Trierer Korbjäger tanzen sich nach oben

Trier · Jede Menge Dramatik, ein enges Spiel über 40 Minuten - und am Ende triumphiert wieder einmal die TBB Trier, beim 74:67 (35:36) gegen Oldenburg zum ersten Mal auch gegen einen potenziellen Titelanwärter. Erst in den Schluss-Sekunden machte das Team den siebten Sieg im zehnten Spiel perfekt.

 Der nächste Sieg – und das gegen einen Titelkandidaten. Da lassen die TBB-Spieler nach der Partie geschmeidig die Hüften kreisen. TV-Foto: Willy Speicher

Der nächste Sieg – und das gegen einen Titelkandidaten. Da lassen die TBB-Spieler nach der Partie geschmeidig die Hüften kreisen. TV-Foto: Willy Speicher

Trier. Kurz nach Spielende: Hallensprecher Chris Schmidt muss sich sammeln, "ich habe Tränen in den Augen". Die TBB-Spieler lassen derweil vor dem Fanblock beim Siegestanz die Hüften kreisen. Und mancher unter den 3800 Zuschauern fühlt sich von der Stimmung im letzten Viertel an selige Mäusheckerweg-Zeiten erinnert. Emotionen pur nach dem 74:67 (35:36) gegen die EWE Baskets Oldenburg. An Siege durfte sich der Trierer Anhang in dieser Saison schon gewöhnen. Es war der siebte im zehnten Spiel, er hievte die TBB vorübergehend auf Tabellenplatz drei. Aber es war der erste Erfolg gegen einen Titelkandidaten, ein Ausrufezeichen. Für TBB-Cheftrainer Henrik Rödl sind die "Donnervögel" weiterhin ein Anwärter. Auch wenn sie dem Trierer Dauerfeuer zumindest im dritten Viertel nicht gewachsen waren. Insgesamt machten die 13 getroffenen Dreier der TBB den Unterschied aus. Rödl sprach von einem "Super-Spiel": "Es war eine ganz besondere Partie vor dieser Kulisse, gegen diesen Gegner. Wir haben über die komplette Spielzeit das Tempo hochgehalten." Der Trierer Lauf - es war der dritte Sieg in Folge - überrascht auch die Experten. Für Wolfgang Esser, der die Trierer 1990 als Trainer in die Bundesliga führte, liegt das Team "deutlich über den Erwartungen": "Es war aber von Anfang an zu sehen, dass hier ein Team zusammen ist, in dem sich alle bedingungslos unterstützen und jeder auch den Fehler eines Kollegen ausbügelt. Das hat es in dieser Form bestimmt schon zehn Jahre nicht mehr in Trier gegeben." Es passe in diesem Jahr einfach alles zusammen. "Das liegt natürlich in erster Linie an Henrik Rödl und dem Trainerstab." Esser kann sich vorstellen, dass der Trainer seinen Vertrag über seine dritte Saison hinaus in Trier verlängern wird. Rödl hat mehrfach betont, dass er sich in Trier sehr wohlfühlt. Fakt ist aber auch, dass der 43-Jährige mit seiner erfolgreichen Philosophie auch für Clubs interessant wird, die in der Tabelle vielleicht gerade hinter den Trierern stehen - aber in punkto Budget und Erwartungshaltung weit vorne. Im Dezember gehen die Gespräche zwischen der TBB und Rödl wohl in die heiße Phase. Ex-Bundesliga-Spieler und TV-Kolumnist Helge Patzak traut den Trierern dank "der großen Ausgeglichenheit, dem homogenen Team und der guten Chemie" auch wieder die Teilnahme an einem Wettbewerb zu, der wegen einer neuen Regelung lange kein Thema war: Für den zweifachen Pokalsieger könnten die Qualifikationsspiele für das Pokal-Top-Four im Februar in Berlin ein erreichbares Ziel werden. Dazu müsste die TBB die Vorrunde mindestens auf Platz sieben abschließen. Auch eine mögliche Playoff-Teilnahme ist für viele Fans und Spieler schon lange ein Thema. "Ich finde, es ist noch zu früh, darüber nachzudenken", sagt Patzak. "Im Dezember stehen noch sehr schwere Spiele an. Zum anderen geht es da erfahrungsgemäß mit den ersten kleineren Verletzungen los. Wenn die TBB stabil bleibt, können die Playoffs aber ein Thema werden." Extra

Die Schlüsselszene: Dru Joyce, der wird doch nicht…?! Nein, der Ex-TBB-Spieler hatte zwar kurz vor Schluss mit einem Dreier die Chance, für sein Team auszugleichen - nachdem die TBB nach starkem dritten Viertel schon auf 16 Punkte davongezogen war. Aber Joyce vergab, er hatte ohnehin keinen guten Tag gehabt. Im Gegensatz zu Triers Nate Linhart - der erhöhte mit zwei Freiwürfen auf fünf Punkte. Damit war der Sieg letztlich (fast) perfekt. Der Mann des Abends: Nate Linhart - offensiv wie defensiv mit einer starken Leistung (15 Punkte). Auch sein Deutsch wird immer besser. Selbst in Interviews spricht der Amerikaner (seit 2011 in Deutschland) inzwischen Deutsch. Nicht weit dahinter reihte sich Barry Stewart ein, aber auch Jarrett Howell, Mathis Mönninghoff und Bastian Doreth steuerten wichtige Dreier bei. Nur unter den Korb zu ziehen - das war keine leichte Angelegenheit für die Trierer. TBB Trier: Linhart 15, Saibou 1, Doreth 7, Howell 9, Seiferth 7, Mönninghoff 6, Harper 11, Stewart 13, Chikoko 1, Bucknor 4 Oldenburg (beste Schützen): Smeulders 14, Chubb 13, Paulding 10, (Joyce: 2) Viertelstände: 17:16, 35:36 (Halbzeit), 59:52, 74:67 - Zuschauer: 3834 AF

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort