Willkommen in der Bananenrepublik

Trier · Eine delikate Angelegenheit: Die Reaktion von Fußballer Dani Alves auf die rassistisch motivierte Bananen-Attacke hat im Internet eine Welle der Solidarität ausgelöst. Sportmannschaften wie TBB Trier und Eintracht Trier oder auch der rheinland-pfälzische Politiker Nils Wiechmann (B 90/Die Grünen) sagen öffentlich Nein zu Rassismus.

Trier. Benedikt Höwedes und Julian Draxler vom FC Schalke 04 tun es ebenso wie Spieler der anderen Fußball-Bundesligisten. Der brasilianische Superstar Neymar tut\'s zusammen mit seinem Sohn. Cesare Prandelli, seines Zeichens italienischer Nationaltrainer, tut\'s gemeinsam mit seinem Ministerpräsidenten Matteo Renzi. TBB-Masseur Aggy Mock tut\'s. Und auch die Kreisligafußballer der SG Baldenau (Kreis Bernkastel-Wittlich) wollen es so schnell wie möglich tun. Jetzt kann es nicht mehr lange dauern, bis es auch Bundespräsident Joachim Gauck tut. Als Erster zur Tat schritt der brasilianische Fußballer Dani Alves. Vergangenen Sonntag, das spanische Ligaspiel zwischen Villarreal und dem FC Barcelona läuft, es ist die 76. Minute. Barça-Profi Alves ist kurz davor, eine Ecke zu treten, als ihn ein Zuschauer mit einer Banane bewirft. Es ist nicht das erste Mal, dass der 30-Jährige auf rassistische Weise angegriffen wird; schon im Jahr 2013 war er von gegnerischen Fans mit Affengeräuschen beleidigt worden.Mahlzeit!

Alves hätte auf vielerlei Weise auf eine solche Provokation reagieren können, und man hätte für fast alles Verständnis gehabt: Die Banane wütend wegtreten. Sie ins Publikum zurückwerfen. Komplett ignorieren. Sich beim Schiedsrichter beschweren. Aus Trotz hinterher besonders gut spielen oder aus tiefer Kränkung heraus besonders schlecht. Alves entschied sich für die delikateste Variante, er tat mit dem Obst das, wofür es eigentlich gedacht ist: Er schälte es, biss hinein und trat - noch kauend - den Eckball. Wohlwissend, dass Dummheit nicht vom Platz gestellt werden kann. Was dann folgte, vor allem im Internet, war eine wahre Flut an Bananenbildern, um sich mit Alves und dem Kampf gegen Rassismus zu solidarisieren. Der Biss in die Banane mausert sich zum politischen Statement. Alves\' Teamkollege Neymar schreibt: "Wir sind alle Affen, wir sind alle gleich. Nein zu Rassismus!" Nun könnte man das als Beleidigung für intelligente Lebewesen wie Primaten verstehen, wenn sie mit Rassisten gleichgesetzt werden. Oder eben als Lehrstunde in Sachen Evolution.Die Banane erlebt als Symbol ein Comeback und wurde tief aus der Obstkiste hervorgekramt, wohin sie seit dem Ende der DDR verbannt worden war. Die Botschaft verbreitet sich rasend schnell, und auf der ganzen Welt machen es Sportler, Politiker, Schauspieler oder ganz normale Internetnutzer Alves & Co. nach: Bananen mit Schale, nackte Bananen, reinbeißend oder demonstrativ in die Luft streckend - sie alle sagen Nein zu Rassismus.Und wie das so ist bei Internetphänomenen solchen Ausmaßes: Manch einer bekommt gar den Bananen-Blues. Alves\' scheinbar spontane Aktion sei ein lange geplanter Marketing-Coup, entworfen von einer Werbeagentur, echauffieren sich manche, die die Aktion Stunden zuvor für ihre wichtige Intention noch gefeiert hatten. Selbst wenn - es ist schon für sehr viel Schlechteres geworben worden als für Toleranz und Solidarität. Alves selbst betont, dass sein Bananen-Biss nicht geplant gewesen sei. Für den Werfer wird die Banane übrigens zum Bumerang: Ihm droht Haft wegen "Verletzung der Grundrechte und der öffentlichen Freiheiten". Und wer weiß: Vielleicht wird der Duden das Attribut "abwertend" hinter dem Begriff "Bananenrepublik" irgendwann entfernen müssen.Die Aktion von Dani Alves sehen Sie im Video unter www.volksfreund.de/extra

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