Dieter Hecking ist überzeugt: "Diesmal geht es nicht schief"

Die Pokal-Reise nach Trier markierte für Dieter Hecking vor einem Jahr den Anfang vom Ende seiner Tätigkeit als Trainer von Hannover 96. Nun ist er Coach des 1. FC Nürnberg — und damit am Sonntag in der ersten DFB-Pokal-Runde erneut zu Gast im Moselstadion. Hecking sieht der Rückkehr gelassen entgegen.

 Neuer Anlauf: Trainer Dieter Hecking will mit dem 1. FC Nürnberg am Sonntag die Pokal-Hürde in Trier nehmen. Foto: dpa

Neuer Anlauf: Trainer Dieter Hecking will mit dem 1. FC Nürnberg am Sonntag die Pokal-Hürde in Trier nehmen. Foto: dpa

Nürnberg. (bl) Beim 3:1-Coup am 2. August 2009 zeigte Eintracht Trier das, was Gegner Hannover fehlte: Biss. "Trier hat sich in einen Rausch gespielt, dem haben wir nicht standgehalten", sagt Dieter Hecking rückblickend im Interview mit TV-Redakteur Mirko Blahak. Seinerzeit war er Trainer der Niedersachsen, nun will er mit dem 1. FC Nürnberg die Scharte von damals auswetzen.

Wie haben Sie auf das erneute Pokallos Eintracht Trier reagiert?

Hecking: Ich habe es im Urlaub erfahren. In der Nacht erhielt ich ein paar Kurzmitteilungen auf mein Handy. Die Schreiber meinten: "Du hast Glück, Du kannst Revanche nehmen."

Nach dem, was Sie im vergangenen Jahr in Trier erleben mussten: Freuen Sie sich überhaupt auf die Rückkehr?

Hecking: Ja, natürlich. Warum nicht. Damals sind wir verdient ausgeschieden. Aber auch jetzt ist die Situation im Vorfeld klar: Wir als Bundesligist müssen in Trier gewinnen. Ich bin selbstbewusst genug, zu sagen, dass es mit Nürnberg dieses Jahr nicht schief gehen wird.

Wie oft werden Sie in diesen Tagen auf die Blamage angesprochen?

Hecking: Ich werde nicht so sehr auf das Pokalspiel, sondern generell auf die ersten drei Pflichtspiele der vergangenen Saison mit Hannover angesprochen. Das Pokalspiel war ein Auslöser für meinen Rücktritt am 19. August 2009. Das muss man so sehen. Durch die Niederlage ist vieles wieder aufgebrochen, was wir nach der Vorbereitung hinter uns wähnten.

Was klappte nicht gegen Trier?

Hecking: Wir haben uns nach der ersten Halbzeit zu sicher gefühlt. Wir lagen mit 1:0 vorne und hätten sogar höher führen können. Trier hatte in den ersten 45 Minuten keine großartigen Chancen. Wir haben uns in der Halbzeit gesagt: "Wir müssen jetzt schnell das 2:0 machen, dann ist das Ding gelaufen." Das Gegenteil war dann der Fall. Die Eintracht hat nach dem Seitenwechsel deutlich gemacht, dass sie will. Nach dem 1:1 ist eingetreten, was man von einem Bundesligisten normalerweise nicht erwartet: Wir hatten keine Antwort auf den Ausgleich! Trier hat sich in einen Rausch gespielt, dem haben wir nicht standgehalten.

Vor dem Duell am Sonntag haben Sie Trier bereits beobachten lassen. Wie ist Ihr Eindruck von der Mannschaft, die mit vielen neuen Spielern bestückt ist?

Hecking: Trier hat gute Leute - etwa Hollmann oder Patschinski. Kraus ist ein sehr guter junger Stürmer, Meha ein guter Standardschütze.

Sie mussten Leistungsträger abgeben: Diekmeier, Tavares, Choupo-Moting, Ottl, Breno. Wie schwer wird's in der neuen Saison?

Hecking: Es gibt sechs, sieben Mannschaften, die um den Klassenerhalt kämpfen. Da wird Nürnberg dabei sein. Wir sind keine Fantasten. Wir glauben, die Abgänge adäquat ersetzt zu haben. Im defensiven Mittelfeld zum Beispiel wird Neuzugang Timmy Simons Andreas Ottl eins zu eins ersetzen. Und U-21-Nationalspieler Julian Schieber ist ein ähnlicher Spielertyp wie Maxim Choupo-Moting.

Nürnberg hat einige Talente in der Mannschaft. Von wem erwarten Sie vor allem einen Sprung?

Hecking: Ilkay Gündogan ist in aller Munde. Es gab diverse Anfragen für den Jungen. Er hat ein Riesenpotenzial. Auch Mike Frantz steht davor, den nächsten Schritt zu machen. Mehmet Ekici, den wir von Bayern München ausgeliehen haben, macht ebenfalls einen sehr guten Eindruck.

Der FCN ist interessiert am Trierer Sturmtalent Tim Eckstein. Wann wechselt er an den Valznerweiher?

Hecking: Ja, wir sind sportlich an dem Spieler interessiert. Es ist aber bis jetzt noch keine Einigung zwischen den beiden Vereinen erzielt worden.

Hintergrund

Nachdenkliche Töne: Vor neun Monaten nahm sich Torwart Robert Enke das Leben. Aus Sicht von Dieter Hecking hat die Bundesliga aus dem Schicksal nicht viel gelernt. "Schon ein paar Wochen danach war wieder Alltag eingekehrt. Wir leben nach wie vor in einer Gesellschaft, in der Respekt und Toleranz dem anderen gegenüber viel zu kurz kommt. Gerade dann, wenn jemand eine Schwächephase hat. Die Menschlichkeit darf aber auch im Profifußball nicht zu kurz kommen." Hecking war in Hannover zwischen September 2006 und August 2009 Trainer von Enke. (bl)

Zur Person

Dieter Hecking (45) bestritt als (Offensiv-)Spieler zwischen 1984 und 1999 36 Erstligaspiele für Mönchengladbach und den VfB Leipzig sowie 203 Zweitliga-Partien für Hessen Kassel, Waldhof Mannheim und Hannover 96. Bevor er am 22. Dezember 2009 sein aktuelles Engagement als Trainer des 1. FC Nürnberg antrat, coachte er den SC Verl, den VfB Lübeck, Alemannia Aachen und Hannover 96. Mit Nürnberg schaffte der Nordrhein-Westfale in der vergangenen Saison über den Umweg der Relegation den Bundesliga-Klassen erhalt. (red)

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