundestrainer Dirk Bauermann.

In Nowitzki und Center Chris Kaman hat er zwei NBA-Stars dabei, doch damit wird die deutsche Mannschaft längst noch nicht zum Favoriten. Topkandidat auf den Sieg ist Titelverteidiger Spanien, der in den Brüdern Pau (Los Angeles Lakers) und Marc Gasol (Memphis Grizzlies), Rudy Fernandez (Dallas Mavericks), Jose Calderon (Toronto Raptors), Ricky Rubio (Minnesota Timberwolves) und dem erst vor einigen Wochen eingebürgerten Serge Ibaka von den Oklahoma City Thunder gleich sechs NBA-Granaten dabei hat. „Unser Ziel ist der Titel“, machte Pau Gasol daher auch unmissverständlich klar.

Doch die Konkurrenz für die Iberer ist riesig. Allein in der deutschen Vorrundengruppe tummeln sich so viele NBA-Allstars, dass die Experten zurecht von einer Hammergruppe sprechen. Die Franzosen haben in Parker (San Antonio Spurs) „den wohl besten Spielmacher der Welt“, wie Nowitzki anerkennend sagt. Hinzu kommen Boris Diaw (Charlotte Bobcats), Nicolas Batum (Portland Trail Blazers) und Joakim Noah von den Chicago Bulls. „Wir wollen unbedingt zu Olympia“, sagte Parker zu den Ambitionen der Equipe Tricolore.

Die Italiener schicken ihr NBA-Trio Andrea Bargnani (Toronto Raptors), Danilo Gallinari (Denver Nuggets) und Marco Belinelli (New Orleans Hornets) ins Rennen und wollen damit die Enttäuschungen der vergangenen Jahre vergessen lassen. Und Vize-Weltmeister Türkei, auf den das deutsche Team in der Zwischenrunde treffen könnte, hat in Ömer Asik (Chicago Bulls) und Enes Kanter (Rookie/Utah Jazz) zwei NBA-Center sowie Hedo Turkoglu (Orlando Magic) als erfahrenen Flügelspieler dabei.

Selbst Außenseiter wie Georgien mit Zaza Pachulia (Atlanta Hawks) und Olympia-Gastgeber Großbritannien mit Luol Deng (Chicago Bulls) reisen mit NBA-Verstärkung nach Litauen. Die Engländer müssen allerdings auf Ben Gordon (Detroit Pistons) verzichten, weil sich der Verband die teure Versichrung für den NBA-Profi nicht leisten konnte.

„Das wird ein Basketball-Fest“, sagte Litauens Korbjäger-Legende Arvydas Sabonis, von 1995 bis 2003 selbst für die Portland Trail Blazers in der NBA aktiv, überschwänglich. Vier der vergangenen fünf MVPs der EM waren NBA-Profis, vor sechs Jahren Dirk Nowitzki. Die Kandidatenliste in diesem Jahr ist so lang wie noch nie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort