Zu Besuch in der Folterkammer

Trier · Zum Start in die Saisonvorbereitung müssen die Profis des Basketball-Bundesligisten TBB Trier zum Medizincheck. Mit dabei sind auch schon einige Neuzugänge wie Anthony Canty oder der Kanadier Warren Ward gewesen.

 196 Zentimeter misst TBB-Neuzugang Warren Ward. Hier ist er gerade bei einer Koordinationsübung. TV-Foto: Marek Fritzen

196 Zentimeter misst TBB-Neuzugang Warren Ward. Hier ist er gerade bei einer Koordinationsübung. TV-Foto: Marek Fritzen

Trier. Anthony Canty ist neu in der Stadt. Vor kurzem ist er von Bremerhaven nach Trier gezogen. Viel gesehen habe er allerdings noch nicht, gesteht der 22-jährige Basketballprofi. "Ich freue mich aber schon darauf, mich in der Stadt näher umzuschauen."
Aus diesem Wunsch wird jedoch erst einmal nichts: Denn Canty muss jetzt in die "Folterkammer". Christoph Müllers erwartet ihn dort schon. Müllers ist Sportwissenschaftler und Medical Trainer der TBB. In dieser Funktion empfängt Müllers gemeinsam mit TBB-Teamarzt Christian Fink und Internist Jürgen Grunwald TBB-Neuzugang Anthony Canty und dessen Mitspieler zum saisonvorbereitenden Medizincheck im Sporthomedicum, dem Institut für Sportmedizin auf dem Petrisberg.Check beim Teamarzt


Bevor die Spieler für Koordinations- und Stabilisationsübungen zu Christoph Müllers in den Raum mit der Aufschrift Folterkammer müssen, steht zunächst der orthopädische Check bei Teamarzt Fink an. Er untersucht die Basketballer von Kopf bis Fuß: Sprunggelenke, Schultern, Knie und Hüftgelenksbeweglichkeit werden gecheckt. "Verletzungsprävention ist gerade bei Profisportlern äußerst wichtig, denn deren Kapital ist der Körper", sagt der Orthopäde. Da der Hallenboden sehr stumpf und Basketball ein "Stop-and-Go"-Sport sei, würden die Gelenke der Spieler stark beansprucht.
Wie wichtig der Medizincheck vor der Saison sei, habe die letzte Saison gezeigt. "Wir hatten im Team niemanden, der über mehrere Wochen verletzungsbedingt ausgefallen ist", betont Fink.
Zwei Räume weiter befindet sich das Behandlungszimmer von Internist Jürgen Grunwald. In der Sitzgruppe vor dem Raum wartet Jermaine Bucknor. Den Kanadier erwarten jetzt EKG und Herz-Echo. Er wirkt angespannt. "Ich bin echt aufgeregt", gesteht der 2,01-Meter-Mann.
Der Grund ist allerdings nicht das EKG oder die später anstehende Blutabnahme: "Meine Frau ist schwanger, das Baby könnte jeden Moment kommen." In der Sommerpause war er für einen Monat zu Hause im kanadischen Edmonton, um Familie und Freunde zu besuchen. "Ich bin jetzt aber schon länger wieder hier in Trier, denn ich mag die Stadt und die Leute."
Er freue sich nun auf die Saison mit den Neuzugängen, die alle "sehr coole Jungs" seien. Dann geht die Tür auf. "Jermaine, du bist dran", sagt Internist Jürgen Grunwald.Wards erste Profistation


Einer der "coolen Jungs" steht nun in der "Folterkammer". Es ist Warren Ward. Für den 23-Jährigen stehen Stabilisations- und Koordinationsübungen auf dem Programm. Sportwissenschaftler Müllers achtet dabei genau auf Fehlbelastungen. Er filmt die Übungen und wertet die Daten aus. "Es geht darum, die Schwachpunkte jedes Spielers herauszufiltern, die zu Verletzungen führen könnten", erklärt er. Auf dieser Basis erhält dann jeder Spieler individuelle Aufwärmübungen. Das Verletzungsrisiko soll so minimiert werden.
Warren Ward weiß um die Bedeutung der Übungen: "So ein Medizincheck hilft einem zu erkennen, in welchen Bereichen man sich weiter verbessern kann", sagt der 23-jährige Kanadier. Ward spielte zuletzt fünf Jahre in der kanadischen College-Liga CIS für die Ottawa Gee-Gees. Trier ist seine erste Profistation.
Während Ward noch in der Kammer schwitzt, ist Mathis Mönninghoff schon auf dem Weg zum Ausgang. "Ich bin fertig, habe alles hinter mir", berichtet der 21-jährige Profi. "Bei mir ist alles okay, es gab nichts zu beanstanden", sagt er lachend. Auch er ist erst seit ein paar Tagen wieder zurück an der Mosel, nachdem er in den vergangenen Wochen mit dem A-2-Nationalteam unterwegs war. "Die meisten Neuzugänge kenne ich schon. Sie passen sehr gut, es wird sicher eine tolle Saison." Konkret wird er in punkto Ziele aber noch nicht. "Ob es für die Playoffs reichen wird, kann ich natürlich noch nicht sagen. Wir werden Gas geben und dann schauen, wo wir landen."
Anthony Canty ist mittlerweile noch einmal bei Teamarzt Fink auf dem Untersuchungstisch gelandet. Es ist seine letzte Station für heute. Danach hat er Zeit, um sich ein wenig in der Stadt umzusehen.Extra

Wichtiger Termin für alle TBB-Fans: Am heutigen Samstag, 17. August, startet ab 13 Uhr die TBB-Teampräsentation im Brunnenhof an der Porta. Bis auf Jermaine Anderson und Andi Seiferth, die aktuell noch mit ihren Nationalmannschaften (Kanada und Deutschland) unterwegs sind, präsentiert sich die neue Mannschaft ihren Fans. Die Präsentation auf der Bühne im Brunnenhof mit Kurzinterviews beginnt um 14 Uhr. Abseits der Bühne können die Basketballfans die Neuzugänge Warren Ward, Tony Canty, Laurenas Samynas, Trevon Hughes und Stefan Schmidt sowie die anderen TBB-Spieler kennenlernen. mfr

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