Schweine-Rugby und ein Sieg in letzter Sekunde

Trier · Nichts für schwache Nerven: Trier feiert gegen Nürnberg beim 74:69 den ersten Heimerfolg in der neuen Basketball-Zweitligasaison.

 Ein Trierer Matchwinner: Kevin Smit (links) traf kurz vor Schluss mit einem Dreier zum 72:69. TV-Foto: Wily Speicher

Ein Trierer Matchwinner: Kevin Smit (links) traf kurz vor Schluss mit einem Dreier zum 72:69. TV-Foto: Wily Speicher

Foto: (g_sport

Trier Dass Nürnbergs Trainer Ralph Junge am Ende kopfschüttelnd über dem Spielberichtsbogen sitzen wird, dass er über Schweine-Rugby und Team-Basketball philosophieren wird, ahnt in den zwei Stunden vorher wohl so gut wie niemand der 2042 Zuschauer in der Arena Trier. Erst in den letzten Sekunden sichern die Römerstrom Gladiators Trier gegen die Nürnberg Falcons mit 74:69 (38:35) den ersten Saisonheimsieg. Wer hätte das gedacht. Zu schwach - besonders im Abschluss - präsentiert sich das Team von Coach Marco van den Berg zuvor über weite Strecken gegen die Falcons. Selbst im letzten Viertel, wenige Minuten vor Spielende, liegen die Gladiatoren noch mit zehn Punkten hinten - doch dann geht's plötzlich ab. Binnen weniger Minuten drehen Kyle Dranginis (er war rechtzeitig zum Spiel fit geworden), Kevin Smit, Jermaine Bucknor, Johannes Joos und Simon Schmitz die Partie. Trier startet richtig schlecht ins Spiel. Die Wurfquote ist unterirdisch, sie liegt nach den ersten zehn Minuten bei mickrigen 17 Prozent. Kein Tempo in den Angriffen, keine schnellen Ballbewegungen - all das, was van den Berg stets als wesentlich für das Trierer Spiel anführt, fehlt im Anfangsviertel. Die Gäste dagegen wirken viel cleverer, spielen ihre Angriffe überlegt und mit viel Ruhe zu Ende. Der deutliche Rückstand nach dem ersten Viertel für die Gladiatoren geht völlig in Ordnung (7:18). Bis zur Halbzeit wird's ein wenig besser. Ein Dunking von Justin Alston bedeutet 40 Sekunden vor der Pause die erste Trie rer Führung (35:33). Nach der Pause sieht zunächst alles gut aus. Alston bringt sein Team mit dem nächsten Dunk weiter in Front (40:36). Alles gut also, Heimsieg schon eingetütet? Von wegen: Nürnberg übernimmt wieder die Spielkontrolle, ist das bessere und konzentriertere Team. Mit einem Acht-Punkte-Rückstand (51:59) geht's ins letzte Viertel. Auch da sieht es lange nicht danach aus, als könne Trier das Spiel noch drehen. Das Spiel dümpelt dahin, nach einem Dreier von Nürnbergs Lon Gibson sieben Minuten vor Ende (56:67) scheint die Partie gegessen. Doch dann dreht Trier plötzlich auf. Aufgrund einer enormen Leistungssteigerung kämpfen sich die Gladiatoren ins Spiel zurück. Das Team beweist Moral und Nervenstärke und dreht das Spiel durch einen 15:0-Lauf. Bucknor und Smit liefern wenige Sekunden vor Schluss mit zwei Dreiern die entscheidenden Punkte zum Sieg. Trainer van den Berg ist sichtlich erleichtert: "Ich muss zugeben, dass Nürnberg 37 Minuten das führende Team war, aber das ist halt Basketball, am Ende ist Nervenstärke ein ganz wichtiger Faktor." Nicht zufrieden ist er dagegen mit einigen seiner deutschen Jungs im Kader. "Da ist das Spielniveau bei manchen noch nicht hoch genug", findet der Trainer. Nürnbergs Coach Junge war bedient. Zwar habe sein Team 30 Minuten gut gespielt, doch dann "waren einige nicht mehr in der Lage, irgendwas zu spielen, was auch nur in Ansätzen was mit Teambasketball zu tun hatte". Und, so fügte der Coach an, in der ProA könne man eben nur mit Teambasketball und nicht mit Schweine-Rugby bestehen.StatistikPunkte Trier: Alston 13 Punkte, Dranginis 7, Smit 7, Bucknor 10, Hennen 0, Schmikale 9, Schmitz 12, Grün 3, Ilzhöfer 0, Buntic 0, Joos 13 - Beste Werfer Nürnberg: Wade 13, Maier 12, Gibson 13 - Viertelstände: 7:18/38:35/51:59/74:69 - Zuschauer: 2042

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