Eintracht-Anhänger widersprechen Darstellung der Polizei

Trier · Im Zusammenhang mit den Vorkommnissen während der Auswärtsfahrt nach Wuppertal bezieht die im Verdacht von Straftaten stehende Trierer Ultra-Gruppierung Stellung. Ihre Aussagen unterscheiden sich zum Teil enorm von den Angaben der Polizei.

Eintracht-Anhänger widersprechen Darstellung der Polizei
Foto: Manuel Kölker

Auf ihrer Internetseite www.insane-ultra.de legt die Gruppe detailliert ihre Sicht der Dinge dar. Mit einem Namen ist der Text nicht unterzeichnet. Vor allem in folgenden Punkten widersprechen die Ultras den bisherigen Mitteilungen der Polizei: Sie geben an, dass auf der Hinfahrt an der Raststätte Olzheim keines ihrer Mitglieder einen Mann angegriffen habe. Stattdessen habe der Mann eines ihrer Mitglieder attackiert, woraus sich eine Rangelei ergeben habe. Zudem hätten sie den Rastplatz bei Weilerswist nicht verwüstet, sondern in ihren Augen nur leicht beschädigt. Bei der anschließenden mehrstündigen Kontrolle auf einem anderen Rastplatz hätten Polizisten Pfefferspray in den voll besetzten Bus gesprüht, was zu einer Panik geführt habe.

Fanprojekt: Bedenken hier und da

Die Ultras kündigen in dem Beitrag an, sowohl im ersten Fall gegen den Mann als auch im Zuge des Polizeieinsatzes auf der Rückfahrt rechtliche Schritte einzuleiten. Thomas Endres vom Fanprojekt Trier kennt den Text der Ultras. Eine abschließende Einschätzung mag er nicht abgeben: "Es gibt zwei Darstellungen. Eine von der Polizei. Und eine von den Fans. Ich habe Bedenken, ob beide Versionen zu 100 Prozent dem entsprechen, was sich tatsächlich zugetragen hat."

Den Vorfall an der Raststätte Olzheim dürften Überwachungskameras aufgezeichnet haben. Nach Auskunft des Polizeipräsidiums Trier werden die Aufnahmen derzeit ausgewertet. Da es noch kein Ergebnis gibt, will sich Endres dazu auch noch nicht weiter äußern.

Mehr sagt er dagegen zu den Vorkommnissen auf der Rückfahrt: "Egal, ob der Sachschaden auf dem Rastplatz bei Weilerswist bei 200 oder 2000 Euro liegt: Sachbeschädigung ist absolut verurteilungswürdig und rechtfertigt eine Polizei-Kontrolle. Kritisch ist allerdings zu sehen, wenn Pfefferspray in den Bus gesprüht worden sein sollte. Da werden definitiv Unschuldige getroffen." Gleichzeitig betont er, dass er noch nicht wisse, welche Geschehnisse den Einsatz von Pfefferspray ausgelöst hatten. Später hatte die Polizei zudem noch einen Warnschuss abgegeben.

"Was genau passiert ist, muss wohl das Gericht klären", sagt Endres, der bei einem möglichen Prozess auf Fairness hofft: "Wer sich danebenbenommen hat, muss zur Rechenschaft gezogen werden. Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass sich der Großteil der 80-köpfigen Gruppe nichts hat zuschulden kommen lassen. Ich hoffe, dass sie nicht in Sippenhaft genommen wird, auch wenn es für die Polizei im Fußball manchmal schwer ist, die richtigen Täter zu identifizieren."

Meinung


Vernunft ist gefragt
Fußball ist Emotion, Fußball ist Enthusiasmus. Ohne Gefühlswallungen wäre er nicht für viele Fans die schönste Nebensache der Welt. Wer in und außerhalb der Stadien allerdings Regeln und Gesetze missachtet, darf nicht unter dem Deckmantel von Leidenschaft ungeschoren davonkommen. Wer Mist baut, muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden.

Bezogen auf die Vorkommnisse bei der Auswärtsfahrt nach Wuppertal heißt das: Wenn es unter den Eintracht-Anhängern zu Fehlverhalten gekommen ist, müssen die Übeltäter dafür geradestehen.

Inwieweit die Schilderungen der Ultras stimmen, können Außenstehende nicht beurteilen. Gleichzeitig müssen auch die von verschiedenen Polizeistellen vorliegenden Meldungen nicht unbedingt die Wirklichkeit eins zu eins abbilden. Zwei Beispiele: Nach Auskunft des Busunternehmens musste entgegen der Polizeidarstellung im Zuge der mehrstündigen Kontrolle auf der Rückfahrt kein Ersatzbus beschafft werden, sondern (wegen überschrittener Schichtzeit) lediglich ein Ersatzfahrer. Wie hoch der in der Mitteilung als "erheblich" eingestufte Sachschaden auf dem Rastplatz bei Weilerswist tatsächlich ist, steht zudem nach gestriger Aussage der Polizei Euskirchen noch gar nicht fest.

Fakt ist: Vorkommnisse wie die am Samstag braucht kein Mensch! Alle Beteiligten müssen reflektieren, was sie vielleicht oder offensichtlich falsch gemacht haben. Mögliche Konsequenzen sind mit Deutlichkeit, aber auch Besonnenheit zu ziehen.

m.blahak@volksfreund.de

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