Dicke Luft wegen "digibet"

Bei der Lotto Rheinland-Pfalz GmbH ist die Wut auf Fußball-Regionalligist Eintracht Trier groß. Hintergrund ist die Partnerschaft des Clubs mit dem privaten Wettanbieter "digibet" — und damit einer Konkurrenz der Lotto-Sportwette "Oddset". Die Koblenzer Gesellschaft kündigt an, die Eintracht fortan nicht mehr finanziell unterstützen zu wollen.

 Hans-Peter Schössler. Foto: TV-Archiv

Hans-Peter Schössler. Foto: TV-Archiv

Koblenz. (bl) Hans-Peter Schössler spricht von einem "Gipfel der Naivität." Es sei naiv zu glauben, Lotto würde die Förderung von Eintracht Trier aufrechterhalten, nachdem der Club einen langfristigen Vertrag mit dem privaten Wettanbieter "digibet" abgeschlossen hat. Schössler, Geschäftsführer der Lotto Rheinland-Pfalz GmbH, nennt "digibet" einen "illegalen Wettanbieter", da er in Deutschland keine Konzession besitze.

Wegen der großen Werbe-Einschränkungen hat die Lotto Rheinland-Pfalz GmbH ihre Sportförderung neu geordnet. Seit Sommer 2008 tritt die Lotto-Stiftung, eine Tochtergesellschaft, als Mäzen auf. Sie will der Eintracht in dieser Saison 50 000 Euro zur Verfügung stellen. Lotto fühlt sich jedoch vom Regionalligisten vor den Kopf gestoßen. Schössler: "Wir haben seit dem Jahr 2000 mehr als 650 000 Euro als Sponsor und Spender an den Verein gezahlt. Durch die Partnerschaft mit ,digibet' ist der Weg einer weiteren Förderung verbaut worden." Bei einer Vorstandssitzung der Lotto-Stiftung am heutigen Dienstag soll auch darüber gesprochen werden, ob ein für diese Saison ausstehender Teilbetrag überhaupt noch überwiesen wird.

Schössler gibt sich grundsätzlich als Freund der Eintracht, er wünscht dem Club Erfolg. Doch beim Thema Glücksspielmonopol ist er knallharter Lobbyist. Er zieht die rechtliche Grundlage des Sponsoring-Vertrags zwischen "digibet" und der Eintracht in Zweifel: "So lange es keine Liberalisierung des Glückspielmarkts in Deutschland gibt, ist der Staat aufgefordert, alles zu untersagen, was nicht legal ist. Momentan legal in Deutschland ist aber nur Lotto." Schössler fordert eine Gleichbehandlung im Wett-Bereich: "Ich habe nichts gegen eine Liberalisierung des Markts. Es darf aber nicht sein, dass wir momentan 35 Prozent Steuern und Abgaben zahlen müssen — und ausländische Anbieter gar nichts."

Eintracht-Vorstandsmitglied Harry Thiele zeigt sich nicht wirklich überrascht vom Zorn aus Koblenz: "Wir mussten davon ausgehen, dass Lotto so reagieren würde. Dass Lotto möglicherweise die Förderung einstellt, haben wir bei der Bewertung des ,digibet'-Pakets mit ins Kalkül gezogen. Dennoch werden wir um die Förderung kämpfen. Wir sind an einem guten Verhältnis zu Lotto weiterhin hoch interessiert. Wir werden das Gespräch suchen."

Weiterer Bericht Seite 16

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