DFB-Pokal Stindl lässt Gladbach auf dem Betzenberg jubeln

Kaiserslautern · Der lukrative DFB-Pokal als zusätzliche Einnahmequelle - darauf hatte sich der Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern seit der Auslosung der 1. Runde und dem namhaften Gegner Borussia Mönchengladbach riesig gefreut. Kurzfristig kam es allerdings anders als geplant.

DFB-Pokal, 1. FC Kaiserslautern - Borussia Mönchengladbach, Rote Teufel, Betzenberg
Foto: dpa/Uwe Anspach

Blauer Himmel, Sonnenschein, Temperaturen knapp über 20 Grad - eine Stunde vor Spielbeginn ist alles angerichtet für einen spannenden Pokalkrimi. Wo sich sonst die Massen auf den Betzenberg empor schlängeln, sind es nun immer nur einige Grüppchen in gebührendem Abstand, die sich auf dem Weg zum Fritz-Walter-Stadion befinden. Die Roten Teufel, aktuell in der dritten Liga aktiv, empfangen Bundesligist Borussia Mönchengladbach in der ersten Runde des DFB-Pokals. Statt der trotz Corona zunächst mittels Ausnahmegenehmigung erlaubten 20 000 Zuschauer dürfen nach gestiegener Inzidenzwerte nun nur noch 5000 Zuschauer in das knapp 50000 Zuschauer fassende WM-Stadion von 2006. Statt großer Kasse im prestigeträchtigen Pokalduell mit den Gladbacher „Fohlen“ ist für die wirtschaftlich gebeutelten Pfälzer finanziell nun das Ziel, zumindest mit einer schwarzen Null aus dem Pokal zu gehen. Das bringt Sport-Geschäftsführer Thomas Hengen auf die Palme, der in der Rheinpfalz Alarm schlägt: „Das ist wirtschaftlich kaum darstellbar. Wenn wir kostendeckend rauskommen, haben wir es gut gemacht.“ Er beziffert den Minderumsatz auf 300 000 Euro.

Am Freitag kam die frustrierende Botschaft, nachdem der Inzidenzwert in der Stadt Kaiserslautern an drei Tagen in Folge über den kritischen Wert 35 gelegen hatte. Der Pokalkampf vor toller Kulisse am Montagabend, vielleicht gepaart mit einer sportlichen Sensation, war geplatzt - aber zumindest blieb die Live-Übertragung in der ARD und damit die Chance, sich bundesweit einem Millionen-Publikum zu präsentieren.

War die späte Zurücknahme der Ausnahmegenehmigung, die alle Planungen über den Haufen warf, vielleicht sogar zusätzliche Motivation für die Mannschaft von FCK-Trainer Marco Antwerpen? Die Stimmung war trotz reduzierter Zuschauerzahl prächtig, das Betze-Lied zur Einstimmung auf die Pokalpartie wurde inbrünstig mitgeschmettert - aller Hygienemaßnahmen zum Trotz, denn für die Zuschauer und die Journalisten galt die 3-G-Regel: Nur Geimpfte, Genesene oder aktuell Getestete fanden Eintritt in den pfälzischen Fußball-Tempel.

Der FCK, angeführt von Kapitän Jean Zimmer, war schnell in der Partie: In der ersten Minute pfiff ein Klingenburg-Schuss knapp am Tor des Schweizer Nationaltorhüters Yann Sommer vorbei. Der Ex-Lauterer Tobias Sippel saß bei den Gladbachern auf der Bank. Die Gäste vom Niederrhein kamen zunächst schwer in die Gänge, doch die zweite Flanke des flinken Patrick Herrmann passte: Lars Stindl köpfte gegen die Laufrichtung von FCK-Torhüter Matheo Raab ins lange Eck - das 0:1 in der 11. Minute.

Auch nach dem Gegentreffer bleiben die Lauterer ebenbürtig. Das Spiel wird rauer, die FCK-Anhänger sind zufrieden: „Steht auf, wenn ihr Lauterer seid“, skandieren sie nach einem Viertel des Spiels. Und die Anfeuerung zeigt Wirkung: Die Roten Teufel erarbeiten sich Torchancen, Eckbälle - und hätten in der 25. Minute fast den Ausgleich erzielt: Nach Zuspiel von Redondo zieht Zimmer ab, aber Sommer bewahrt mit einer Glanzparade seine Mannschaft vor dem 1:1. Auf der Gegenseite verpassten Hannes Wolf (37.), Stefan Lainer (40.) mit einem Kopfball und Herrmann (43., Außenpfosten) ein weiteres Gladbacher Tor und damit eine Vorentscheidung zur Halbzeitpause.

Das hätte sich nach Wiederanpfiff fast gerächt, aber Zuck (48.) und Wunderlich (54.) verpassten in aussichtsreicher Position - jeweils nach Vorarbeit des agilen Redondo. Raab hielt das FCK-Team mit einigen Paraden im Spiel, und Trainer Antwerpen brachte nach gut einer Stunde frisches Blut ins Spiel der Roten Teufel: Kleinsorge und Sessa kamen für Klingenburg und Hanslik. Die Partie wurde ruppiger, Schiedsrichter Harm Osmers zückte einige Gelbe Karten. Lauterns Hoffnung auf den Ausgleich lebte. Und Gladbach begann zu wackeln. Senger hatte den Ausgleich auf dem Fuß, wurde aber in letzter Sekunde abgeblockt (71.).

Der FCK setzte in den Schlussminuten alles auf eine Karte und lieferte einen beherzten Pokalfight, aber das nötige Quäntchen Glück im Abschluss oder beim finalen Pass fehlte. Am Ende behielten die Borussen dank des frühen Stindl-Treffers knapp die Oberhand. Somit bleibt den Lauterern nach dem Pokal-Aus in Runde eins nur die Erinnerung an einen stimmungsvollen Abend vor kleiner Zuschauerzahl im Fritz-Walter-Stadion, aber einer Milllionenkulisse vor den Fernsehschirmen, und einen beherzten Auftritt, der Mut für die kommenden Partien in der 3. Liga machen sollte. Gladbachs neuer Trainer Adi Hütter feierte eine erfolgreiche Pflichtspiel-Premiere, ohne dass sein Team glänzte. Ein glücklicher Arbeitssieg, der noch ganz viel Luft nach oben lässt.

(fan)
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