"Dieses Spiel ist nicht einfach zu verarbeiten"

Trier · Von vielen Seiten hat es Schulterklopfen gegeben, doch dafür kann sich Eintracht Trier nichts kaufen. Bei der 1:2-Pokalniederlage gegen den Hamburger SV schrammten die Moselaner nur haarscharf an einer Sensation vorbei. Entsprechend kräftig haben Spieler und Trainer an dem Resultat zu knabbern.

 Eintracht-Mittelfeldspieler Thomas Kraus ist beim Abklatschen mit den Fans der Frust über die Niederlage anzumerken (Bild links). Auch bei den Fans gab es lange Gesichter. TV-Fotos: Sebastian Schwarz (1), Friedemann Vetter (1)

Eintracht-Mittelfeldspieler Thomas Kraus ist beim Abklatschen mit den Fans der Frust über die Niederlage anzumerken (Bild links). Auch bei den Fans gab es lange Gesichter. TV-Fotos: Sebastian Schwarz (1), Friedemann Vetter (1)

Trier. Die Nacht war kurz. Extrem kurz. Mehrere Spieler von Eintracht Trier fielen erst gegen 4 Uhr morgens ins Bett. Zu sehr hatte sie der 120-minütige Pokalkrimi am Vorabend im mit 10 300 Zuschauern ausverkauften Moselstadion aufgewühlt. "Einige aus der Mannschaft saßen noch sehr lange zusammen. Wir haben über das Spiel gesprochen. Über viele Szenen, über strittige Entscheidungen", berichtet Innenverteidiger Oliver Stang.
Auch am Tag nach der 1:2-Niederlage gegen den HSV, die Dennis Aogo mit einem direkt verwandelten Freistoß in der Verlängerung besiegelt hatte, ist die Enttäuschung im SVE-Lager enorm. "Dieses Spiel ist nicht einfach zu verarbeiten", gesteht Stang. Auch Trainer Roland Seitz, der gleichfalls eine unruhige Nacht erlebte, hat noch mit der Rückkehr in den Alltag zu kämpfen: "Es stinkt mir einfach, dass wir nicht belohnt worden sind."
Trier machte gegen den mit einer B-Elf angetretenen Bundesliga-Vorletzten lange Zeit eine starke Partie und führte früh durch Ahmet Kulabas (9.). Mit einem 6-1-3-System hatte Seitz sein Team gut eingestellt: Bei Ballbesitz der Norddeutschen zogen sich die äußeren Mittelfeldspieler als zusätzliche Verteidiger zurück. Dass dem 1:0 ein von Schiedsrichter Robert Hartmann nicht geahndetes Handspiel von Fahrudin Kuduzovic vorausging, ficht Seitz nicht an: "Es gab ein paar strittige Szenen. Der Unparteiische hätte etwa Heiko Westermann nach einem Foul an Kulabas Rot zeigen können."
Dass der HSV im ersten Auswärtsspiel unter Neu-Trainer Thorsten Fink ("Ich wünsche der Eintracht alles Gute für den Aufstieg. Wenn sie so fightet wie gegen uns, wird sie das auch schaffen.") mit einigen Reservisten antrat, motivierte die Eintracht zusätzlich. "Wir wollten den HSV für diese Arroganz bestrafen. Eine Stunde lang sah es auch sehr gut aus", sagte Stang, der sich wunderte, mit seinem Innenverteidiger-Kollegen Denny Herzig in der ersten Halbzeit auf zusammen gerade einmal 15 (!) Ballkontakte gekommen zu sein: "Normalerweise musst du gegen einen Erstligisten in der Abwehr mehr zu tun bekommen."
Stang geht davon aus, dass die Mannschaft gestärkt aus der Partie hervorgeht, in der Marcus Berg nach gut einer Stunde den 1:1-Augleich erzielt hatte: "Bei uns herrscht eine ,Jetzt-erst-recht-Haltung\'. Der gute Auftritt wird uns allen noch mal einen Schub geben."
Mit dem Achtelfinal-Einzug kassiert der Hamburger SV 531 250 Euro aus dem Fernsehgeld-Topf. Geld, das auch die Eintracht sehr gut hätte gebrauchen können. Zum Beispiel, um mit einem kleinen Teil der Summe ein von Seitz gewünschtes Winter-Trainingslager zu finanzieren. Fällt das nun flach? Nicht zwingend - sagt Eintracht-Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi: "Ich verstehe den Wunsch des Trainers, aber als Verein können wir es nicht finanzieren. Vielleicht schaffen wir es jedoch, einen Aufenthalt im Süden über Patenschaften von Sponsoren zu ermöglichen."

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