Die Krux mit den Kellerkindern

Bochum · Nach einer Fußball-Weisheit gewinnt der Angriff Spiele und die Abwehr Meisterschaften. In dieser Saison der Regionalliga West könnte es andersherum laufen. Im Aufstiegskampf hat Spitzenreiter Lotte dank einer im Vergleich zu Verfolger Trier besseren Chancenverwertung derzeit die Nase vorn.

 Spielertraube im Strafraum: Vom Quintett Oliver Zech, Christian Mengert, Chhunly Pagenburg, Denny Herzig und Ridvan Avci (von links) hat nur Bochums Kapitän den Ball im Blick. Foto: Heinz-Werner Sure

Spielertraube im Strafraum: Vom Quintett Oliver Zech, Christian Mengert, Chhunly Pagenburg, Denny Herzig und Ridvan Avci (von links) hat nur Bochums Kapitän den Ball im Blick. Foto: Heinz-Werner Sure

Bochum. Eintracht Trier ist seit sieben Spielen ungeschlagen. Eine tolle Serie, die aber über eins nicht hinweg täuschen darf: Gegen mehrere Kellerkinder der Liga konnte Trier in den vergangenen Wochen nicht gewinnen. 0:0 in Koblenz, 0:0 gegen Essen, am Samstag ein 1:1 beim VfL Bochum II. Punktverluste, die sich Lotte als wohlweislich schärfster Konkurrent um den Aufstieg gegen dieselben Gegner nicht geleistet hat (neun Zähler).
Warum gerät Trier gegen Teams aus den Niederungen der Liga in Schwierigkeiten? "Man kann nicht sagen, dass wir gegen solche Gegner das Spiel nicht machen können", sagt Vize-Kapitän Thomas Drescher. "Es ist einfach Mist, wenn man sieht, welche Chancen wir vergeben", schiebt er hinterher.
Worte, die das aktuelle Hauptproblem skizzieren und Dreschers Frust dokumentieren. "In Bochum müssen wir 4:1 oder 5:1 gewinnen, ohne Übertreibung", sagt der Routinier. Ganz unrecht hat er nicht. Alon Abelski traf aus knapp 40 Metern die Latte (8.), Fahrudin Kuduzovic vergab im Eins-gegen-eins-Duell mit Bochums Torwart Markus Scholz (37.), Ahmet Kulabas ließ zwei sogenannte 100-Prozent-Gelegenheiten fahrlässig aus (62., 84.).
Am Ende hieß es im Wattenscheider Lohrheidestadion 1:1. Ein trostloser Nachmittag, der bei der Eintracht für hängende Köpfe sorgte.
Drescher betont, dass die Mannschaft gemeinsam gewinne und verliere. Dass er sich von den Spielern, die vornehmlich fürs Toreschießen zuständig sind, mehr Kontinuität erhofft, bleibt aber auch kein Geheimnis. Zahlen lügen nicht. Die Quoten von Ahmet Kulabas (sechs Treffer in 14 Spielen) und Chhunly Pagenburg (vier Tore, 13 Einsätze) sind nicht schlecht. Doch es fehlt an Konstanz.
Beispiel "Kula": In den ersten vier Spielen blieb er erfolglos, dann traf er drei Mal in zwei Partien. Es folgte eine erneute Durststrecke von vier Partien, ehe er wieder drei Mal in zwei Einsätzen nacheinander jubeln durfte. In den vergangenen beiden Spielen blieb er ohne Treffer.
Auch andere Offensivakteure kommen noch nicht wie gewünscht in Fahrt. Thomas Kraus markierte erst ein Tor, Kuduzovic glänzte bislang nur vom Elfmeterpunkt. Wojciech Pollok befindet sich noch im Integrationsprozess.
Zum Vergleich: Die Sportfreunde Lotte dürfen sich derzeit über die Abschlussqualitäten von Stürmer Marcus Fischer freuen. 13 Tore in 14 Spielen sprechen für sich. Fischer hat einen großen Anteil daran, dass Lotte in der Tabelle nun bereits fünf Zähler vor Trier liegt. Angesichts der Drei-Punkte-Regel ist das noch kein Beinbruch, findet Drescher: "Aber wir müssen endlich wieder rattiger werden." Also erfolgshungriger. Die nächste Gelegenheit bietet sich am 19. November im Heimspiel gegen den Wuppertaler SV. Dann geht\'s wieder gegen ein Kellerkind.Extra

Serie gerissen: 613 Minuten lang blieb Eintracht Trier in der Liga ohne Gegentor - dann sorgte Bochums Ridvan Avci für das Ende der Serie. Er schenkte Trier mit seinem Tor zum 1:0 (47.) den ersten Gegentreffer seit dem 9. September ein. Rheinlandpokal: Am kommenden Wochenende werden in der Regionalliga nur drei vorgezogene Partien ausgetragen. Die Eintracht hat spielfrei. Am Dienstag, 15. November, 19.30 Uhr, tritt sie in der vierten Runde des Rheinland-Pokals beim SV Mehring an. bl

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