Trierer Schüler schwärmen Wie bei Olympia – und ein Highlight der Schulzeit

Trier/BERLIN · „Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin“: Das ist nicht nur ein vertonter Traum für Fußballprofis. Auch für Tausende Schulsportler finden in Berlin die Finals statt, im Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia & Paralympics“. Der TV hat mehrere Finalteilnehmer aus Trier getroffen.

Tolle Berlin-Erlebnisse: Philine Criste, Mattea Feiten und Quentin Schu erreichten mit ihren Schulteams vom Max-Planck-Gymnasium Trier jeweils das Bundesfinale im Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“.

Tolle Berlin-Erlebnisse: Philine Criste, Mattea Feiten und Quentin Schu erreichten mit ihren Schulteams vom Max-Planck-Gymnasium Trier jeweils das Bundesfinale im Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“.

Foto: Uli Kaurisch

Jaaaaa! Mit der Schule nach Berlin fahren, sich sportlich mit Teams aus ganz Deutschland messen – und dabei noch das eigene Bundesland vertreten: Das sorgt auch nach mehr als 50 Jahren noch immer für große Euphorie bei Schülerinnen und Schülern in ganz Deutschland. Gemeinsam mit knapp 4000 Sportlerinnen und Sportlern aus der Republik um die „Goldmedaillen“ in unterschiedlichen Sportarten zu wetteifern und zum Abschluss eine gemeinsame Party zu feiern, das ist für viele der absolute Höhepunkt des Schulsports. Deutlich wird dies, wenn Schüler in den obligatorischen Abiturzeitschriften nach bleibenden Erlebnissen ihrer Schulzeit gefragt werden. Die Teilnahme am Bundesfinale in Berlin steht dabei häufig an erster Stelle. „Eine ausgefallene Mathematikstunde ist sehr bedauerlich, kann aber nachgeholt werden. Ein solches Erlebnis im Sport bleibt einmalig“, sagt Armin Huber, Schulleiter des Trierer Max-Planck-Gymnasiums, der die Teilnahme seiner Schülerschaft an den sportlichen Schulwettbewerben nachhaltig unterstützt.

Aus dem Kreis der Finalteilnehmer in diesem Jahr sprechen wir mit den immer noch „geflashten“ Nachwuchssportlerinnen und -sportlern Philine Criste, Mattea Feiten, Quentin Schu und Hannes Wessel und lassen sie beschreiben, warum die Erlebnisse in Berlin so bleibende Eindrücke hinterlassen haben.

Schon bei der Qualifikation zur Teilnahme am Bundesfinale „geht es hoch her“, sagt Hannes (16): „Man muss erst einmal Landesmeister werden. Das ist nicht gerade einfach.“ In vielen Fällen besteht eine Mannschaft – im Basketball zum Beispiel aus neun Spielern –- nicht ausschließlich aus Vereinsspielern. „Das muss schon passen“, sagt Hannes, der in diesem Schuljahr das große Glück hatte, dass er und seine Mitspieler alle gemeinsam in Trier in der Jugend-Basketball-Bundesliga trainieren und spielen und auch ihr Trainer Kevin Ney die Mannschaft nach Berlin begleiten konnte. Anders ist das bei den jüngeren Handballerinnen des MPG, die zwar alle in einem Verein trainieren und spielen, aber nicht gemeinsam. „Wir mussten uns erst einmal aneinander gewöhnen“, so nennt es Mattea, die bei der HSG Schweich aktiv ist. „Das macht die Sache nicht einfach“, sagt Carsten Peters, betreuender Lehrer, der die Mannschaft in zusätzlichen Sportstunden auf das große Finale vorbereitete.

„Der Gewinn der Landesmeisterschaft war schon ein ganz großer Erfolg“, sagt Mattea. Ihre Mannschaft sei ohne große sportliche Erwartungen nach Berlin gereist. „Mal schauen, was geht“, das war die Devise.

Der Bundeswettbewerb der Schulen Jugend trainiert für Olympia & Paralympics ist mit etwa 800.000 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern pro Jahr der weltgrößte Schulsportwettbewerb. Er wurde 1969 durch die Zeitschrift Stern ins Leben gerufen und im selben Jahr durch eine Vereinbarung des Bundes, der Länder, des Deutschen Sportbundes (DSB), der Fachverbände mit der Deutschen Sporthilfe institutionalisiert. Wesentliches Ziel ist die sportliche Talentsichtung und -förderung sowie die Vermittlung olympischer Werte wie Fairness, Teamgeist und Leistungsbereitschaft. Wie bei vielen anderen sportlichen Wettbewerben hat die Corona-Pandemie die Ausrichter zu einer Unterbrechung gezwungen. „Endlich haben wir die Möglichkeit bekommen, unser Können zu beweisen und haben die Landesmeisterschaft gewinnen können“, freut sich Basketballerin Philine, Für viele junge Sportlerinnen und Sportler blieb der Traum vom Bundesfinale unerfüllt, weil sie aufgrund der Altersbeschränkung nicht mehr teilnehmen dürfen. Ganz bitter war das etwa für die Mädchenmannschaft des Angela-Merici-Gymnasiums Trier, die vor drei Jahren erstmalig den Landestitel gewann (und auch bei der TV-Sportlerwahl zur Nachwuchsmannschaft des Jahres gekürt wurde) – und in jenem Jahr das Bundesfinale gecancelt werden musste.

Doch zurück nach Berlin: Schon die Ankunft am Hauptbahnhof ist für Mattea ein Erlebnis. „Wo man auch hinschaut sind Schüler zu sehen, die sich auf die vier Tage in Berlin freuen.“ Es gibt für diese Veranstaltung kein Olympisches Dorf, wo alle Akteure untergebracht werden, sondern die Quartiere sind in der Stadt verteilt. Schon die U-Bahn in Richtung der Quartiere wird von Schülern in Trainingskleidung in Landesfarben dominiert und bringt die Teilnehmer in Stimmung.

Um die Anspannung vor dem ersten Turniertag zu reduzieren, steht am Anreisetag fast wie selbstverständlich der Besuch des Brandenburger Tors auf dem Programm. Überall Sportgruppen, die sich unter dem Tor versammeln, um sich fotografieren zu lassen.

Drei Spiele muss jedes Team am ersten Turniertag in einer Vierergruppe bestreiten. Um am zweiten Turniertag um den Titel mitspielen zu können, muss man Erster oder Zweiter werden. Das war für die Jungen um Hannes die Erwartung, denn schließlich verfügt man über ein eingespieltes Team. Doch schnell müssen die Jungs anerkennen, dass die anderen Teams „nicht von schlechten Eltern sind und Basketball spielen können“. Schon das erste Spiel beschert den Jungs einen „kräftigen Dämpfer“. „Wir haben zu viele hergeschenkt und sind dann als Mannschaft zusammengebrochen,“ so Hannes. Am Ende stand eine 21:45-Niederlage. Hannes und seine Mitspieler machten sich gegenseitig Mut. Hängende Köpfe gab’s auch nach dem nächsten Spiel – einem knappen 26:27! Die Runde der besten Acht war nicht mehr drin. „Wir fühlten uns wie Sportler bei Olympischen Spielen, wenn sich die Hoffnungen nicht erfüllen.“ Ein 40:32-Sieg im letzten Gruppenspiel konnte die Jungs nur bedingt trösten. „Unsere Stimmung war im Keller.“ Beim Teamabend wurden die Fehler des Tages aufgearbeitet und das Ziel ausgegeben, am nächsten Tag alle drei Spiele zu gewinnen. Doch es folgten zwei weitere Niederlagen und in der Endabrechnung Platz zwölf. „Wir hatten uns mehr ausgerechnet“, sagt Quentin freimütig: „Doch das gesamte Drumherum lässt die Niederlagen vergessen.“

Auch den beiden Mädchenteams – Mattea und ihre Handballmannschaft und Philine und ihr Basketballteam – erging es nicht viel besser. „Unsere Erwartung war auch nicht so groß“, sagt Philine, die das Event unter dem olympischen Motto „Dabeisein ist Alles“ ansah. Dass ihre Mannschaft mit Leni Sittmann, Sarah Brauer, Fine Rausch, Marie Immelnkemper, Anni Roth, Milli Mayer, Ida Haßdenteufel und Lina Wozny am Ende einen elften Platz belegen konnte, sieht Philine als Erfolg mit einem kleinen Seitenhieb auf das benachbarte Bundesland. „Im Spiel um Platz elf haben wir das Saarland geschlagen. Das war unbedingt notwendig.“

Die große Feier in der Berliner Max-Schmeling-Halle mit Showprogramm und Party mit fast 4000 Sportlerinnen und Sportlern vertrieb die schlechte Laune der Jungs. Hannes ist sicher, dass „wir im nächsten Jahr wiederkommen und zeigen dürfen, was wir wirklich können.“ Doch bis dato vergeht ein weiteres Schuljahr. „Berlin und das Bundesfinale gehören jetzt schon zu den Highlights meiner Schulzeit“, sagt Hannes gemeinsam mit seinen Mitspielern Quentin Schu, Paul Schmitz, Ben Immelnkemper, Brad Brauner, Finn Herfurth, Benedikt Path, Jonathan Loser, Arda Bozoglan, Hannes Wessel und Kilian Schnabel.

Auch Philine ist sich sicher, „dass wir alles geben werden, um im nächsten Jahr wieder zum Finale reisen zu dürfen.“ Handballerin Mattea schwärmt noch immer vom Treffen mit dem Handball-Star und Paten des Wettbewerbs, Juri Knorr von den Rhein-Neckar-Löwen. „Ein super netter Typ“, so Mattea gemeinsam mit ihren Mitspielerinnen, Luisa Sroka Zoé Lames, Anna Naygovzen, Sophie Lellinger, Luisa Ulbrich, Ida Sittmann, Amelie Höllen, Laura Kuhl, Anuk Raithel, Annelie Morrissey. „Wir möchten im nächsten Jahr wieder rufen dürfen: ‚Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin‘.“

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