TBB Trier: Mehr zu sehen, aber weniger schauen zu

Trier · Neun Siege, acht Niederlagen, viele große Momente, aber weniger Zuschauer: Basketball-Bundesligist TBB Trier hat in der Hinrunde viele Experten positiv überrascht.

 Der letzte Tanz des Jahres: Nach dem überzeugenden 74:65 zum Hinrundenabschluss gegen Braunschweig präsentiert das TBB-Team ein Tänzchen. TV-Foto: Willy Speicher

Der letzte Tanz des Jahres: Nach dem überzeugenden 74:65 zum Hinrundenabschluss gegen Braunschweig präsentiert das TBB-Team ein Tänzchen. TV-Foto: Willy Speicher

TBB-Trainer Henrik Rödl lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, normalerweise. Aber einen fast schon emotionalen Ausbruch erlebten die Zuschauer der Pressekonferenz nach dem Hinrundenabschluss gegen Braunschweig. "Es ist ein Traum, Trainer dieser Mannschaft zu sein", schwelgte Rödl, sonst knallharter Analytiker und weniger für Traumdeutungen zu haben. Grund für das kollektive Lob: Kurz zuvor hatte sein Team einen Acht-Punkte-Rückstand des Teams zu Beginn des letzten Viertels in einen Sieg mit neun Punkten umgewandelt. 74:65. Sechster Heimsieg, neunter Saisonsieg. Der Tabellenkeller ist weit entfernt.

Die Stärken: Was Rödl beim Sieg nicht nur gegen die "Phantoms" stolz gemacht hat, war die Einstellung, der Wille, den seine neu formierte Mannschaft aufs Parkett gebracht hatte. Denn sein Team saß sozusagen auf gepackten Koffern. Gestern ging es für die Spieler in den kurzen Urlaub zum Jahreswechsel. Weiter geht es erst am 11. Januar in Göttingen. Dass man dann womöglich Tabellennachbar des amtierenden EuroChallenge-Siegers sein würde, mit positivem Punktestand, das erschien nach dem ersten Saisonspiel noch so realistisch wie eine Verpflichtung von Dirk Nowitzki als Handtuchhalter. Der Auftakt gegen Göttingen ging gründlich daneben. Die Chancenlosigkeit beim 46:70 ließ Schlimmes für den Saisonverlauf erahnen. Aber es kam anders. Bis auf einen Ausrutscher gegen Bayreuth (61:71) gab es zu Hause nur noch ordentliche bis sehr gute Auftritte. Das Team hat sich gefestigt - ausgehend von der bissigen Defensive, Rödls wichtigstem Baustein. Im Gegensatz zu früher hat die TBB keinen Offensiv-Star mehr, von dessen Gnade das ganze Spiel abhängig wäre. Flügelspieler Philip Zwiener ist zwar bester Schütze und souverän gewählter Teilnehmer beim Allstar-Day. Aber auch wenn er einen eher durchschnittlichen Tag erwischt - das kam selten vor - konnte das Team das ausgleichen. Mit Erfahrung, wie von George Evans unter dem Korb oder dem gar nicht so auffälligen, aber dennoch sehr wichtigen Kapitän und Ruhepol Dragan Dojcin. Mit den Ideen von Aufbauspieler Dru Joyce oder der Defensivstärke von Barry Stewart. Spaß macht es den Fans auch, Maik Zirbes zuzuschauen, dem größten Talent der Region: Der 20-Jährige wird von Spiel zu Spiel abgezockter. Er kann sich auch in Spiele zurückbeißen - wie gegen Braunschweig, als er mit zwölf Punkten im Schlussviertel zum Matchwinner wurde.

Die Schwächen: Rödls System funktioniert derzeit sehr gut. Allerdings hat es bisher auch keine wirklichen Ausfälle gegeben. Längere Verletzungen oder Spieler, die mental im Loch sind - das könnte die TBB vielleicht bei einem Spiel mit Einsatz ausgleichen, aber nicht über einen längeren Zeitraum. Dafür ist der Kader einfach zu dünn besetzt.

Die Aussichten: Man braucht Rödl nicht mit "Play-offs" zu kommen. Aber deren Erreichen ist allemal realistischer als ein möglicher Abstieg, den einige Experten vor der Saison schon prophezeit hatten. Platz neun oder zehn wäre am Saisonende aber bereits ein sehr respektables Ergebnis.

Die Zuschauerzahl: In drei von neun Heimspielen wurde die 4000er-Marke geknackt (Bonn, Bamberg, Braunschweig). Eine Rekordkulisse wird's am 28. Januar gegen Berlin geben. Dennoch: Die Zuschauerzahl ist bei der TBB insgesamt rückläufig. Der Schnitt liegt derzeit bei 3291 Zuschauern. In der Saison 2009/10 lag er bei 3541 (Hinrunde: 3865). Die TBB peilt mit mehreren Aktionen an, die Zahl zu steigern. Die Leistungen des Teams dürften ihren Teil dazu beitragen.

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