Zwei Litauer in Wittlich

Wittlich · Basketball ist in Litauen die Sportart Nummer eins - weit vor Fußball. Aus dem kleinen Land im Baltikum kamen einst die Säulen der Basketball-Großmacht UdSSR. Und seit der Selbstständigkeit findet man die Vertreter der litauischen Basketballschule in allen Topligen der Welt - in der NBA und allen anderen westlichen Ländern. Und in der Landesliga des Rheinlands.

Wittlich. Für den Wittlicher TV geht sogar ein litauisches Duo auf Korbjagd. Tomas, der ältere der beiden Sapas-Brüder, ist in Deutschland längst heimisch geworden. Der 32-Jährige begann vor elf Jahren, in Mainz Informatik zu studieren. Während der Studienzeit lernte er auch seine Frau Raminta kennen - wie der Name vermuten lässt, auch sie eine Litauerin, die Sozialpädagogik studiert hat.
Während des Studiums folgte für Tomas die Kehrtwende. Über Bekannte bekam er die Information, in Wittlich eine Karthalle anmieten zu können. Er zeigte sich kurzentschlossen: Seit fünf Jahren gehört ihm die Karthalle im Industriegebiet der Kreisstadt, in der er längst heimisch geworden ist. Tochter Lilli ist in Wittlich geboren und wird bald "im Kindergarten richtig Deutsch lernen, nicht so wie ich", sagt Tomas, obwohl er die Sprache seiner neuen Heimat glänzend beherrscht.
Vor etwas mehr als einem Jahr suchte er nach einem Ausgleichssport. Das kann für einen Mann aus dem Land des dreifachen Europameisters nur Basketball und in Wittlich dann nur der WTV sein. Seit einem Jahr verstärkt er den Landesligisten. Und Spielertrainer Marko Laas ist froh über den Flügelspieler, der ihm quasi zugelaufen ist: "Obwohl er nie hochklassig gespielt hat, versteht er das Spiel und passt in die Mannschaft - sportlich und menschlich." Da Tomas in Wittlich seine zweite Heimat gefunden hat, hat die Familie ein Grundstück gekauft und mit dem Hausbau begonnen. "Wir machen viel in Eigenarbeit", sagt er, "und deshalb habe ich meinen Bruder kommen lassen." Sigitas ist 30 Jahre alt, ein handwerkliches Universalgenie und natürlich auch Basketballer. So spielen die Brüder jetzt beide für den WTV. Sigimantas ist mit 1,89 Metern etwas größer als der ältere Bruder "und kann von Guard bis Power Forward alles spielen". Allerdings hat er nicht vor, auf Dauer in Deutschland zu bleiben. "Wenn alles normal läuft, bin ich Weihnachten wieder zu Hause in Siauliai", sagt er. Das ist die Heimatstadt der Brüder, ein bisschen größer als Trier (120 000 Einwohner) und eines der Oberzentren des kleinen Landes (drei Millionen Einwohner).
Trainer Laas wünscht Tomas zwar, dass das Haus schnell steht, sagt aber auch im Hinblick auf einen längeren Aufenthalt von Sigitas mit einem Augenzwinkern: "Wer weiß, wie lange sie noch bauen ..."

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