Nirgends ist's so ruhig wie an der Mariensäule

Es ist nicht allzu lange her, da ging Chris Copeland (28) noch für die Basketballer der TBB Trier auf Körbejagd. Von 2008 bis 2010 schnürte der US-Amerikaner in der Moselstadt seine Basketball-Schuhe. Mittlerweile spielt er in der NBA. Wie es ihm dort geht, hat Copeland im TV-Interview verraten.

Anstatt in Quakenbrück oder Hagen steht der ehemalige TBB-Spieler Chris Copeland in den größten und schönsten Arenen der Welt - in Los Angeles, in Boston oder in New York auf dem Feld. Schließlich hat der 2,03-Meter-Riese überraschend den Sprung in die NBA geschafft. Seit dieser Saison spielt Copeland für die New York Knicks, den berühmten Kultclub aus dem Big Apple. TV-Mitarbeiter Marcel Friederich hat Copeland vor Ort getroffen. Im Interview erinnert er sich an seine Trierer Zeit und spricht über seine NBA-Karriere.Herr Copeland, die meisten NBA-Neulinge sind 20, 21 Jahre jung, doch Sie haben es erst mit 28 geschafft. Wie überraschend kam dieser Wechsel für Sie?Chris Copeland: Ich habe es mir schon immer zugetraut, in der besten Liga der Welt mitzuhalten. Aber es hat eine sehr lange Zeit gedauert. Es ist umso schöner, dass mein großer Traum jetzt doch noch in Erfüllung gegangen ist. In der NBA spielen zu dürfen, ist ein Segen.Abgesehen von Ihrer Trierer Zeit spielten Sie vor Ihrem NBA-Wechsel in Basketball-Entwicklungsländern wie Belgien oder den Niederlanden ...Copeland: ..., wo manchmal keine tausend Leute in der Halle gewesen sind. Doch hier sind jedes Mal 20 000 Zuschauer live dabei, hinzu kommen viele Millionen Fans zu Hause vor dem Fernseher oder am PC. Das Rampenlicht, in dem ich jetzt stehe, ist riesengroß. Der Druck ist enorm. Doch für einen Basketballer könnte es nichts Schöneres als die NBA geben.Wie läuft es für Sie sportlich bei den Knicks?Copeland: Sehr gut. Nachdem ich als unbeschriebenes Blatt hier angekommen bin, habe ich die Leute positiv überrascht. Bei einigen Spielen durfte ich sogar starten. Unser Team spielt um die Meisterschaft mit, was für mich sehr aufregend ist.Wie würden Sie die deutsche Bundesliga im Vergleich zur NBA einschätzen?Copeland: Die NBA sollte man mit keiner anderen Liga vergleichen. Denn hier spielen die Besten der Besten, die Qualität ist nicht zu überbieten. Allerdings möchte ich festhalten: Ohne die TBB Trier hätte ich nie den Sprung in die NBA geschafft. Bevor ich nach Trier kam, habe ich in den Niederlanden gespielt, wo es im Basketball kaum Qualität gibt. Deshalb waren der Wettbewerb und die Herausforderung in Deutschland viel größer. Auch die Hallen und der Medienandrang waren eine ganz andere Hausnummer. Diese Erfahrungen haben mir geholfen, mich mental auf die NBA vorzubereiten. Dafür bin ich der TBB Trier für immer und ewig dankbar.Welche Erinnerungen haben Sie an die Stadt Trier?Copeland: Trier ist eine faszinierende Stadt, weil sie so unglaublich alt ist. Besonders die Porta Nigra fand ich sehr beeindruckend. Viele Amerikaner können das gar nicht einschätzen, weil unser Kontinent erst vor rund 600 Jahren entdeckt worden ist.Dafür dürfte aber in New York ein bisschen mehr los sein als in Trier, oder?Copeland: Ganz klar. Nicht umsonst wird New York als Stadt bezeichnet, die niemals schläft. Dieser Ausdruck stimmt zu 100 Prozent. Aber so hat jede Stadt ihre Reize. Ich kann mich in Trier an zwei Aussichtspunkte erinnern, an denen man über die ganze Stadt schauen konnte. Der eine war bei der Mariensäule. Ich bin manchmal stundenlang dort oben gewesen und habe das Leben genossen. Auch wenn wir schlechte Spiele abgeliefert haben, bin ich dorthin gefahren, um in aller Ruhe meine Gedanken zu ordnen. So einen ruhigen Platz findet man in New York zum Beispiel nicht.Hatten Sie in Trier ein Lieblingsrestaurant?Copeland: Ich kann mich an einen Chinesen erinnern, der großartigen Fisch hatte. Den Namen des Restaurants weiß ich aber nicht mehr. Außerdem gab es beim Italiener Fornelli großartige Pasta. Da bin ich regelmäßig hingegangen. Das waren meine zwei großen Favoriten.Stehen Sie noch in Kontakt mit ehemaligen Teamkameraden?Copeland: Na klar, zum Beispiel mit Maik Zirbes. Ich habe gehört, dass er zum deutschen Meister nach Bamberg gewechselt ist. Das freut mich sehr für ihn. Auch mit Maksym Shtein oder den damaligen Trainern bin ich noch in Kontakt.Könnten Sie sich vorstellen, irgendwann zurück nach Deutschland, vielleicht sogar nach Trier zu wechseln?Copeland: Auf jeden Fall. Ich liebe Deutschland und die BBL. Auch die deutschen Fans haben eine interessante, kreative Kultur. Ab der ersten Minute wird gesungen. Es gibt verschiedene Anfeuerungen und Fanlieder. So etwas gibt es in der NBA nicht. Ich hoffe zwar, dass ich mich in der NBA dauerhaft durchsetzen kann - entweder bei den Knicks oder einem anderen Team. Falls das nicht gelingen sollte, ist die BBL immer eine attraktive Option.Alle Beiträge unserer Serie finden Sie im Internet unter: www.volksfreund.de/wasmachtExtra

 Chris Copeland im Madison Square Garden. TV-Foto: Marcel Friederich

Chris Copeland im Madison Square Garden. TV-Foto: Marcel Friederich

Chris Copeland: Christopher "Chris" Copeland kam am 17. März 1984 in Orange/New Jersey, USA, zur Welt. Dort begann er an der High School mit dem Basketball. 2007 wechselte er nach Europa, wo er in der zweiten spanischen Liga und in den Niederlanden spielte. In der Saison 2008/2009 holte ihn Trainer Yves Defraigne nach Trier. Über den Umweg Belgien landete er schließlich in der NBA. red

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