200.000-Euro-Loch: Eintracht Trier pumpt sich privates Geld

Trier · Die Trierer Eintracht steht vor ihrer fünften Saison in der 2008 neu gegründeten viertklassigen Fußball-Regionalliga. Sportlich führt der Weg in die dritte Liga weiterhin durch ein Nadelöhr, finanziell spricht Eintracht-Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi von einem "Tanz auf des Messers Schneide".

Trier. Der Verein Eintracht Trier hat vor mehreren Tagen mit der Ankündigung überrascht, die Geschäftsstelle personell aufzustocken - bei einer gleichzeitigen Kürzung des Gesamtetats um 20 Prozent. Der SVE braucht Geld. Neue Marketingstrategien und eine intensivere Sponsorenakquise und -betreuung sollen helfen. Ob das klappt, bleibt abzuwarten. Kreativität wird auf jeden Fall gefragt sein. Denn die Zahl möglicher Geldgeber in der Region Trier ist begrenzt. Zudem baut der Verein bereits auf eine breite Basis von Förderern.
Und trotzdem muss der Club stetig um die Deckung des Etats kämpfen. Nach TV-Informationen musste in der vergangenen Saison ein Etatloch von rund 200 000 Euro geschlossen werden. Das ist kein Einzelfall in der jüngeren Vergangenheit. Eintracht-Vorstandsmitglied Harry Thiele bestätigt die Zahl: "Die Summe ergibt sich vor allem durch geringere Zuschauereinnahmen, höhere Prämienzahlungen und eine Erhöhung von Beiträgen zur Berufsgenossenschaft. Geschlossen wurde das Loch dank privater Darlehen. Das belastet die Bilanz, nicht aber die Liquidität."
Wie hoch die Verbindlichkeiten des Clubs genau sind, sagt Thiele nicht. Es dürfte von einem höheren sechsstelligen Euro-Betrag auszugehen sein. Laut Thiele hat der Verein seit 2006 Schulden in Höhe von rund 500 000 Euro getilgt: "Unter anderem haben wir die Bankkredite abbezahlt." Vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) bekam die Eintracht in den vergangenen Jahren die Regionalliga-Lizenzen ohne große Auflagen. Die Liquidität ist nach Angaben des Vorstands gesichert.
Zuletzt summierten sich bei der Eintracht nicht eingeplante Ausgaben. Gründe waren eine Abfindung im August 2010 im Zuge der Vertragsauflösung mit Ex-Trainer Mario Basler (offenbar rund 80 000 Euro), eine Steuernachforderung (rund 50 000 Euro), eine Zahlung an den Ex-Spieler Lars Schäfer, ausbleibendes Geld vom früheren Stadion-Caterer (jeweils rund 20 000 Euro), höhere Prämienzahlungen als geplant und geringere Zuschauerzahlen als kalkuliert. "Um die Liquidität des Vereins aufrecht zu erhalten, werden wir wohl auch in Zukunft ab und an Löcher zu stopfen haben", prognostiziert Eintracht-Vorstandssprecher Ernst Wilhelmi, der sich am 3. Juli ebenso wie Thiele und Roman Gottschalk bei der Mitgliederversammlung zur Wiederwahl in den Vorstand stellt.
Trotz eines - wie er sagt - "Tanzes auf des Messers Schneide" sei die Existenz des Vereins auch in Zukunft nicht gefährdet. Das sieht auch Thiele so: "Negatives Eigenkapital gilt als Überschuldung. In den vergangenen zehn Jahren hatte die Eintracht nie ein positives Eigenkapital." Das heißt: Schwarze Zahlen habe der Verein zuletzt nie geschrieben.
Wilhelmi skizziert einen Teufelskreis: Einerseits seien - wie auch für andere Regionalligisten - die Einnahmemöglichkeiten für die Eintracht begrenzt. In der neuen Saison zum Beispiel fällt das bisher vom DFB gezahlte Fernsehgeld weg (90 000 Euro pro Spielzeit). Gleichzeitig müssten ambitionierte Clubs Geld investieren, um ihre Kader für den Aufstiegskampf zu rüsten. Bislang durfte in den drei Regionalligen jeweils aber immer nur ein Team aufsteigen. In der neuen Saison, in der es fünf Staffeln gibt, bestreiten die Erstplatzierten und der Zweite aus der Südwest-Gruppe eine Relegation, in der drei Aufsteiger ermittelt werden.
"Wir können unsere wirtschaftliche Situation verändern, wenn wir in die lukrativere dritte Liga aufsteigen", sagt Wilhelmi. Eine weitere Möglichkeit: die fortwährende Reduzierung der Ausgaben. Wilhelmi: "Dass in der nächsten Saison gleich fünf Eigengewächse neu im Regionalliga-Kader stehen, ist so gewollt, aber auch ein Indiz für finanzielle Zwänge."

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