Von Hürden und Hackfleisch

"Schatzi, wir lernen!" Für die amerikanischen Basketball-Profis des Bundesligisten TBB Trier steht einmal die Woche Deutschlernen auf dem Programm. Der TV hat sich die Deutschstunde angeschaut.

Trier. Hmm, das deutsche Wort für "girlfriend"? Kurzes Schweigen in der Lerngruppe. Bis Brian Brown die mögliche Antwort einfällt: "Schatzi!", ruft er - und lacht. Das sei zugleich sein Lieblingswort auf Deutsch, sagt er. Das spröde Wörterbuch belässt es eher bei der neutralen Übersetzung: "Freundin". Aber schließlich soll hier, beim Deutsch-Unterricht der TBB-Profis, gelernt werden, was man im Zweifelsfall auch mal anbringen kann. Wie man nach Soundso kommt, etwa. Oder wie man im Restaurant etwas bestellt. Wobei grammatisch korrektes Deutsch bisweilen sogar irritierend klingt - wie Tyrone Rileys Hamburger-Bestellung auf Deutsch: "Ich will Hackfleisch essen."

Vergangenheit kommt später



Seit Ende 2007 bringt Lehrerin Sylvia Krämer den amerikanischen Trierer Basketball-Profis die deutsche Sprache näher - und ihre Tücken. Von den Spielern aus der Vorsaison ist nur noch James Gillingham mit dabei. Riley, Brown, Derek Raivio ("Ich mag Schnitzel mit Pommes"), George Evans, Jamal Shuler oder Chris Copeland sind alle neu in der Runde. Das Deutsch-Pauken ist eine Pflicht-Veranstaltung. Aber eine, die auch Spaß machen soll.

"Es geht vor allem darum, einige Phrasen zu lernen. Natürlich nehmen wir auch die Grammatik durch", sagt Sylvia Krämer. "Ich werde auch die Vergangenheits-Formen durchgehen. Aber wir bewegen uns schon auf einem einfachen Niveau." Diesmal geht es darum, einfache Fragen zu bilden und Verben zu konjugieren. Ich kaufe, du kaufst, er kauft. Kaufe ich, kaufst du? Das ist sogar einfacher als im Englischen.

Eine lockere Atmosphäre ist dabei wichtig. "Die Jungs verstehen sich alle super", sagt Krämer.

Bei den Basketballern ist die Situation anders als etwa bei Profi-Fußballern, die in Deutschland spielen. Der Druck, die Sprache zu lernen, ist deutlich geringer. Auf dem Parkett wird traditionell Englisch gesprochen. Für Positionen wie Power Forward oder Center gibt es auch etwa keine gängigen deutschen Bezeichnungen. Und selbst wenn man sich richtig reinhängt, ist es noch schwer, die Sprache zu lernen. Weil viele Deutsche einfach nicht mitspielen. Diese Erfahrung hat Trainer Yves Defraigne gemacht, der gemeinsam mit seinem Assistenten Frank de Meulemeester der "Klassenbeste" der kleinen Deutsch-Runde ist. "Wenn ich Deutsch sprechen will, antworten immer alle auf Englisch", sagt er. Den Spielern geht es weniger um komplette Unterhaltungen in Deutsch. Aber ein paar Sätze lernen, ein bisschen was verstehen - das ist mehr als nur eine Geste. So lässt sich auch George Evans einen Satz übersetzen, den er gern auch auf Deutsch sagen will: "Mein Präsident ist schwarz", sagt er. Nur die Aussprache des ungewohnten "schw" fällt ihm ein bisschen schwer. Der Wettkampf-Gedanke zählt dabei auch beim Lernen. Die eine Hälfte des Tischs gegen die andere. Wer weiß mehr? Wer lernt schneller? Wer bekommt die anspruchsvollsten Sätze hin? Als am Ende der Stunde der TV-Reporter die Spieler nach einem deutschen Lieblingssatz fragt, lacht Shuler schelmisch: "Ich will eine gute Frau!"

TBB-ECKE

Personal: Aufbauspieler Derek Raivio trainiert wieder mit: Der 24-jährige Amerikaner hatte sich im Heimspiel gegen Göttingen eine Prellung zugezogen. Sicherheitshalber war er noch während des Spiels ins Krankenhaus eingeliefert worden. Befürchtungen, dass Raivio im Heimspiel gegen Ludwigsburg ausfallen könnte, sind aber wohl unbegründet. Am Montagnachmittag stieg Raivio wieder ins Mannschaftstraining ein. Die TBB Trier trifft am Freitag (20 Uhr) auf den TabellenSiebten. (AF)

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