Andis Achterbahnfahrt

Koblenz · Turbulent ist es zugegangen im Regionalliga-Duell zwischen den Rivalen TuS Koblenz und Eintracht Trier. Vor allem für SVE-Torwart Andreas Lengsfeld, der beim 2:2 mit einer halbseitig betäubten Hand spielte.

 Ereignisreicher Nachmittag für Andreas Lengsfeld: Vor dem Spiel musste der Eintracht-Torwart wegen einer Fingerverletzung die Segel streichen (Foto rechts unten). Nach dem Platzverweis gegen Stephan Loboué kam er doch noch zum Einsatz (links unten). Beim Elfmeter von Dimitrios Ferfelis hatte er keine Chance (oben). TV-Fotos: Sebastian Schwarz

Ereignisreicher Nachmittag für Andreas Lengsfeld: Vor dem Spiel musste der Eintracht-Torwart wegen einer Fingerverletzung die Segel streichen (Foto rechts unten). Nach dem Platzverweis gegen Stephan Loboué kam er doch noch zum Einsatz (links unten). Beim Elfmeter von Dimitrios Ferfelis hatte er keine Chance (oben). TV-Fotos: Sebastian Schwarz

Koblenz. Vier Tore, zwei Rote Karten, zwei Elfmeter - wenn es schon keine spielerischen Höhepunkte gab, so hatte das Derby zwischen der TuS Koblenz und Eintracht Trier nach der Halbzeit wenigstens anderweitig fesselnde Szenen. Triers Torwart An dreas Lengsfeld wandelte dabei zwischen den Extremen.
15 Minuten vor Anpfiff: Lengsfeld wärmt sich im Stadion Oberwerth auf. Eintracht-Trainer Roland Seitz hat den Ersatzmann in der Startelf belassen, obwohl Stammkraft Stephan Loboué wieder fit ist. Der 26-Jährige ist ob des Vertrauensvorschusses "froh und dankbar". Doch dann der Schock. Beim letzten Schuss während des Warmmachens klatscht der Ball an die Kuppe des kleinen Fingers seiner rechten Hand. Große Schmerzen, eine starke Rötung - von jetzt auf gleich ist der Einsatz dahin. Beim Gang in die Kabine ist Lengsfeld die enorme Enttäuschung anzumerken. Wutentbrannt kickt er einen Hütchenstapel zur Seite.
48. Spielminute: Von der Bank aus erlebt Lengsfeld die Eintracht-Führung. Steven Kröner trifft per Kopf nach Freistoß von Alon Abelski. Jetzt sollten sich die Ereignisse überschlagen.
49. Minute: Direkt nach dem Wiederanpfiff kommt Ex-Eintrachtler Thomas Klasen im Duell mit Loboué im Trierer Strafraum zu Fall. Foulelfmeter, Rote Karte. Und jetzt? Lengsfeld muss ran - trotz seiner Fingerverletzung. Dabei hatte der gebürtige Regensburger vor der Partie schon mit dem Gedanken gespielt, unter die Dusche zu hüpfen. Er tat es nicht, sondern setzte sich auf die Ersatzbank. Eine gute Entscheidung. Eilig wird der Finger getapt, Lengsfeld macht sich bereit. Wie sich später herausstellt unter richtig schwierigen Bedingungen. Der Keeper hatte nach dem Warmmachen die Hilfe eines anwesenden Sanitäters in Anspruch genommen, der Chirurg ist. Von dem Bundeswehrarzt ließ er sich den ausgekugelten Finger wieder einrenken und mit Spritzen die Hand halbseitig betäuben. Die Schmerzen waren weg. Die Voraussetzungen, um Bälle mit der Hand sicher kontrollieren zu können, dagegen alles andere als gut.
54. Minute: Lengsfeld und Loboué müssen leicht schmunzeln, als sie sich am Spielfeldrand in die Augen schauen. Lengsfeld geht zwischen die Pfosten, beim Elfmeter von Dimitrios Ferfelis hat er keine Chance.
58. Minute: Die nächste kalte Dusche für Lengsfeld. Eine Ecke klärt die Eintracht nur in die Spielfeldmitte, aus 18 Metern trifft Kevin Lahn mit einem Flachschuss zum 2:1.
65. Minute: Lengsfelds Miene hellt sich auf - dank der Dummheit des Koblenzer Akteurs Murat Sejdovic. Wegen eines Handspiels im eigenen Strafraum fliegt auch er mit Rot vom Platz. Marco Quotschalla verwandelt den Elfmeter sicher zum 2:2.
87. Minute: Der Eintracht gehört die Schlussphase. Die Gäste sind einem dritten Treffer näher. Ein Kopfball von Erdogan Yesil yurt senkt sich auf die Latte.
Schlusspfiff: Das Ende eines nach der Pause turbulenten Spiels. Lengsfeld, der hofft, im nächsten Heimspiel am Freitag gegen Kassel auflaufen zu können, sinkt zu Boden. Seine Gefühlswelt ist durcheinandergewirbelt: "Einerseits ist es ärgerlich, dass wir nicht noch gewonnen haben. Andererseits war es ein überragender Auftritt von den Jungs. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt." Eingang wird die Partie auch in Lengsfelds persönliche Annalen finden: "Solch ein Spiel werde ich wohl nicht mehr erleben."Extra

Anzeigen: Nach Angaben der Koblenzer Polizei haben vor und nach dem Regionalligaspiel rund 100 TuS-Anhänger versucht, die Konfrontation mit Eintracht-Fans zu suchen. Die Beamten hätten dies verhindert. Gegen elf TuS-Anhänger wurden Strafanzeigen wegen Beleidigung erstattet. Ein Anhänger wurde vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen. Am Samstagvormittag kassierte die Polizei nach eigenen Angaben mehrere von TuS-Anhängern erstellte Schmähplakate ein, die an Trierer Fans gerichtet waren. Bereits am Freitagabend hätten TuS-Fans versucht, unerlaubt ins Stadion zu gelangen - der Sicherheitsdienst habe einschreiten müssen. bl

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