Trier Rollstuhl-Basketballerin Nathalie Ebertz: Der große Traum von den Paralympics

Trier · Über Trier nach Tokio: Nathalie Ebertz will es auch im Rollstuhl ins Basketball-Nationalteam packen.

 Dolphins-Spielertrainer Dirk Passiwan will es noch mal im Nationalteam wissen. Nathalie Ebertz (hier beim EMS-Training) haben ein gemeinsames Fernziel: Sie wollen zu den Paralympics 2020 in Tokio.

Dolphins-Spielertrainer Dirk Passiwan will es noch mal im Nationalteam wissen. Nathalie Ebertz (hier beim EMS-Training) haben ein gemeinsames Fernziel: Sie wollen zu den Paralympics 2020 in Tokio.

Foto: Sebastian J. Schwarz/sjs / Sebastian J. Schwarz

In der Basketball-Bundesliga hat sie gespielt, im Nationalteam auch. „Bei den Fußgängern“, ergänzt Nathalie Ebertz. Vor nicht allzu langer Zeit hätte sie diesen Zusatz wohl noch weggelassen. Sie hätte einfach vom „normalen“ Basketball gesprochen. „Aber was heißt schon normal?“, sagt sie.

Vor zwei Jahren hat sich die Sport- und Mathelehrerin zum ersten Mal in einen Rollstuhl gesetzt, zum ersten Mal Rollstuhl-Basketball ausprobiert. Im Alltag ist die Bayerin, die seit dem Spätsommer in der Region Trier lebt, nicht auf einen Rollstuhl angewiesen. Aber ohne das rollende Sportgerät hätte sie ihren Lieblingssport aufgeben müssen. Nach der dritten Operation am Sprunggelenk des linken Fußes ging nichts mehr. Zumindest nicht ohne das Risiko, zukünftig nicht mehr als Sportlehrerin arbeiten zu können – eine dringende Empfehlung der Ärzte: aufhören! „Da ist für mich eine Welt zusammengebrochen“, sagt die 28-Jährige, die im Rollstuhl-Basketball mit Minimalbehinderung und 4,5 Punkten klassifiziert ist. Das bedeutet: Sie darf auch im Rollstuhl international spielen. Wenn sie es denn in den Kader der deutschen Damen-Nationalmannschaft packt. „Mein großes Ziel sind die Paralympics 2020 in Tokio“, sagt Nathalie Ebertz, die beim Rollstuhlbasketball-Bundesligisten Doneck Dolphins Trier mittrainiert, die aber bei den LuxRollers Spielpraxis sammelt. Aus diesem Grund ist sie auch an die Mosel gezogen: Janet  MacLachlan, Co-Trainerin des deutschen Damenteams, hatte ihr zu diesem Schritt geraten. Die Kanadierin spielte selbst jahrelang erfolgreich in Trier – und sie empfahl Ebertz: Wenn du was erreichen willst, gehe zu Trainer Dirk Passiwan. Die Trierer sind seit Jahren für ihre starken Spielerinnen bekannt. Aktuell gehören Diana Dadzite und Mariska Beijer zu den besten Damen der RBBL.

Das Jahr geht für Nathalie Ebertz gleich mit einem ganz wichtigen Termin los. Von heute bis Sonntag ist die Center-Spielerin beim „Selection Camp“ des Damen-Nationalteams in Bad Honnef. Dabei geht es für die 20 Spielerinnen darum, sich für den 12er-Kader für die Europameisterschaft im Juni und Juli in Rotterdam zu empfehlen. Nach dem Camp will Bundestrainer Martin Otto den erweiterten Kader mit 16 Spielerinnen nominieren. „Ich hoffe, dass ich dann dabei sein werde. Auf meiner Position gibt es vier Plätze für sechs Spielerinnen“, sagt sie. „Ich spüre aber keinen großen Druck.“ Fahrerisch hätten andere Spielerinnen erwartungsgemäß Vorteile: „Ich bin ja am Kürzesten dabei.“ Die Bitburgerin Marina Mohnen (40), über 300-fache Nationalspielerin, ist nicht beim Camp dabei.

Auch Nathalie Ebertz’ Trainer Dirk Passiwan – seit Kurzem auch ihr Lebensgefährte – ist aktuell im Nationalteam-Einsatz: Der langjährige Leistungsträger der Nationalmannschaft will sich ab morgen beim Camp in Wetzlar empfehlen. Das kam einigermaßen überraschend: Vor einem Jahr war der Konzer aus dem Nationalteam zurückgetreten. Die sportlich enttäuschend verlaufene Heim-WM in Hamburg hatte er verpasst – aber der 42-Jährige präsentiert sich in dieser Bundesliga-Saison wieder in toller Verfassung. Ein gemeinsames Ziel haben Passiwan und Ebertz ja:  Tokio 2020.

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