17 Zeugen, eine entscheidende Frage

Der Rechtsstreit zwischen der TuS Koblenz und ihrem Ex-Geschäftsführer Hermann Gläsner geht am 4. Februar in seine nächste Runde. Angesichts der illustren Zeugenschar dürfte es interessant werden.

 Die TuS Koblenz fährt schwere Geschütze gegen den früheren Geschäftsführer Hermann Gläsner auf. TV-Foto: Archiv/Hans Krämer

Die TuS Koblenz fährt schwere Geschütze gegen den früheren Geschäftsführer Hermann Gläsner auf. TV-Foto: Archiv/Hans Krämer

Koblenz. Jüngst bei einem Fan-Treffen hat es Guido Walter, Vizepräsident des VfR Aalen, mitgeteilt: Hermann Gläsner ist mit einem neuen Vertrag als Team-Koordinator beim Drittligisten rückwirkend seit 1. Januar angestellt. In den Job eingebunden ist Gläsner bereits seit 18. September 2008. Das ehemalige Vorstandsmitglied von Eintracht Trier soll als "rechte Hand" von Sportdirektor Jürgen Kohler wirken.

Rechtmäßigkeit der fristlosen Kündigung



An den Grundlagen des Rechtsstreits zwischen Gläsner und der ausgelagerten Fußball-GmbH der TuS Koblenz ändert das nichts. Am 4. Februar wird am Landgericht Koblenz das Zivilverfahren fortgesetzt. Die Beweisaufnahme steht an, insgesamt 17 Zeugen sind geladen. Darunter sind TuS-Trainer Uwe Rapolder, TuS-Aufsichtsratschef Walterpeter Twer, Ex-Präsident Rüdiger Sterzenbach und die Spielerberater Volker Graul und Fali Ramadani.

Um was geht es? Gläsner klagt gegen die Rechtmäßigkeit der fristlosen Kündigung seines bis 2010 gültigen Anstellungsvertrags als Geschäftsführer durch die TuS Ende 2007. Zudem geht er gegen die Anschuldigung vor, für teure Neuverträge, Punktabzüge und daraus resultierende Kosten verantwortlich zu sein.

Die TuS Koblenz GmbH wiederum verklagt Gläsner auf Schadensersatz in Höhe von 2,66 Millionen Euro. Der Zweitligist wirft ihm vor, im Sommer 2007 nachträglich und ohne Wissen des Aufsichtsrats höhere Ablöseverträge für die Transfers der serbischen Profis Branimir Bajic und Marko Lomic (beide Partizan Belgrad) unterschrieben zu haben.

Weil diese nicht bei ihr vorgelegt worden sein sollen, hatte die Deutsche Fußball Liga (DFL) die TuS mit einem Abzug von sechs Punkten in der Saison 2007/08 und von drei Punkten in der laufenden Spielzeit sowie einem Bußgeld von 200 000 Euro bestraft.

Im Kern geht es um die Frage, ob Gläsner die Transfer-Verträge eigenmächtig verändert oder dies auf Anweisung des TuS-Aufsichtsratschefs getan hat. Beim Verfahrensauftakt Ende September 2008 hatten Gläsner und seine Anwältin Margit Bastgen (Wittlich) einen außergerichtlichen Vergleich abgelehnt. Die TuS hatte angeboten, den Fall bei einer Schadensersatz-Zahlung in Höhe von 100 000 Euro durch Gläsner zu den Akten zu legen.

Auch zwischenzeitlich deutet nichts auf eine Güteverhandlung hin. "Die Schadensersatz-Forderungen entbehren jeglicher Grundlage. Der TuS-Aufsichtsratschef war jederzeit in alle Dinge eingebunden. Das beweisen unter anderem Sitzungsprotokolle des Aufsichtsrats und ein Twer von Gläsner vorgelegter Businessplan für die Saison 2007/08, in dem die höheren Ablösesummen für Bajic und Lomic festgelegt waren", sagt Bastgen auf TV-Anfrage.

In diesen Kontext gehört auch eine zusätzliche Provisionszahlung an die beiden bei den Transfers beteiligten Spielerberater Graul und Ramadani in Höhe von 404 000 Euro. Bastgen sagt: "Diese Zahlung wurde gegen den Willen von Gläsner durch den gesamten Aufsichtsrat beschlossen."

Vermittler-Vereinigung zeigt TuS an



Nach dem seinerzeit unterbreiteten Vergleichsangebot sieht Wolfgang Loos, seit März 2008 TuS-Geschäftsführer, in dem Verfahren die Gegenseite am Zug. Dass die TuS derweil von der Deutschen Fußballspieler-Vermittler-Vereinigung (DFVV) angezeigt wurde, sieht er gelassen. Die DFVV fordert eine Bestrafung, da Ramadani nicht im Besitz einer laut Fifa-Statuten erforderlichen Vermittlerlizenz ist.

"Wir haben alle Sachverhalte zu den Transfers, die Hermann Gläsner geheim besprochen hat, offen gelegt und unsere Strafe erhalten. Ich erwarte keine weiteren Probleme", sagt Loos. Gläsner will am 4. Februar beweisen, dass er per E-Mail angewiesen wurde, Verträge mit einem nicht-lizenzierten Spielerberater zu machen.

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