Eintracht-Trainer Seitz: "Ich bin in Trier noch nicht fertig"

Leipzig · Seine Vertragsverlängerung dürfte nur noch Formsache sein. Im Trainingslager in Leipzig stand Roland Seitz, Trainer von Fußball-Regionalligist Eintracht Trier, dem Trierischen Volksfreund Rede und Antwort. Der Coach spricht Klartext. Seine Gedanken zu Neuverpflichtungen, Jeremy Karikari, Wojciech Pollok sowie einer ganz harten Entscheidung.

 Macht sich bereit für ein spannendes Aufstiegsrennen: Eintracht-Trainer Roland Seitz möchte mit Trier unbedingt in die Dritte Liga. Sollte es in diesem Jahr nicht klappen, will er in der nächsten Saison erneut angreifen. TV-Foto: Hans Krämer

Macht sich bereit für ein spannendes Aufstiegsrennen: Eintracht-Trainer Roland Seitz möchte mit Trier unbedingt in die Dritte Liga. Sollte es in diesem Jahr nicht klappen, will er in der nächsten Saison erneut angreifen. TV-Foto: Hans Krämer

Leipzig. In sieben Tagen startet Eintracht Trier wieder in die Regionalliga West - mit einem Heimspiel gegen Idar-Oberstein. Am morgigen Sonntag (16 Uhr) gibt's die Generalprobe beim luxemburgischen Erstligisten CS Grevenmacher. Wie geht Trainer Roland Seitz die nächsten Wochen und Monate an? Er verrät es im Interview mit Volksfreund-Redakteur Mirko Blahak.
Steigt Trier auf, verlängert sich Ihr Vertrag automatisch um zwölf Monate. Wenn Trier Regionalligist bleibt, soll Ihr neues Arbeitspapier gleich für zwei weitere Jahre gelten. Warum?
Seitz: Wenn wir nicht aufsteigen, kann es sein, dass der Etat um bis zu 250 000 Euro abgespeckt werden muss — falls wir uns nicht für den DFB-Pokal qualifizieren sollten und weil es kein Fernsehgeld mehr gibt. Wir wissen nicht, welche Qualität wir ab dem 1. Juli in der Mannschaft haben. Und die neue fünfgeteilte Regionalliga wäre für uns Neuland.
Deshalb haben der Vorstand und ich gesagt: Lass uns im ersten Jahr schauen, wo wir stehen. Reicht es nicht für den Sprung nach oben, versuchen wir es im zweiten Jahr. Wir müssen irgendwann mal da hoch!

Ende 2010 sagten Sie, Sie hätten sich abgewöhnt, in längeren Zeiträumen zu denken. Warum jetzt der Sinneswandel?
Seitz: Man wird älter und reifer. Es macht mir großen Spaß, in Trier zu arbeiten. Natürlich gibt es immer Möglichkeiten zur Verbesserung. Ob in der Infrastruktur oder allgemein im professionellen Arbeiten. Ich bin in Trier noch nicht fertig. Ich möchte alles dafür tun, damit wir in die dritte Liga aufsteigen. Wenn nicht heute oder morgen, dann eben übermorgen.
Wie realistisch ist der Drittliga-Aufstieg in dieser Saison?
Seitz: Unsere neuen Spieler - vor allem die, die später kamen - haben ihre Zeit gebraucht. Etwa Alon Abelski, Denny Herzig oder Oliver Stang. Die Heimniederlagen zu Saisonbeginn resultierten daraus, dass sich die Mannschaft noch nicht richtig gefunden hatte und dass manche Spieler noch nicht richtig fit waren. Jetzt sind wir eine Mannschaft, die sportlich die Chance zum Aufstieg hat.
Sie wünschen sich mehr Alternativen im Kader. Martin Hauswald bleibt suspendiert, Marc Gouiffe à Goufan ist weg, Max Bachl-Staudinger will weg. Statt größer wird das Team derzeit kleiner …
Seitz: Ja, leider. Marc Gouiffe à Goufan war mit dem von uns vorgelegten Angebot nicht zufrieden. Es war seine Entscheidung, zu gehen. Das ist bitter, weil er für uns noch sehr wichtig gewesen wäre. Wenn Jeremy Karikari im defensiven Mittelfeld ausfällt, haben wir ein Problem. Wir brauchen dort eine Alternative, ebenso wie auf der offensiven Außenbahn. Wir müssen das hinbekommen, auch wenn die Finanzierung für den Verein schwierig ist.
Wie hoch schätzen Sie die Chancen ein, dass der Vertrag mit Hauswald noch bis zum 31. Januar aufgelöst wird?
Seitz: Die Chancen stehen bei 50:50. Wenn Martin das will, finden wir eine Lösung. Wenn er sagt, ich sitze den Vertrag aus, haben wir keine Chance. Ich werde Anfang der Woche noch mal den Kontakt zu seinem Berater Henry Hennig suchen.
Max Bachl-Staudinger spielte in dieser Regionalliga-Saison vier Minuten, Olivier Mvondo 25 Minuten, Michael Dingels null Minuten: Ist die Kluft im Kader zu groß?
Seitz: Das Problem dieser Spieler ist, dass ihre Positionen anderweitig stark besetzt sind. Rechtsverteidiger Cataldo Cozza zum Beispiel spielt seit eineinhalb Jahren auf einem sehr guten, konstanten Niveau. Er hat auch dann gespielt, als er verletzt war. Da ist es für Michael Dingels schwer. Olivier Mvondo hat leider einen Rückschritt gemacht. Im September/Oktober 2011 hat er für mich sensationell gespielt. Daran konnte er danach nicht mehr anknüpfen. Max gibt immer alles. Mit ihm bin ich ausschließlich aus sportlichen Gründen nicht zufrieden.
Ist Jeremy Karikari für Sie momentan unersetzlich?
Seitz: Ja, es gibt keinen besseren ,Sechser\' in der Liga. Er dürfte normalerweise nicht bei uns spielen.
Warum kam Stürmer Wojciech Pollok bislang nicht in Fahrt?
Seitz: Er ist noch nicht so angekommen, wie wir uns das gewünscht haben. Das stimmt. Ich habe das Gefühl, dass er sich in einem System mit zwei Stürmern wohler fühlt. Mit einem 4-1-4-1-System habe ich aber gute Erfahrungen gemacht. Da wir keine Ausbildungsmannschaft sind, kann ich Wojciech nicht einfach mal fünf Spiele am Stück absolvieren lassen - egal, was passiert. Mit seiner Erfahrung muss er den Schalter selbst umlegen.
Er ist nicht der Typ Stürmer, den Sie eigentlich wollten …
Seitz: Vom Körperlichen her ist das richtig. Wir hätten uns einen großen Spieler à la Mössner gewünscht. Wir haben den Markt sondiert, solch ein Typus war aber nicht zu haben. Wenn man dann die Chance hat, Pollok zu bekommen, der in den vergangenen Jahren immer seine Tore erzielt hat, wären wir dumm gewesen, ihn nicht zu nehmen.
Wollen Sie nach der Winterpause mit einem oder zwei Stürmern spielen lassen?
Seitz: Wir spielen zunächst vier Mal hintereinander gegen Teams, die mit einem laufstarken Dreier-Mittelfeld operieren. Daher geht meine Tendenz momentan eher zum 4-1-4-1.
Linksaußen Chhunly Pagenburg muss immer wieder mit Blessuren aussetzen. Wie sehr wurmt Sie das angesichts seines Potenzials?
Seitz: Schon sehr. Dennoch kann ich angesichts von sechs Toren, die er in der Vorrunde erzielt hat, nicht unzufrieden sein. Trotz Leistungsschwankungen könnten bei ihm am Saisonende zehn, zwölf Treffer zu Buche stehen. Ich wünsche mir, dass ,Chhun\' mal einige Spiele am Stück machen kann.
In der Innenverteidigung kämpfen mit Oliver Stang, Denny Herzig und Torge Hollmann drei Spieler um zwei Positionen. Wer macht das Rennen?
Seitz: Das ist eine ganz schwere Entscheidung. Torge haut sich rein. Aber man merkt, dass ihm Spiel- und Trainingspraxis fehlen. Wenn Torge richtig fit ist, ist er für uns ein Top-Mann. Andererseits haben Oliver und Denny gut gespielt. Ich bin sehr zufrieden mit ihnen.
Kann Tolgay Asma nach langer Leidenszeit jetzt endlich durchstarten?
Seitz: Nein, noch nicht. Was er auf dem Platz macht, hat Hand und Fuß. Aber er muss die Rhythmuswechsel wieder beherrschen. Daran hapert es noch.
Alle Verträge bis auf die von Oliver Stang, Alon Abelski und Wojciech Pollok laufen im Sommer aus. Mit wem wollen Sie verlängern?
Seitz: Ich würde mit zwei Dritteln der Mannschaft weitermachen wollen. Wenn mein Vertrag unterschrieben ist, werden wir in die Gespräche einsteigen. Ich will nicht bis April warten. Bleibt die Frage, mit welcher Strategie. Spricht man über die Regionalliga und die Dritte Liga? Spricht man nur über die Dritte Liga? Und dann muss man sehen, ob die Spieler hierbleiben wollen. bl

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