1. FC Kaiserslautern: Trainerwechsel und Zweitliga-Mittelmaß sorgen auch in der Region für viele Diskussionen

Kasierslautern · Die Fans des Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern haben derzeit einen schweren Stand. Der plötzliche Abgang von Trainer Tayfun Korkut und Norbert Meier als sein Nachfolger sorgten auch unter den FCK-Anhängern in der Region zuletzt für reichlich Gesprächsstoff. Immer mehr Sorge macht generell die sportliche und finanzielle Perspektive des vierfachen Deutschen Meisters. Der TV hat sich unter den Rote-Teufel-Fans umgehört.

 Die Kulisse ist erstklassig, sportlich ist es für den 1. FC Kaiserslautern aber ein weiter Weg zurück ins Oberhaus. Der FCK startet heute gegen den hochgehandelten TSV 1860 in die Zweitligasaison. Foto: dpa

Die Kulisse ist erstklassig, sportlich ist es für den 1. FC Kaiserslautern aber ein weiter Weg zurück ins Oberhaus. Der FCK startet heute gegen den hochgehandelten TSV 1860 in die Zweitligasaison. Foto: dpa

Heimspiele mit meist über 40.000 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion, ein brodelnder "Betze", oft in allerletzter Minute gewonnene Spiele: All´ das hat den 1. FC Kaiserslautern über Jahrzehnte hinweg ausgezeichnet und ihm zu oft sensationellen Erfolgen verholfen. Die Gegenwart sieht eher grau aus: Im fünften Jahr Zweitliga-Zugehörigkeit steht momentan nur der 13. Tabellenplatz zu Buche. Im letzten Heimspiel vor der Winterpause gab es vor gerade noch 21.463 Besuchern ein mageres 0:0 gegen Erzgebirge Aue.

Das Chancenverhältnis von 0:1 (!) hatte geschichtsträchtigen Charakter. Einige schwächere Auftritte gegen Ende des alten Jahres und die aufkommende Kritik an ihm könnten ein Beweggrund für den erst im Sommer verpflichteten Trainer Tayfun Korkut gewesen sein, schon kurz vor Weihnachten das Handtuch zu schmeißen — offiziell hat sich Korkut bislang zu seinem überraschenden Entschluss immer noch nicht geäußert.

"Schade, dass Korkut weg ist"

Sehr schade, dass er gegangen ist", findet Josef Frisch vom FCK-Fanclub Red Angels aus Trier. Korkut sei mit großer Leidenschaft dabei gewesen, habe bei Übungen fast alles selbst mitgemacht und vorgemacht. "Auch von daher verkörperte er für seine Spieler eine Autorität", hat Frisch bei Trainingsbeobachtungen ausgemacht. Dass der frühere türkische Nationalspieler im FCK-Umfeld schon so früh kritisiert wurde, fand Frisch "völlig unberechtigt, denn jedem, der was von Fußball versteht, musste klar sein, dass es nach der großen Spielerfluktuation im Sommer Zeit und Geduld braucht, bis seine Arbeit Früchte trägt". Und was sagen die Lautern-Anhänger zum neuen Coach, dem erst kurz zuvor bei Bundesligist SV Darmstadt 98 geschassten, für seine Kauzigkeit bekannten Norbert Meier? "Der tabellarische Vorsprung auf die unteren Plätze ist mit fünf Punkten nicht allzu groß. Angesichts des hammerharten Auftaktprogramms nach der Winterpause kann dieser schnell dahinschmelzen - da ist ein erfahrener Coach gefragt", meint Frisch.

Eine Art Vernunftehe zwischen Meier und dem FCK sieht auch Hardi Greza, Vorsitzender der Treverer Teufel aus Trier: "Er war zwar nicht unsere erste Wahl, aber aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse des 1. FCK wohl doch eine gute Entscheidung, da Meiers Erfahrung der Mannschaft vielleicht weiterhelfen kann." Die Hoffnungen für den weiteren Saisonverlauf sind eher gedämpft. "Mit viel Glück wird es ein einstelliger Rang, eher aber Platz zwölf", glaubt Petra Beucher, die den Fanklub FCK-Freunde Mittelmosel aus Bernkastel-Kues leitet. Und was bringt die weitere Zukunft? "Das ist alles sehr ungewiss. Langfristig gibt es nur eine Möglichkeit — und die muss so schnell wie möglich die Konsolidierung in der Bundesliga sein", sagt Patrick Schäfer, Vorsitzender der Eifelhölle aus Bitburg.

"Brauchen Investor, der passt"

Größere Summen, dank derer Leistungsträger gehalten und die Mannschaft zudem verstärkt werden könnte, könnten von einem Investor stammen. Bei den "Treverer Teufeln" wäre man laut Hardi Greza "nicht abgeneigt, wenn jemand Finanzkräftiges einsteigen könnte". Das Beispiel 1860 München und das von Geldgeber Hasan Ismaik mitunter entfachte Chaos sind aber ein Beispiel dafür, wie schwierig auch so etwas sein kann. "Es ist und bleibt eine Gratwanderung", hat Greza erkannt. "Ein Investor müsste von seinem Profil her zur Tradition des Vereins passen, die 50+1-Regelung dürfte nicht unterlaufen werden, und die Handlungsfähigkeit des Vereins darf nicht außer Kraft gesetzt werden", zeichnet Josef Frisch ein Anforderungsprofil. "Ohne Investor wird es sehr schwierig sein, im Profigeschäft erfolgreich zu bestehen", bringt es Petra Beucher auf den Punkt.

Obwohl der FCK nach zuvor drei Jahren in oberen Tabellengefilden nun offenbar in der zweiten Saison in Folge im Zweitliga-Mittelfeld festzustecken scheint, halten die treuen Fans aber weiter zu ihrem Lieblingsverein. Von der Mittelmosel aus, so Petra Beucher, "fahren wir mit mindestens vier Vertretern zu jedem Heimspiel, auch auswärts sind wir im Schnitt mit zwei bis vier Leuten dabei". Die "Treverer Teufel", so Hardi Greza, versuchen aus dem gut 100 Kilometer entfernten Trier gar einmal im Monat einen ganzen Bus zu einem Heimspiel auf dem "Betze" zu chartern. Mehr lässt die mitunter kurzfristige Planung der Deutschen Fußball-Liga mit zum Teil Fan-unfreundlichen Anstoßzeiten nicht zu. Lediglich in Phasen, in denen die Mannschaft ganz schwache Leistungen bringe, spüre man kleinere Abstriche, so Greza. "Darüber hinaus", stellt der "Treverer-Teufel"-Chef fest, "besitzen viele von uns Dauerkarten und besuchen jedes Spiel, egal wo es dem 1. FCK gerade geht und wie er in der Tabelle steht".

Optimismus bleibt erhalten

Mehr Realismus als früher scheint sich zumindest unter dem harten Kern breitzumachen. Das wird auch im Statement der "Red Angels" deutlich. "Man sollte auch mal ein Stück weit zufrieden damit sein, dass wir überhaupt immer noch zu den 36 besten Clubs in Deutschland gehören", unterstreicht Josef Frisch. Die Zeiten hätten sich geändert, "die Fritz-Walter-Ära ist längst vorbei", so Frisch.

Insgesamt denken viele rot-weiß-rote Anhänger wehmütig an die Fußballfeste zu Bundesligazeiten zurück. "Mit der Stimmung früherer Jahre lässt sich das leider nicht mehr vergleichen", gibt Petra Beucher zu. "Der Ausbau zur WM 2006 war letztlich kein Segen für die Stimmung, das kann man heute bei Spielen gegen eher unattraktive Gegner feststellen, wenn nur 20.000 Leute im Stadion sind", hat Hardi Greza ausgemacht. Trotz aller Unwägbarkeiten ist ihm der Optimismus aber nicht zu nehmen, was die Hoffnung auf die Rückkehr in die Bundesliga angeht: "Wenn wir nicht daran glauben würden, wären wir keine FCK-Fans."Wittlicher ist Ansprechpartner

Ein Wittlicher ist beim 1. FC Kaiserslautern als Fanbeauftragter im Einsatz: Christoph Schneller koordiniert das Zusammenspiel zwischen Verein und den aktuell 420 Fanclubs mit ihren 20.000 Mitgliedern schon seit Herbst 2009. Trotz der Enttäuschungen in den vergangenen Jahren sei die Zahl an Vereinsmitgliedern, als auch der Fanclubs in diesem Zeitraum angestiegen, berichtet der 33-Jährige. Der Zuschauerschwund ist aber beim FCK angesichts nur noch mäßiger sportlicher Erfolge in Liga zwei spürbar. Um diesem Trend nachhaltig entgegenzuwirken, "ist primär der sportliche Erfolg wichtig", weiß Schneller. Mit Marketing-Aktivitäten will man Fans zudem ins Stadion locken. "Andererseits erfahren wir aber auch tolle Unterstützung von Fans, die eigene Aktionen initiieren, wie etwa in der vergangenen Saison die Aktion "40.000 gegen Sandhausen".

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