Ein Mann ohne Kompromisse

Seine Erfolgsliste ist lang. Aber auch er blieb nicht von einschneidenden negativen Erlebnissen verschont. Es gibt im Südwesten kaum einen erfolgreicheren Trainer als Robert Jung. Wer sich wundert, dass der 64-Jährige nach Salmrohr zurückkehrt, wo er vor mehr als 20 Jahren geschasst wurde, dem sagt Jung: "Ich bin nicht nachtragend."

 Robert Jung will den FSV Salmrohr wieder in erfolgreichere Zeiten führen. TV-Foto: Hans Krämer

Robert Jung will den FSV Salmrohr wieder in erfolgreichere Zeiten führen. TV-Foto: Hans Krämer

Pirmasens/Salmrohr. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet Robert Jung als Trainer. Er hat demzufolge viel erlebt und auch zu erzählen. Unangenehmer als einige Rausschmisse ("Die sind normal im Trainergeschäft") ist ihm eine Episode in Erinnerung, die auch schon zwei Jahrzehnte zurück liegt. Die Sprechchöre im Trierer Moselstadion ("Jung, du Sau") wird er nie vergessen. "Überall, wo ich war, habe ich immer nur meinen Job gemacht und versucht, das Beste aus meinen Spielern herauszuholen."

Dass die Trierer Fans von ihm nicht begeistert waren, kann er nachvollziehen, hatte er der Eintracht doch drei Jahre in Folge in die Suppe gespuckt. Zweimal verhinderte er mit dem FSV Salmrohr die Rückkehr der 05er in die zweite Liga, weil er in der Oberliga vor ihnen landete, "im Jahr darauf stieg ich mit Kickers Offenbach auf, und die Eintracht ging leer aus." Dennoch: "Persönliche Beleidigungen haben im Sport nichts zu suchen."

In Salmrohr, wo er am 1. Juli die Arbeit aufnimmt, hat er schöne Jahre erlebt. "Wir sind Meister und Zweiter der Oberliga geworden und in die zweite Liga aufgestiegen."

Aber es kam eben auch die Entlassung. Wegen des fehlenden sportlichen Erfolgs. "Die Bedingungen waren einfach nicht zweitligatauglich", sagt er im Rückblick, "die meisten Spieler waren berufstätig und mussten sich Urlaub nehmen, wenn in der Woche gespielt wurde. Ich erinnere mich an ein Spiel in Hannover, da kamen die Jungs um 12 Uhr von der Arbeit und sind dann in den Bus gestiegen. Dass das keine Vorbereitung für ein Zweitligaspiel ist, muss ich selbst einem Laien nicht erklären."

Fast hätte Hauenstein den Zuschlag erhalten



Nach dem Jubel über den Aufstieg ("Einen solchen Erfolg mit einem 1000-Einwohner-Dorf hat es nie mehr gegeben") dauerte es nicht lange, bis das "Umfeld" zu murren begann. Schon nach dem 3:3 im Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken brodelte es, "weil ich Edgar Schmitt ausgewechselt habe, da er an diesem Tag grauenhaft spielte." Als der FSV das nächste Spiel bei Rot-Weiß Oberhausen mit 1:6 in den Sand setzte, war Schluss. Kurios: Peter Rauen, der Mann, der ihm damals als amtierender Präsident den Rausschmiss mitteilte, holte ihn jetzt zurück. "Ich stand kurz vor der Vertragsunterzeichnung in Hauenstein, aber Salmrohr war schneller." Der noch bis Sommer am Gymnasium in Pirmasens als Oberstudienrat für Sport und Mathematik tätige Jung will mit Salmrohr in die Oberliga. Er macht aber auch schon vor seinem Amtsantritt klar, welche Vorstellungen er hat: "Wenn mir irgendjemand reinreden will, gibt es eine klare Ansage. Wenn es dann nicht aufhört, bin ich weg." Derzeit trainiert Jung einen Kreisligisten. "Die Jungs beherrschen jede taktische Variante. Wenn ein Rheinlandliga-Spieler das nicht lernt, hat er bei mir nichts zu suchen." Seine Erfolge - mit Salmrohr, Offenbach und Mainz stieg er in die zweite Liga, mit Pirmasens und Wehen in die Regionalliga auf - bestätigen seine Maxime: "Wer nicht mitzieht, kann gehen."

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